25.09.2008
Verwaltung auf Betriebsausflug: Das Relikt der 50er Jahre
Schon wieder! Am 18. September waren bis auf eine alle Stadtteilbibliotheken geschlossen, am Montag, 29.September sind bis auf das Freibad Hausen alle An diesem Tag, ist allen egal, wo in der Firma der Hammer hängt: Betriebsausflug! Am Montag, 29. September, lassen die Mitarbeiter der städtischen Bäderbetriebe mal für einen Tag die Flossen hängen.
140 der 200 Beschäftigten fahren im Rahmen des Betriebsausflugs ins Freilichtmuseum «Hessenpark». Für die Frankfurter wird der 29. September damit automatisch zum Tag des Nichtschwimmers. Rebstockbad, Titus Thermen, Panoramabad Bornheim, Riedbad Bergen-Enkheim und das Hallenbad in Höchst bleiben geschlossen. Nur das Freibad Hausen ist von 6.30 bis 19 Uhr geöffnet.
Otto Junck, Geschäftsführer der Bäderbetriebe, betont allerdings, dass am Montag traditionell die wenigsten Besucher kämen. Nicht immer seien wegen des Betriebsausflugs die Bäder dicht. Im vergangenen Jahr hätte sich die Belegschaft beispielsweise nur zu einem abendlichen Treffen im Brentanobad eingefunden.
Wenn die Mitarbeiter zum Betriebsausflug ausgeflogen sind, sorgt das schon mal für Ärger. Am 8. Juli 1999 war aus diesem Grund die Telefonzentrale im Römer nicht besetzt. Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) persönlich sprach ein Machtwort, dass das nie wieder vorkommt. Seitdem ist in allen Ämtern ein Notdienst im Einsatz.
Eine Dienstvereinbarung regelt die Betriebsausflüge der Stadtverwaltung und der Eigenbetriebe. Demnach steht dafür ein Arbeitstag zur Verfügung, die Kosten für die Fahrt werden nicht ersetzt, so Karin Müller vom Personaldezernat. 1995 wurde der Zuschuss der Stadt in Höhe von 15 Mark für die Ausflugsfahrten gestrichen.
Für Event-Veranstalter sind Betriebsausflüge ein gefundenes Fressen. Sie locken Bürohengste (und -stuten) mit Rafting in Tirol, Baggerfahren mit einem Caterpillar oder Bungee-Jumping vom Hamburger Hafenkran. Die Stadtverwaltung macht keine so großen Sprünge. Aber einzelne Ämter suchen dennoch die Herausforderung jenseits von Akten und Formularen. Das Standesamt unternahm im vergangenen Jahr eine Fahrt mit einer Draisine, einem muskelbetriebenen Schienenfahrzeug. Da müssen alle mit anpacken, wenn Tempo gebolzt werden soll. «Gruppen, die sich gut verstehen, arbeiteten zusammen», erinnert sich Standesamtsleiter Peter Dommermuth. Genau mit diesem Argument werden Betriebsausflüge immer begründet.
Den Betriebsklima-Experten Georg Paulus vom Branchendienst «Experto» kann das nicht so sehr überzeugen, denn: «Während des Betriebsausflugs sind oftmals überwiegend die Personen zusammen, die sich ohnehin schon sehr gut kennen. Optimal wäre, wenn sich während des Betriebsausflugs Personen verschiedener Abteilungen zusammenfinden, die sich noch nicht so gut kennen», meint Paulus.
Diesem Anspruch ist möglicherweise das Sportamt der Stadt in dieser Woche gerecht geworden. Die Mitarbeiter bestiegen die Wasserkuppe in der Rhön, und labten sich anschließen im Kloster Kreuzberg am berühmten dunklen Bier (Stammwürze: 12,5 Prozent, Alkoholgehalt: 5,4 Prozent). Danach hatten sie noch genug Kondition, um im Hof des Sportamtes zu grillen. Das Liegenschaftsamt besichtigte dagegen Frankfurter Lagen. Zuerst den Zoo, danach folgte eine kriminalistischer Stadtführung.
Von der Pressestelle der Mainova war gestern niemand zu erreichen. Wahrscheinlich waren alle auf einem Betriebsausflug.
Von Thomas Remlein
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