29.10.2004
Abriss rückt wieder näher
Seit über einem Jahr verkünden die Schilder: Baubeginn in Kürze. Sogar eine Telefonnummer ist angegeben, bei der sich Kaufinteressenten melden können.
Längst sollte das Gebäude am Gerhard-Hauptmann-Ring 398 abgerissen sein. Aber seit über zweieinhalb Jahren steht das ehemalige Zentrum der evangelisch-reformierten Gemeinde fast leer. Nur der Kindergarten nutzt die Räume zurzeit.
Nach mehreren vergeblichen Anläufen heißt es nun einmal mehr aus den Reihen der Gemeinde: Wir stehen kurz vor dem Ende der Verhandlungen. «Die Verträge mit dem neuen Investor sind längst unterschrieben», sagt Michael Beensen von der evangelisch-reformierten Gemeinde. Einen Namen wollte er jedoch noch nicht nennen. «Es ist auf jeden Fall ein anderer Investor als die, von denen bisher die Rede war.» Auch mit der Waisenhausstiftung, der das Grundstück gehört, sei sich die Gemeinde weitgehend einig. «Die Stiftung will noch einen Ansprechpartner bestimmen. Dann können wir zum Notar gehen.»
Auch die Gemeinde habe ein starkes Interesse daran, dass die Arbeiten dann zügig vonstatten gehen könnten. Denn seitdem das Gebäude so gut wie leer steht, entgehen ihr die früheren Mieteinnahmen. Einst nutzten unter anderen das Christliche Zentrum Nordweststadt und die evangelische Lydiagemeinde die Räume des Zentrums.
Gleichzeitig müsse aber der Mietzins für das Erbpachtgelände regelmäßig gezahlt werden. Das sei eine erhebliche finanzielle Belastung, betont Michael Beensen – immerhin 36 000 Euro im Jahr. Gebaut werden sollen nach wie vor 15 Reihenhäuser. «Mit 140 Quadratmetern Wohnfläche plus Dachterrasse, die überbaut werden kann, sind die voll unterkellerten Häuser ideal für Familien», warb der Alleinvertreiber Kompass-Immobilien bereits vor einem Jahr. Ein rechtskräftiger Bauantrag liege bereits vor, hieß es damals.
«Da sich die Pläne nicht geändert haben, muss auch kein neuer Bauantrag gestellt werden», erklärt Michael Beensen. In eines der neuen Häuser werde auch der kirchliche Kindergarten wieder einziehen. Einige Räume wolle die Gemeinde für Jugendgruppen nutzen.
Noch hofft Bernd Öttinghaus dagegen, dass das alte Gemeindezentrum nie abgerissen wird. Er ist Sprecher jener Bürgerinitiative, die jahrelang für den Erhalt des Gebäudes gekämpft hat. «Es gibt mehrere Interessenten, die die leer stehenden Räume liebend gerne nutzen würden.» So zum Beispiel Gruppen der Kinder- und Jugendarbeit. Es gebe ein Konzept, durch das der Komplex erhaltenswert sei.
Mit ihrem Versuch, das Gemeindezentrum unter Denkmalschutz stellen zu lassen, war die Bürgerinitiative damals gescheitert. Der Bauantrag war bereits genehmigt. Hart getroffen hatten die Baupläne auch das Christliche Zentrum Nordweststadt und die Lydiagemeinde. «Das Christliche Zentrum Nordweststadt war lange Zeit jedes Wochenende in einer anderen Gemeinde zu Gast», weiß Bernd Öttinghaus. Eine dauerhafte Bleibe hätten sie noch nicht gefunden.
Ähnlich geht es der Lydiagmeinde. «Wir haben unsere Sachen zurzeit in zwei Räumen in einem alten Bunker in Praunheim eingelagert», sagt der Vorsitzende der Gemeinde, Gerhard Creuzburg. Zum Glück hätten sie beim Auszug bereits gute Kontakte zum Christlichen Zentrum Frankfurt gehabt. So seien sie in dessen Gebäude in Fechenheim untergekommen. Eine Dauerlösung sei das allerdings nicht. «Die Gottesdienstzeit am Sonntag liegt mit 17 Uhr sehr ungünstig.»
Von Andreas Haupt
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