30.12.2021
40-Jähriger nach Streit verletzt
Am Dienstagabend, den 28. Dezember 2021,...
mehr
05.11.2021
Lebendiger Adventskalender - Anmeldung
Das Quartiersmanagement Nordweststadt organisiert...
mehr
05.11.2021
Leuchtende Kinderaugen beim Martinsfeuer im Martin-Luther-King-Park
Quartiersmanagement sucht Freiwillige, die...
mehr
31.10.2021
Es ist so weit! Regionale Küche kehrt mit der Eselei ins NordWestZentrum zurück.
Weil diese Entscheidung nicht nur richtig,...
mehr
04.10.2021
Wohnungsbrand im 10.OG in einem Hochhaus
ie Freiwillige Feuerwehre aus Niederursel...
mehr
23.09.2021
SPD Niederursel greift Hochwasserproblem vor Ort auf
Auf Initiative ihres stellvertretenden Vorsitzenden...
mehr
20.09.2021
Müllcontainerbrand
Am Samstagmorgen (18. September 2021) kam...
mehr
14.09.2021
Frankfurter Wohnungsbau – Warum sich hier wieder einmal nichts tut
Der Bauherr am Stockborn in der Nordweststadt...
mehr
02.09.2021
Küche in Mehrfamilienhaus gerät in Brand
Gestern Vormittag (1. September 2021) geriet...
mehr
Tipps und Infos zur Freizeitgestaltung in und um Heddernheim.
mehr Infos


Gedichte und Geschichten von Heddernheimer Bürgern. z.B.
Erfreulicher
LESERBRIEF AUS FNP von

Prof. Hans Mausbach Nordweststadt
mehr

Die Motzbox ist der Heddernheimer Kummerkasten für Beschwerden usw. der Heddernheimer Bürger z.B.

 









21.09.2010

Grüne Stadt aus Beton

Die Nordweststadt in Frankfurt ist besser als ihr Ruf. Die Bewohner leben zwischen viel Grün, soziale Probleme halten sich in Grenzen. Dennoch ist das Zusammenleben der Kulturen ständiges Thema, und den Bürgern fehlen Orte, an denen sich alle treffen können.

Endstation Nordwestzentrum. Menschen zwischen Beton und Glas, umzingelt vom tosenden Verkehr auf dem Erich-Ollenhauer-Ring und der Rosa-Luxemburg-Straße. Das Tor zur Nordweststadt nimmt das Bild vorweg, das sich hartnäckig in den Köpfen hält von der Trabantenstadt im Nordwesten der Stadt: Enge aus Betonsilos. Die Fußgängerbrücke vom Einkaufszentrum rüber ins Quartier führt in eine andere Wirklichkeit. Saftgrüne Wiesen mit Blumen, Büschen und hohen Bäumen breiten sich aus, verhüllen mit Ästen und Blattwerk vereinzelte Häuserriegel zwischen Hammarskjöldring und Praunheimer Weg.

Wohnklötze scheinen in den Park gestellt: vier- und achtgeschossige Betonbauten, gelb und sandsteinfarben abgesetzt, kurze Reihen von Einfamilienhäusern mit blühenden Vorgärten. Und zwischen Bäumen, Büschen und Vogelgezwitscher ragt plötzlich ein Wohnturm gut zehn Stockwerke hoch in den Himmel. Sperrmüll liegt vor dem Eingang, die Fassadenplatten lassen das einstige Violett und Petrolblau nur noch erahnen. Und doch schluckt die Parklandschaft drumherum alle Tristesse.

„Hier gibt es einfach alles“, sagt Bilal Meral. Viel Grün, viel Beton, viele reiche aber auch viele arme Leute. Seit zwölf Jahren betreibt der gebürtige Türke einen Lebensmittel-Kiosk an der Niederurseler Landstraße. Viele ausländische Familien mit Kindern leben hier, erzählt er, und viele alte Deutsche. Altgeworden in den Wohnblöcken und Reihenhäusern der Großsiedlung, die Ende der 60er nach den Plänen der Architekten Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann zwischen Praunheim, Heddernheim und Niederursel für 25000 Menschen ins freie Feld gebaut wurde. Der Großteil der Wohnungen war ursprünglich sozial gebunden, wurde von Bahn, Post oder Polizei an ihre Mitarbeiter vergeben.

Es war neues Leben in der modernen Wohnstadt im Grünen, mit moderner Infrastruktur, Ladenzentren zur Nahversorgung, unzähligen kleinen Fußgängerbrücken über die großen Ringstraßen und einer Verkehrsführung, die Autos aus dem Lebensraum der Siedlungsbewohner weitgehend raushält. Die junge Stadtplanung markierte auch den Aufbruch in eine neue Zeit, die mit der Ernst-Reuter-Schule als erster integrierter Gesamtschule und mit dem Abenteuerspielplatz auch eine neue Pädagogik beschwor.

„Eine tolle Stadtplanung, super durchdacht“, schwärmt Emeliana Hausen-Ahrendt. Die Architektin ist vor elf Jahren mit ihrer Familie vom Dornbusch in ein Einfamilienreihenhaus an den Rand der Nordweststadt gezogen – in einer Zeit, als längst nicht mehr von Moderne, sondern schon von Verfall, Ladensterben im Kleinen Zentrum in der Thomas-Mann-Straße, von sozialen Problemen und Schwierigkeiten zwischen Alteingesessenen und ausländischen Familien die Rede war.

Die Stadt hatte eine Quartiersmanagerin in die Siedlung geschickt, doch für sie persönlich war das Zusammenleben nie ein Problem, sagt Emeliana Hausen-Ahrendt. „Im Dornbusch hatten wir erst Kontakt, als wir Kinder und einen Hund hatten, in der Nordweststadt kannten wir gleich alle Nachbarn.“ Der Fußweg vor der Häuserzeile mit Nischen zum Sitzen seien der Grund. „Man tritt vor die Tür und kommt automatisch ins Gespräch.“

Auch wenn das in den Hochhäusern anders sei, es dort den üblichen Ärger gebe wegen Sperrmülls vor der Tür, unterschiedlicher Lebensstilen oder Jugendlichen, die bis spät nachts vorm Eingang ’rumhängen, sehen Emeliana Hausen-Ahrendt und ihr Mann Peter Ahrendt ganz andere Probleme im Quartier.

Die beiden stehen im Kleinen Zentrum, jenem langgestreckten Rechteck mit Geschäften über zwei Etagen rundherum. „Das war mal als Herz der Nordweststadt geplant.“ Die Schaufenster sind verhängt, außer einem Drogeriemarkt, der Apotheke, einem türkischen Import-Export-Basar, Friseur und einem Netto-Markt an der Ecke hat sich keines der Geschäfte im Schatten des Nordwestzentrums gehalten.

Jahrelang hat das Paar für die Wiederbelebung abgekämpft, mit anderen Engagierten die „Brücke 71“ gegründet, Konzepte geschrieben, um das blutleere Herz zu reanimieren. Eine Mischung aus Geschäften zur Grundversorgung, sozialen Treffs und Platz für Künstler und Kultur wäre ihr Traum gewesen.

Forderungen, die Quartiersmanagerin Annette Püntmann unrealistisch nennt. „Die Ökonomie ist immer wieder gescheitert, dafür hat sich ein Sozialzentrum entwickelt.“ Hort, Kita, Jugendclub, ein Eltern-Kind-Zentrum, in dem sich Mütter aller Nationalitäten treffen, eine Moscheegemeinde sind in die leeren Läden gezogen, zählt Püntmann auf. Bald zieht die Arche ein, die Kindern Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung bietet.

Dass sich vieles getan hat, insbesondere um ausländische Familien zu aktivieren, loben auch Emiliana und Peter Hausen-Ahrendt. „Trotzdem gibt es keine wirkliche Begegnung, kein öffentliches Leben im Kleinen Zentrum. Die Leute kommen nur zu ihren Angeboten.“ Den Ahrendts fehlt ein Ort, der Kunst, Kultur, den Austausch zwischen Einwanderern und „Alteingesessenen“ ganz beiläufig ermöglicht: „Es fehlt ein Bürgertreff für alle.“

Wie wichtig der wäre, zeige die Fotoausstellung ihrer Tochter Raffaela im Quartiersbüro. 10.000 Porträts von Nordweststädtern hat die junge Frau aufgenommen, „da kommen täglich 30 Leute und plaudern“. Wenn bald noch das evangelische Gemeindezentrum zur Kita werde, gebe es gar nichts mehr für die Öffentlichkeit.

Dabei wäre Raum vorhanden. Zugewuchert wie ein Dornröschenschloss steht das ehemalige freikirchliche Zentrum am Gerhart-Hauptmann-Ring. Ein Bauschild kündigt 15 neue Familienwohnungen an. Doch drei Investoren sind darüber schon pleite gegangen, inzwischen steht der Bau aus gestaffelten Quadern mit Schieferplatten und braun gestrichenem Beton in Holzbretteroptik unter Denkmalschutz.

„Tolle Architektur“, schwärmt Emeliana Hausen-Ahrendt. Die Brücke 71-Leute wollten einen Kulturtreff daraus machen, der einstige Kirchenraum gäbe ein wunderbares Theater ab, sagt Peter Ahrendt, potenzielle Nutzer hatten sich auch gefunden. Etwa die russische Künstlergruppe aus der Siedlung – Maler, Musiker, die in dem Gebäude arbeiten und Kurse anbieten wollten.

Passiert ist nichts, das Gebäude verfällt. Jugendliche haben Fenster eingeschlagen, schöne Holztreppen im Inneren abgefackelt. Immerhin sind jetzt die Fenster verrammelt. „Es ist frustrierend, dass die Stadt nicht reagiert.“ Stattdessen sei jetzt von einem Seniorenwohnheim die Rede, das unmittelbar neben den Schieferbau gesetzt werden soll. Für die Architektin Hausen-Ahrendt eine schreckliche Vorstellung – „das wäre viel zu dicht. Außerdem haben wir genug Seniorenheime“.

Mehr Treffs oder eine Disco würden sich auch Jessica und Jenna wünschen. Die 17- und 18-Jährigen sitzen zum Chillen in der Nordweststadt. Andere Ausgehmöglichkeiten gibt es nicht. Die Jugendlichen hier sind fahrendes Volk. „Man verabredet sich per Handy und fährt in die Stadt.“

Gut, es gibt den Jugendclub der Kirchengemeinde Cantate Domino, einen im Kleinen Zentrum, wo sich die Nordi-Rapper treffen oder das Jugendbüro im Nordwestzentrum, das Beratung und offene Angebote mit PC-Nutzung und Fitnessraum bietet. Sonst bleiben nur die Treffs unter freiem Himmel, sagen Jessica und Jenna: Der Martin-Luther-King-Park, die Shell-Tankstelle am Nordwestzentrum. Ihr Quartier finden trotzdem beide schön. Und wenn alle Stricke reißen, „kommt man mit der U-Bahn ja schnell weg“.



Von Anita Strecker

zurück








Unsere Werbepartner:

Pietät Schüler

Frankfurter Sparkasse

FES







 
 
 

© 2013 by Medien- & Stadtteilbüro| Impressum