18.03.2008
Theaterstück erzählt vom Schicksal der Straßenkinder
Wer mitfühlt, der versteht leichter. Das weiß auch Gundula van den Berg, Lehrerin an der Niederurseler Erich-Kästner-Schule. Zusammen mit fünfzehn Schülern ihrer achten Klasse inszeniert sie derzeit das Stück „Knastkinder“, das Verein „Tatort – Straßen der Welt“ für Schulkinder geschrieben hat.
„Gerade im Alter zwischen 13 und 15 Jahren sind die Jugendlichen emotional sehr empfänglich für politisch und gesellschaftlich durchaus schwierige Themen“, erklärt die Lehrerin. Da sei Theater die richtige Methode.
58 Gruppen in ganz Deutschland spielen oder proben derzeit „Knastkinder“. Am Wochenende trafen sich Lehrer und Schauspielleiter zu einem Seminar im Schultheaterstudio der Nordweststadt, um gemeinsam zu erläutern, wie sie die Schicksale von Straßenkindern und minderjährigen Gefangenen hiesigen Jugendlichen näher bringen können. Die Kästner-Schüler gaben dafür eine Kostprobe ihrer Vorbereitungen.
„Knastkinder“ erzählt die Geschichte des 13 Jahre alten Dennis, der sich im Urlaub auf den Philippinen aus dem Hotel davonläuft, auf Manilas Straßen ausgeraubt und von der Polizei aufgegriffen wird. Gemeinsam mit Straßenkindern, die Dennis helfen wollten. Die Polizei glaubt dem Jungen nicht, dass er ein Tourist sei, und wirft ihn ins Gefängnis. Dort lernt der junge Deutsche noch einiges mehr über das harte, von Gewalt geprägte Leben der Straßenkinder.
Eine Geschichte, die viele politische Themen berührt. „Die Jugendlichen haben Präsentationen und Vorträge über Prostitution, Armut und Menschenrechte erarbeitet. Ihre Arbeitsergebnisse werden wir auch in einer Ausstellung zeigen“, sagt van den Berg. „Die Arbeit an dem Stück ist viel interessanter als normaler Unterricht. Wir können ganz vieles ausprobieren“, freuen sich Julia und Svenja, die beide im Stück mitspielen.
Damit die Lehrer mit ihren Schülern überhaupt einen so komplexen politischen Stoff bearbeiten können, erhalten sie Hilfe vom Verein „Tatort – Straßen der Welt“. Das Seminar vom Wochenende war bereits das zweite. Der 1998 unter anderen von den beiden Kölner „Tatort-Kommissare“ Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, auf die dramatischen Lebensumstände inhaftierter Kinder und Jugendlicher in vielen Ländern der Welt aufmerksam zu machen. Inspiriert wurden sie dazu durch die Dreharbeiten am Tatort „Manila“ in den Slums der philippinischen Hauptstadt.
Das Theaterprojekt brachte der Verein im Herbst 2006 ins Rollen. „Zusammen mit dem Autor Rüdiger Bertram und dem Bundesverband Darstellendes Spiel gelang es uns, ,Knastkinder’ zu einem bundesweites Projekt zu machen, das auf viel Interesse bei Theaterpädagogen, Lehrern und den Darstellern stößt“, sagte Martin Block vom Verein „Tatort – Straßen der Welt“. „Das Theaterstück dient als Basis. Es ist durchaus erwünscht, dass jede Aufführung einzigartig wird“, erklärt Block.
Tatsächlich wurden aus dem Stück auch schon ein Hörspiel und ein Musical. Die Schüler der Erich-Kästner-Schule haben noch bis zum 3. Juni Zeit, ihre Version von „Knastkinder“ bühnenreif aufzuarbeiten. Dann feiern sie im Schultheater-Studio in der Nordweststadt Premiere. Eine weitere Aufführung ist für den 11. Juni im Mousonturm geplant. (göc)
Informationen zum Verein „Tatort – Straßen der Welt“ gibt es im Internet unter http://www.tatort-verein.org.
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