07.12.2010
Alter Platz in neuem Gewand
Aus dem einstigen Baustellenlager in der Nordweststadt ist ein Treffpunkt für Jung und Alt entstanden. Ein Stadtteil erhält ein Nikolausgeschenk: Nach sechs Jahren Wartezeit wurde gestern der neugestaltete Schwarze Platz eingeweiht. Viele Sport- und Freizeitangebote sollen dafür sorgen, dass Jung und Alt sich hier künftig wieder wohlfühlen.
Lustiger als die Polizei erlaubt ging es bei der Einweihung des Schwarzen Platzes her: Für den Spaß war das Comedy-Duo Kloff verantwortlich, das sich wippend und schunkelnd, plappernd und scherzend daran machte, den Gästen die winterliche Schwermut auszutreiben. Oder könnte die Slapstick-Einlage auf der Wippe eventuell gar Teil der offiziellen Endabnahme des Kinderspielplatzes gewesen sein? Möglich ist vieles, denn so surreal wie die beiden Polizisten auf der Kinderwippe präsentierte sich auch der von einer Schneedecke eingehüllte Schwarze beziehungsweise weiße Platz bei seiner winterlichen Einweihung.
Der 15-jährige Dion steht indessen mit seinem Skateboard unter dem Arm inmitten einer schneebedeckten Landschaft im Schatten der Abfallverbrennungsanlage Nordweststadt (AVA). Aus dem Schnee ragen drei große Zelte und ein Kinderspielplatz heraus. Obwohl es den Anschein haben mag, hat sich der skatende Ernst-Reuter-Schüler weder in der Jahreszeit noch der Örtlichkeit geirrt. Denn unter einem der Zelte verbirgt sich der brandneue Skate-Pool, welcher für manchen Jugendlichen das unangefochtene Glanzlicht des neugestalteten und am Nikolaustag eingeweihten Schwarzen Platzes ist.
Sechs Jahre Baustelle
«Die AVA rockt. Ich freue mich total darauf, hier skaten zu können», sagt Dion, dessen Kompliment Musik in den Ohren von AVA-Geschäftsführerin Rosemarie Heilig sein dürfte. Denn seit der Schwarze Platz im Jahr 2004 im Zuge der Umbauarbeiten an Europas modernstem Müllheizkraftwerk als Baustellenlagerfläche in Beschlag genommen wurde, mussten die Anwohner notgedrungen auf ihren beliebten Treffpunkt verzichten.
«Wir sind wahnsinnig froh, dass alles geklappt hat und der Platz nun fertig ist», sagt Heilig, die auf zwei Jahre intensive Planungs- und Bauarbeiten sowie einen regen Austausch mit Anwohnern und den Mitgliedern des für die Nordweststadt verantwortlichen Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) zurückblickt. 600 000 Euro hat die komplett von der AVA finanzierte Neugestaltung gekostet. Von dem Geld wurden neben dem Skate-Pool auch ein Basketballfeld, ein Bolzplatz, eine Boule-Bahn und der eingangs erwähnte Kinderspielplatz samt Kletterwand errichtet. Eigentlich sollte die grüne Umweltdezernentin Manuela Rottmann wie berichtet die Eröffnungsrede halten. Doch da diese das Krankenbett ihres Kindes hütete, wurde sie kurzerhand von ihrer Amtsvorgängerin, der aktuellen Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (ebenfalls Grüne), vertreten.
Ebeling konnte ihrer «Vertretungsstunde» insofern «einen gewissen Sinn» entnehmen, als sie die Abfallverbrennungsanlage vor nunmehr sechs Jahren mit auf den Weg brachte. Das ungewöhnliche Einweihungsdatum rechtfertigte die Dezernentin damit, dass «auch der Winter schöne Tage mit sich bringt.» Aus diesem Grund habe man die Rückgabe des Platzes nicht bis zum Frühjahr verschieben wollen.
Diesen Worten schloss sich auch der Ortsvorsteher Klaus Nattrodt (CDU) an. Er kam ferner auf die Paradoxie zu sprechen, dass weder der Schwarze Platz noch die Nordweststadt im städtischen Namensregister zu finden seien. «Wir feiern also eine Einweihung in einem Stadtteil, der offiziell nicht existiert», schlussfolgerte Nattrodt. Die am Rande der in die Erde eingelassenen Skate-Bahn stehenden Jugendlichen konnten das Ende der offiziellen Ansprachen freilich kaum erwarten. Denn was gibt es Schöneres, als seine waghalsigen Kunststücke einem breiten Publikum vorführen zu können?
Winterpause unterbrochen
Auch Dion ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ein paar Runden auf der brandneuen Skatebahn zu drehen. «Das ist schon cool, wenn man die Winterpause mal auf diese Weise unterbrechen kann», sagte der Schüler, während er sich unter freiem Himmel mit einem Gratis-Crêpe versorgte und bei der Gelegenheit gleich den anlässlich der Eröffnung erschienenen Künstler zuschaute, wie sie mit ihren Motorsägen eine Reihe Eisblöcke in ein Grüngürteltier verwandelten.
Von Mirco Overländer
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