07.05.2008
Spielplatzstreit in Niederursel
Kaum ist der Spielplatz an der Oswaltstraße fertig, gibt es Klagen, er sei jetzt zu groß. Die Freude bei den kleinen Niederurselern ist riesig: Aus ihrem kleinen, wenig spektakulären Spielplatz ist –auch dank des Engagements der Eltern – eine neue Abenteuerwelt geworden:
Für 80 000 Euro wurde die Spielfläche auf den Garagendächern an der Oswaltstraße mächtig aufgerüstet. Zu sehr, behauptet gar der ein oder andere Anwohner. Kaum waren die neuen Spielgeräte aufgestellt, schon gingen die ersten Beschwerden beim Grünflächenamt ein: Zu groß sei die neue Anlage, zu nah an seinem Zaun stünden die Spielgeräte, schimpfte vor allem ein Nachbar – und forderte gar den Abriss.
Jahrelang haben die Eltern aus der Oswaltstraße für die Neugestaltung gekämpft. „Vor knapp vier Jahren war der Platz völlig runtergekommen“, erzählt Marion Quarter, die damals die Patenschaft für den Spielplatz übernommen hat. Sie mobilisierte die Eltern, erst für Reinigungsaktionen, dann für einen Arbeitseinsatz. Väter und Mütter pinselten das alte Klettergerüst neu an und brachten die Geräte nochmals in Schwung.
Gleichzeitig wandten sie sich an Kinderbüro, Ortsbeirat und Grünflächenamt, damit diese sich für eine Neugestaltung einsetzen mögen. „Und dann kam die gute Nachricht: 2008 ist die Oswaltstraße dran“, so die Spielplatzpatin. Im Frühjahr legte das Grünflächenamt los. Entstanden ist ein neu angelegter Spielplatz für Kinder bis zu zehn, zwölf Jahren, der seine Ideen von einem Bauernhof ableitet: Traktor und Heuwagen wurden als Klettergeräte gebaut, dazu kommen Kletternetze und Schaukeln für Babys und ältere Kinder.
Stein des Antoßes ist nun in erster Linie der „Heuschober“, ein etwa drei Meter hoher Turm mit schrägem Dach, der als Aufstieg für die kleine Rutsche gebaut wurde. Von dort aus, so klagt der Nachbar, könnten ihm die Kinder nun ins Wohnzimmer schauen oder gar Müll in seinen Garten werfen. Der Turm müsse wieder weg. Auf Kompromisse, wie die Entfernung des Daches oder die Montage von Blenden, die bei mehreren Ortsterminen mit allen Beteiligten diskutiert wurden, wollte er nicht eingehen.
Für Eltern und Grünflächenamt eine ganz und gar unverständliche Forderung. „Das sind kleine Kinder, die haben wirklich anderes zu tun, als einen Nachbarn zu beobachten“, sagt Marion Quarter, die mit ihrem fast vierjährigen Sohn auf den Platz kommt. Um die 20 Kinder spielten regelmäßig dort. Meist erst ab drei, vier Uhr nachmittags. „Vorher sind die meisten im Kindergarten“, sagt die Spielplatzpatin.
Zudem weisen am Rande des Platzes Schilder darauf hin, dass die Mittagsruhe einzuhalten ist und die Anlage nicht für Jugendliche gedacht ist. „Früher haben sich dort abends Ältere getroffen. Doch mit denen habe ich geredet, die kommen nicht mehr“, so die engagierte Mutter. Dass jemand etwas gegen den so gelungenen Spielplatz haben kann, könne von den Eltern niemand nachvollziehen.
Auch das Grünflächenamt hat nicht vor, irgendetwas an der Anlage zu ändern. „Den Turm umzusetzen oder ähnliches würde 10 000Euro kosten. Und dafür gibt es überhaupt keinen Grund“, sagt Inga Kramer, Teamleiterin der Neubauabteilung im Grünflächenamt. „Wir haben alle Pläne nicht nur baurechtlich abgestimmt, sondern auch im Ortsbeirat öffentlich vorgestellt. Alle hatten Einverständnis erklärt“, so Frau Kramer. Und immerhin stünde der Turm ganze neun Meter vom Fenster des Nachbarn weg. Und die Standfläche des Turms sei ja gerade mal 1,50 Meter hoch. „Wir sehen keinen Grund, da irgend etwas zu verändern.“ (ing)
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