11.05.2017
Stets frisch auf den Tisch
Sabine Levi, Inhaberin des Café Metropol am Dom, bietet auch im Café Mutz selbstgemachte Speisen.
Frischer Rhabarberkuchen steht auf der Theke. Ein warmes Blech voll. Über den Tischen im Café Mutz in Niederursel hängt ein süßlicher angenehmer Duft. Jeden Morgen, sagt Sabine Levi, wird Teig angerührt, dann gibt es Nachschub. Anhand der Vitrine rechts der Theke kann man sehen, warum das notwendig ist: Von den angeschnittenen Kuchen und Torten des Vortags sind nur noch einzelne Stücke übrig geblieben.
Dabei ist der alte Hof, an der Ecke, wo die Spielsgasse auf die Schüttgrabenstraße trifft und sich die Straße Alt-Niederursel durch den Ortskern schlängelt, nicht unbedingt der Ort, an dem allerlei Laufkundschaft entlang schlendert. „Die Leute finden aber trotzdem hierher“, sagt die 51-Jährige. Wie Levi schätzen sie die Ruhe, den Raum, die Natur um die Ecke. Gelegentlich nur fährt ein Auto vorbei, häufiger noch jemand auf einem Fahrrad.
Neben den Kuchen und einer langen Frühstückskarte bietet Levi auch regionale Küche in ihrem Café. Und Levi möchte mit dem Mutz auch ein kleines kulturelles Zentrum in Niederursel sein: Es gibt Lesungen, politische Vorträge, Konzerte. Jeden letzten Mittwoch im Monat wird ein Film gezeigt.
Dennoch: Wer aus anderen Frankfurter Stadtteilen hierher findet, der muss das wirklich wollen. Der muss einige breite Straßen passieren, die Hochhäuser der Nordweststadt hinter sich lassen. Auch für Sabine Levi, die in Sachsenhausen groß geworden ist, fühlte sich Niederursel zu weit draußen an, als sie das erste Mal hierher kam, auf der Suche nach einem Haus für die Familie. Vom Beifahrersitz aus schaute sie auf die Wohnblöcke. „Wo schleppst Du mich hier hin?“, habe sie zu ihrem Mann gesagt, erzählt sie. Als sie aber in die Straße Alt-Niederursel einbiegen, ist Sabine Levi begeistert. „Ein Hof ist hier schöner als der andere“, sagt sie über die alten Hofreiten mit dem Fachwerk.
Die Familie zieht in ein Haus, das früher Teil des Hofes war, auf dem auch das Gasthaus „Die drei Raben“ steht. Seit Sommer 2007 steht das alte Gasthaus leer, das über Jahrzehnte die Ortsmitte belebt hatte. Sabine Levi findet, etwas fehlt. Niederursel braucht ein neues Wohnzimmer, habe sie gedacht. „Ich finde es schrecklich, wenn man durch die Dörfer geht, und alles ist geschlossen.“ Also übernimmt sie das Haus, saniert es und öffnet im September 2009 das Café.
Mit Cafés kennt sich Levi aus, es ist kein Neuland für sie. Als 21-jährige Lehramtsstudentin mietet Levi erstmals ein Ladenlokal in Sachsenhausen. „Schon am dritten Tag habe ich gesagt: Ich werde nie etwas anderes machen.“ Der Laden läuft. 1995 übernimmt sie das Café Metropol in der Innenstadt, hinter dem Dom. Auch das wird ein Erfolg. Winter wie Sommer wird es dort knapp mit freien Sitzplätzen.
Das Bewirten, das Kellnern, es liegt ihr, sagt sie. Das Erfolgsgeheimnis vermutet sie aber woanders: Die Gäste schätzen es wert, sagt sie, dass die Gerichte ohne Fertigprodukte auskommen, dass alles frisch ist, die Kuchen selber gemacht sind. Und, dass sie als Inhaberin dem Café ein Gesicht gibt.
Artikel der frankfurt Rundschau vom 11.05.2017. Von Klaas Mucke
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