26.08.2008
Ladengalerie auf wackligen Füßen
Im Nordwestzentrum müssen Stahlträger eingebaut werden, um die Last tragen zu können.
Von Sören Rabe
Deutschlands größtes Einkaufszentrum steht auf wackligen Füßen. Carsten Frank, Leiter der Bauabteilung der Immobilien von Josef Buchmann, dem Eigentümer der Ladengalerie, spricht aber von einem «ganz normalen» Vorgang. Nach gut 40 Jahren seien solche Reparaturarbeiten nichts Ungewöhnliches. Frank spricht auch nur von der «einen oder anderen Stütze». Mit der Traglast habe das nichts zu tun.
Insider berichten dagegen von massiven Problemen, die schon vor längerer Zeit abzusehen waren. Schon vor zwölf Jahren sei empfohlen worden, die Stützpfeiler zu verstärken. Statt «immer nur schöne Läden zu bauen», hätte in den Unterbau investiert werden müssen. Wer immer mehr oben drauf packe, dürfe sich nicht wundern, dass irgendwann statische Probleme auftauchen. Nun würden die Arbeiten doppelt oder drei Mal so teuer, ist sich ein Kenner des Nordwestzentrums sicher.
Der Grundstein für die Ladenzeile nach den Plänen der Architekten Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann wurde im Juli 1965 gelegt, die Eröffnung erfolgte im Oktober 1968. Anfang der 80er Jahre war es bereits heruntergekommen. Erst mit dem Kauf durch den Frankfurter Unternehmensberater Georg Faktor 1985 erlebte das Center einen neuen Aufschwung. Es wurde komplett überholt, bis auf den Unterbau. Josef Buchmann übernahm die Shopping-Mall in den 90er Jahren und trieb die Ausbaupläne voran. 2002 bis 2004 erfolgte dann der Anbau mit dem neuen Mode-Boulevard und der Erweiterung auf rund 150 Geschäften. Rund 200 Millionen Euro wurden investiert. Doch Geld in den Unterbau wurde auch diesmal nicht gesteckt.
Die Spuren sind derzeit deutlich in der Tiefgarage des Altbaus zu sehen. Arbeiter sind damit beschäftigt, die Streben des Gebäudes mit Stahlträgern zu verstärken. Da wird’s dem einen oder anderen Kunden, der mit dem Auto einfährt, schon ein wenig mulmig. Auch wenn Carsten Frank versichert, dass es nur die üblichen Ausbesserungsarbeiten sind.
Derweil machen die gerade sanierten Titus-Thermen im Nordwestzentrum bereits wieder Ärger. Der Wasserverlust sollte durch den Einbau eines neuen Edelstahlbeckens der Vergangenheit angehören. Das Becken ist auch dicht, doch durch die Fliesen tropft offenbar wieder Wasser. Kein Wunder, sagt der Insider, auch das sei vorauszusehen gewesen, und wirft den Bauherren vor: Wenn man nur die günstigste Lösung nehme, sei das Ergebnis anschließend unbefriedigend. Bei der Sanierung eines Teils der Sauna im Jahr 2003 sei dagegen vernünftig gearbeitet worden. «Da gibt es bis heute keine Beanstandungen.» Statische Probleme hatte es übrigens auch bei der Sanierung des Hallenbades von 2006 bis 2007 gegeben. Die Bäderbetriebe mussten auf eine Verlängerung der Rutsche verzichten. Die Begründung: Standprobleme.
Das Management des Nordwestzentrums hält sich derweil bedeckt. Heinz-Jürgen Becker, Geschäftsführer der Verwaltungsgesellschaft, wollte dazu keine Stellung nehmen. (sö)
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