20.07.2010
Post im Zentrum macht dicht
Das Unternehmen hat seinem Partner gekündigt und gleich einen neuen gesucht
Seit knapp zehn Jahren gibt es der Toto-Lotto-Laden im Kleinen Zentrum, seit 2003 ist in ihm auch die Post untergebracht. Doch die wird nun geschlossen, dem Lädchen droht das Aus. Für die Betreiber, Yohannes Zeratsion und seine Ehefrau Hiwet Yehdego, eine Katastrophe.
Yohannes Zeratsion und seine Ehefrau Hiwet Yehdego sind verzweifelt, ihre Existenz steht auf dem Spiel. Die Deutsche Post AG hat ihnen gekündigt, die Agentur in ihrem Toto-Lotto-Zeitschriften-Lädchen im Kleinen Zentrum schließt am 31. August. Das Ehepaar hofft noch auf ein Wunder, sammelt Unterschriften, gut 500 sind in wenigen Tagen zusammengekommen. Doch das Wunder wird ausbleiben. Die Post hat bereits einen Nachfolger, Norbert Hartmann will die Partnerfiliale vom 1. September an in seinem Büro- und Schreibwarengeschäft in Alt-Niederursel 1b führen. Yohannes und Hiwet fühlen sich ausgebootet.
Am Anfang der Geschichte scheint ein Missverständnis zu stehen. Post-Gebietsleiter Frank Scheller hatte dem Ehepaar im März angeboten, die Agentur in eine «Kleine Partner-Filiale» umzuwandeln. Doch das lehnten Yohannes und Hiwet ab – nicht wissend, dass es sich um ein alternativloses Angebot handelte. «Wir wollten weitermachen wie bisher.»
Am 26. Mai folgte schließlich der Schock: Die Post kündigte dem Ehepaar, fristgemäß. Die gebürtigen Eritreer reichten Widerspruch ein, mehrfach, erklärten sich bereit, die Umwandlung in eine «Kleine Partner-Filiale» zu akzeptieren und einen neuen Vertrag zu unterschreiben. In einem Gespräch habe ihnen Gebietsleiter Scheller denn auch mündlich zugesichert, dass die Post die Kündigung zurücknehme und er sich melden werde. So sagt es jedenfalls Yohannes Zeratsion. Frank Scheller bestreitet dies jedoch, wie er über Postsprecher Stefan Heß ausrichten lässt. Zudem habe es mehrere Gesprächsrunden gegeben, in denen das Ehepaar die Pläne der Post AG abgelehnt habe. «Deshalb haben wir uns anders orientiert», sagt Heß. Ein Zurück werde es definitiv nicht geben.
Für Yohannes Zeratsion und Hiwet Yehdego ein herber Schlag, sind sie doch abhängig von dem, was der Laden abwirft. Und das ist nicht mehr viel, vor allem, seitdem der Supermarkt nebenan auch Zeitschriften und Backwaren anbietet – das Kerngeschäft ihres Ladens. Die knapp 400 Euro als Postangestellte waren bislang eine sichere Basis, die nun wegfällt. «Acht Stunden sollten die Post in der Woche betreiben, es waren deutlich mehr – und wir haben es gerne gemacht», sagt Familienvater.
«Ich weiß nicht, was jetzt werden soll», betont Yohannes Zeratsion, der früher als Investmentbanker bei der Dresdner Bank gearbeitet hat. Bis 2005, da wurde er wegrationalisiert. Seit dem ist das Lädchen, das einst von Hiwet Yehdego allein betrieben wurde, die einzige Lebensgrundlage des Paares, das zwei Kinder hat. 1070 Euro Miete zahlt das Ehepaar pro Monat für die 80 Quadratmeter, hinzu kommt die Miete für die Wohnung im Ben-Gurion-Ring. «Wie sollen wir das alles finanzieren?», fragt Yohannes Zeratsion verzweifelt.
Die Kunden unterstützen das Ehepaar, setzen gerne ihre Unterschrift auf die Liste. Doch, wie sich jetzt herausgestellt hat, vergeblich. Eine einzige Überlebenschance hat das Toto-Lotto-Lädchen: Viele Kunden, die Zeitschriften, Backwaren und Co. künftig wieder dort einkaufen. Wenn nicht, droht dem Geschäft das Aus. sim
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