15.05.2008
Gegner kommen nach Praunheim
Die Nordweststädter wollen erklären, warum sie die geplante Ortsumgehung ablehnen.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während in Praunheim eine Mehrheit jubelt, dass die Pläne für die schon lange gewünschte Ortsumgehung immerhin konkreter werden, sieht sich so mancher Nordweststädter schon ausziehen, wenn die neue Straße tatsächlich gebaut werden sollte. Denn ihrer Meinung nach wird nach den Plänen, die jüngst als „Vorstudie zur Machbarkeitsstudie“ veröffentlicht wurden, das Problem nur verlagert: Während die Praunheimer zumindest stellenweise vom Verkehr verschont würden, bekämen die Nordweststädter einen ganzen Schwung davon mehr.
Bisher arbeiten die einen gegen die anderen. Während Praunheimer, vor allem die dortigen Lokalpolitiker, bei den Stadtverordneten und in den Dezernaten werben, damit das wohl 70 Millionen Euro teure Projekt vorangetrieben wird, versuchen Nordweststädter, allen voran die Bürgerinitiative Ortsumgehung Praunheim und der Runde Tisch, den der Verein Brücke 71 für Gegner und Befürworter ins Leben gerufen hat, ihre Kritik zur vorliegenden Trassenplanung loszuwerden. Jetzt wollen sie den Praunheimern erklären, warum sie die Pläne inakzeptabel finden.
„Auch wir wollen, dass die Praunheimer ihre Entlastungsstraße kriegen. Aber von dem, was da bisher geplant ist, kann man gar nicht sagen, ob es den gewünschten Effekt bringt“, erklärt Wulf Raether, der den Runden Tisch als Vertreter der Brücke 71 moderiert. Zumal zu befürchten sei, dass die derzeitigen Pläne so viele Ungereimtheiten aufweisen und zudem so unerhört teuer seien, dass sich der Bau wohl noch weitere zehn Jahre verzögern könnte. „Davon kriegen die Praunheimer auch keine Entlastung.“ Die Diskussion sei inzwischen zum Politikum geworden – sachliche Argumente würden kaum noch eine Rolle spielen, so Raethers Eindruck.
Von der Nordweststadt aus gesehen, weist die Vorstudie – die eine sehr grobe Untersuchung darüber ist, ob der Straßenbau überhaupt denkbar ist – folgende Probleme auf: Sie bietet keine befriedigende Lösung, wie die neue Straße auf der Dillenburger enden könnte, stattdessen werden Einmündungen in den Hammarskjöld- oder Ollenhauer-Ring diskutiert – das würde das dort ohnehin schon hohe Verkehrsaufkommen weiter steigern.
Besondere Sorgen macht den Kritikern, dass der Praunheimer Weg auch nach dem Straßenbau nicht vom Verkehr entlastet würde und die Lage an der Stelle, wo die Straße in einem Tunnel unter der Europäischen Schule weitergeführt werden soll, unerträglich würde. „Die Tunneleinfahrt wäre direkt vor unseren Häusern, wie soll das gehen“, fragte ein Anwohner.
Diese und weitere Argumente, so zeigte sich die Mehrheit am Runden Tisch überzeugt, sollten auch die Praunheimer kennen. Am 10. oder 11. Juni, so fiel der Beschluss, wollen die Nordweststädter die besagte Vorstudie, die bisher nur die Stadtverordneten und Besucher in der März-Sitzung des Verkehrsausschusses und einige Politiker gesehen haben, öffentlich vorstellen. Und zwar in Praunheim. Raether hat sich bereits an den Vereinsring im Nachbarstadtteil gewandt, um erst einmal auszuloten, ob es dort Interesse an einem solchen Dialog gibt und die Mitglieder helfen, für die Diskussion zu werben. Da eine Antwort bisher noch aussteht, ist noch nicht endgültig beschlossen, ob die Veranstaltung tatsächlich zustande kommt. (ing)
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