18.04.2008
Mühlgraben wird ein neues Bett gebaut
Auch wenn die Niederurseler noch immer ihre Müllerin von Ursella krönen und Straßen und Gebäude an die alte Mühlentradition des Örtchens erinnern, die Wasserkraft aus Urselbach und Mühlgraben nutzt schon lange keine mehr.
Demnächst wird deshalb eine weitere Spur dieses historischen Gewerbes verschwinden. Statt durch die frühere Untermühle, der zugehörigen großen Scheune wegen auch Tabaksmühle genannt, soll der Mühlgraben künftig daran vorbei fließen, die Pläne für 300 Meter neues Bachbett hat die Stadtentwässerung bereits fertig.
Grund für diese Investition ist, dass der Betontrog, durch den der kleine Graben, der vor Jahrhunderten zum Antrieb der Mühlräder vom Urselbach abgeleitet wurde, fließt, marode ist. „Da besteht die Gefahr, dass er dem Gebäude schadet oder aber das Wasser bei Hochwasser irgendwohin abfließt, wo es keiner haben will“, erklärte Roland Kammerer von der Stadtentwässerung. Da aber niemand mehr die Mühle als solche nutze, schien es den Verantwortlichen zu teuer, den Trog zu sanieren. Deshalb soll nun der Bach um ein kleines Stück, links an der Mühle vorbei, verlegt werden. Etwa 90 000 Euro wird das neue Bett kosten.
Wann das passiert, ist noch nicht geklärt. Die zuständige Stadtentwässerung hat bereits eine Machbarkeitsstudie angefertigt und Pläne erstellt, dafür müssen nun die Genehmigungen eingeholt werden. Der „neue“ Mühlengraben soll naturnah angelegt werden, das heißt, er erhält ein Bett aus loser Steinschüttung. Wie schon auf den Metern zuvor, wird er wieder auf die zwei, drei Meter Breite ausgebaut. Für Spaziergänger ist er dann ein wenig leichter zu erreichen.
Am Wasserstand des Baches soll die Verlegung nichts ändern, das heißt, im Sommer läge der Mühlbach nach wie vor trocken. Das hätten die Grünen aus dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) gern anders. Sie wollen vom Magistrat wissen, ob es möglich ist, den Bach so zu sanieren, dass er danach ganzjährig Wasser führt. Eine entsprechende Anfrage haben sie für die heutige Sitzung des Stadtteilparlaments vorbereitet. Nach Auskunft der Stadtentwässerung ist an der Wasserführung des kleinen Grabens keine Änderung geplant. Das heiß, so richtig in Fluss kommt er auch weiterhin nur an Hochwassertagen.
Bis zum Zweiten Weltkrieg war dies anders. Damals trieb der künstlich angelegt Bach zahlreiche Mühlräder an, allein an der 1695 erbauten Untermühle waren es drei – zwei, um Getreide zu mahlen, ein weiteres trieb eine Ölmühle an. Diese brannte nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg nieder. Von den zehn Niederurseler Mühlen, die Mitte des 19. Jahrhunderts registriert waren, nahm nur noch die Obermühle nach 1945 wieder ihren Betrieb auf und lief noch bis zum Anfang der 1950er Jahre. (ing)
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