22.10.2008
Der «Rab» findet keine Ruhe
Die einen wollen Vergnügen, wenigstens abends, beim Bierchen. Die anderen wollen Ruhe, wenigstens in ihrer Freizeit. Auf diese beiden Nenner lässt sich der Nachbarschaftsstreit bringen, der um das Lokal «Zum klaane Rab» in Niederursel ausgetragen wird. Einen gemeinsamen Nenner hat die Geschichte bisher nicht.
Vor knapp zwei Jahren wurde die Gastwirtschaft «Zum klaane Rab» auf dem Areal der TSG Nordwest am Weißkirchner Weg eröffnet. Seitdem, so wiederum der erste Nenner, schlägt sich das Inhaber-Paar Ursula und Klaus Rettig sowie ihr Geschäftsführer Axel Ziegler, der Wirt im «Rab», mit einer ganzen Serie von Beschwerden rum.
Da ist der Dampfabzug aus der Küche. Das Ordnungsamt sprach vor, der Abzug sei zu laut und stinke. Das Problem sei inzwischen behoben, bestätigen Klaus Rettig und auch Frank Schauer, im Ordnungsamt zuständig für Gaststätten- und Gewerbeangelegenheiten. Der Filter wurde nachgerüstet. Und um den Lärm zu drosseln, ließ das Amt eine Zeitschaltuhr einbauen. Zwischen 22 und 6 Uhr geht die Anlage gar nicht an.
Dann sind da die immer wieder kehrenden Beschwerden wegen des Lärms aus dem «Rab». Mal spielt das Radio draußen zu lang, mal sitzen die Gäste zu lang im Sommergarten, mal geht’s am Biertisch zu hoch her. Bis zu drei Mal waren Stadtpolizei und Ordnungsamt an einem Tag schon da. Im Sommer hat das Ordnungsamt über mehrere Abende den Lärm, der von der Wirtschaft ausgeht, gemessen. «Die Nachbarn beschwerten sich durchaus zu recht», bestätigt Schauer. Die Messung habe ergeben, dass dann und wann die Lärmgrenzen in den Abendstunden überschritten wurden.
Und dann sind da noch all die anderen großen und kleinen Grenzübertretungen, die den Gastwirten vorgeworfen werden. Ihr Sommergarten sei zu groß, sie räumten zu früh auf, hätten viel zu lang geöffnet.
So sei das eben in einer Gastwirtschaft, mucksmäuschenstill und ohne Öffnungszeit sei sie nicht zu machen, stöhnen die Betreiber. Sie fühlen sich schikaniert.
Aus der Perspektive des zweiten Nenners, nämlich der Nachbarn, sieht alles ganz anders aus. Ruhig lagen ihre Häuser bis zur Eröffnung des «Klaanen Rabs». Rettigs Vorgänger öffnete nur kurz, der neue Betrieb ist von morgens um 11 bis nachts geöffnet, sieben Tage in der Woche. Für die Nachbarn gibt es kaum noch Stunden ohne die Kneipengeräusche, vom Flaschenklappern bis hin zum Lachen.
Dass sie in ihrer Freizeit Ruhe wollen, daran denke im Lokal niemand, wenn er die seine gerade beim Schoppen genießt. So das Gefühl der Nachbarn. Sie fühlen sich mal ignoriert, mal provoziert.
Die Lösung dieses Konflikts kennen alle Parteien: Nachgeben, Kompromisse suchen. Nur denkt jeder, der andere sei in der Pflicht. «So ist eben ein klassischer Nachbarschaftsstreit. Die Fronten sind verhärtet», sagt Schauer. In seinem Amt erlebt er das nicht zum ersten Mal – und wieder sitzen die Ordnungshüter zwischen allen Stühlen. Zwar gehe rechtlich die Ruhe der Nachbarschaft den Interessen von Geschäftsleuten vor. «Wir können aber nur darauf dringen, dass der Wirt das einhält, was Recht und Gesetz ist.» Doch auch das mag noch störend wirken.
Die Vermieterin, die TSG Nordwest, konnte bisher keinen Frieden in ihrer Nachbarschaft stiften. Ein anberaumtes Gespräch mit Wirt und Beschwerdeführer hatte wenig Erfolg. Wohin das führen soll, weiß keine der Parteien. Es sei ja alles nicht so kompliziert, sagen sie alle. Wenn nur der andere mehr Rücksicht nehmen würde.ing
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