24.06.2009
Vergesst das Zentrum nicht!
Bis 2013 sollen für mindestens 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren Betreuungsplätze angeboten werden. Doch davon ist die Stadt noch weit entfernt. Auch in der Nordweststadt fehlen Plätze. Angeblich mangelt es an geeigneten Räumen.
Im Kleinen Zentrum ist kein Platz für eine Kinderkrippe. Das geht aus einem Bericht des Magistrats hervor. Damit ist die Stadtverwaltung aber auch schon wieder am Ende ihres Lateins. Dabei wäre ein paar hundert Meter weiter viel Platz für eine Betreuungseinrichtung. Im ehemaligen Gemeindezentrum. Doch das verfällt mit jedem Tag ein bisschen mehr. Keiner fühlt sich verantwortlich.
Bis 2013 muss die Stadt 6000 zusätzliche Betreuungsplätze schaffen. Nur so kann sie den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung ab dem ersten Lebensjahr einlösen. Vom Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Mertonviertel, Niederursel, Nordweststadt, Römerstadt) kam der Vorschlag, im Kleinen Zentrum an der Thomas-Mann-Straße eine Kinderkrippe zu öffnen. Der Magistrat hatte bei der Suche ausdrücklich um Hilfe des Stadtteilparlaments gebeten.
Der Ortsbeirat hielt diesen Standort für geeignet, weil das Kleine Zentrum zentral in der Nordweststadt gelegen ist, in der unmittelbaren Umgebung keine Autos fahren und Ladenräume dort leer stehen. Ein Irrtum, wie sich auf Nachfrage der Stadtverwaltung herausstellte. «Leider gibt es im Moment dort keine weiteren räumlichen Kapazitäten», heißt es in dem Bericht des Schuldezernats. Soweit der Magistrat vom Vermieter des Kleinen Zentrums in Kenntnis gesetzt worden sei, seien die derzeit leerstehenden Ladenlokale bereits vermietet. Die neben dem Hort «Rasselbande» des Vereins für berufstätige Eltern befindlichen beiden Läden seien für die notwendige Erweiterung des bestehenden Horts vorgesehen. Auch die anderen, gegenüberliegenden Ladenlokale seien, laut Hausverwalter, schon vergeben. Deshalb bittet die Stadtverwaltung den Ortsbeirat erneut um Hilfe.
Die hat’s jedoch schon längst gegeben. Im Mai hat der Ortsbeirat seinerseits den Magistrat gebeten, bei allen Überlegungen zu zukünftigen Nutzungen des ehemaligen Gemeindezentrums auch an eine Zweckbestimmung als Kindertagesstätte zu denken. Schließlich sei in dem Gebäude einst schon mal eine Kita untergebracht gewesen. Geeignet wäre es. Und groß genug für eine Kita und eine Kinderkrippe ebenfalls. Aber eben nur «wäre».
Denn ob jedoch die Stadt auf diesen Vorschlag des Stadtteilparlaments eingeht, ist nicht zu erwarten. Schließlich hat die Verwaltung – trotz des einmütigen Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung – noch immer nicht dafür gesorgt, dass das Gelände und vor allem das Gebäude wenigstens gesichert werden. Sämtliche Fenster sind eingeschlagen, Schieferplatten von der Fassade abgerissen, ein Regenrohr liegt im von Unkraut überwucherten Garten. Wer das Gebäude – unerlaubt – betritt, dem drohen Verletzungen.
Der Zugang ist frei, Absperrungen fehlen – und natürlich gehen Personen rein. Meist nicht in friedlicher Absicht. Denn ein Blick ins Innere offenbart das ganze Ausmaß der Zerstörung. Der Windfang ist zertrümmert, die Deckenverkleidung abgerissen, auf dem Boden liegen Scherben und Müll, von der Einrichtung ist nichts mehr intakt.
«Es gebe stadtintern noch Beratungsbedarf», hieß es auf FNP-Anfrage lapidar aus dem Baudezernat. Soll heißen, dass der Magistrat Waisenhausstiftung (ihr gehört das Grundstück) und Insolvenzverwalter (er ist für das Gebäude zuständig) dazu bringen will. Die Stadt sei nicht der Eigentümer, also auch nicht zuständig. Allerdings, so Dezernatsreferent Burkhard Palmowsky, «wird durch regelmäßige Begehungen sichergestellt, dass von dem Areal keine Gefahr ausgeht und das der Denkmalschutz gewahrt bleibt». Eine Aussage, die die Nachbarn mit Kopfschütteln quittieren dürften.
Von Simone Wagenhaus
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