10.12.2010
Bonhoeffer-Gemeinde kämpft um ihre Kirche
Der Streit, ob die Gemeinde ihre Kirche behält, bedroht jetzt den Neubau des gemeinsamen Kindergartens mit der Gemeinde Niederursel.
Eigentlich stand das Thema bei der Regionalversammlung der Evangelischen Kirche Frankfurt nur am Rande auf der Tagesordnung. Doch der Pfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Ulrich Schaffert, brachte die Zukunft seiner Kirche vehement ins Gespräch. Der Streit über die Zukunft der Kirche gefährden die ganze Zusammenarbeit zwischen seiner Gemeinde und der evangelischen Gemeinde Niederursel. Besonders betroffen wären davon die Kindergärten, die die Gemeinden in einem Neubau zusammenführen.
«Das gemeinsame, mit den zuständigen Ausschüssen erarbeitete Gebäudekonzept der beiden Gemeinden droht am Konflikt um unsere Kirche in der Thomas-Mann-Straße zu scheitern», sagt Schaffert. Das habe ihm die Vorstandsvorsitzende des Regionalverbands, Esther Gebhardt, schriftlich bestätigt. Obwohl die Gemeinde die Kosten für die Kirche künftig selbst und ohne Kirchensteuermittel unterhalten wolle, rechne der Regionalverband in das Gebäudekonzept mit ein. Das lehnt die Gemeinde ab. Denn dann sei die Kirche Teil der Überlegungen, welche Bauten die Gemeinden wegen sinkender Mitgliederzahlen abgeben müssen.
«Wir haben ein zukunftsfähiges Konzept für den Unterhalt der Kirche vorgelegt. Aber der Verband verweigert die Zustimmung», sagt Schaffert. Dass das Konzept tragfähig sei, hätten die vergangenen fünf Jahre gezeigt. «Schon jetzt unterhalten wir die Kirche selbst. Wir konnten sogar Rücklagen bilden.»
Die Bonhoeffer-Gemeinde sei bereit, bei einer Fusion mit der Gemeinde Niederursel alle anderen Häuser aufzugeben, betont Schaffert. «Es soll ein gemeinsames Kindergartenzentrum entstehen. Kippt das Gebäudekonzept, kann es nicht gebaut werden.» Das treffe vor allem die Gemeinde Niederursel, die ihren Kindergarten wegen hoher Brandschutzauflagen abgeben müsse. Um den Kindergarten nicht zu gefährden, solle der Verband das Gebäudekonzept der Gemeinden ohne die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche annehmen.
Der Regionalverband lehne eine Loslösung der Bonhoeffer-Kirche aus dem Gebäudekonzept ab, sagt dessen Sprecher Ralf Bräuer. «Beide Gemeinden können auch getrennte Gebäudekonzepte einreichen.» Unabhängig vom Streit um die Kirche, könnten die Gemeinden beim Bau des Kindergartens kooperieren.
Bereits vor zehn Jahren sei beschlossen worden, dass die Bonhoeffer-Gemeinde ihre Kirche abgeben solle, sagt Esther Gebhardt. Seitdem habe es viele Gespräche zwischen dem Regionalverband und der Gemeinde gegeben. «Bislang jedoch ohne Erfolg.»
Auch reiche das von der Gemeinde vorgelegte Konzept, die jährlichen Kosten für die Kirche selbst aufzubringen, nicht aus, sagt Frau Gebhardt. Eine Einigung sei nicht in Sicht. Nun müsse sich das Darmstädter Kirchengerichte damit befassen. «Wir haben berechnet, dass für den jährlichen Unterhalt 40 000 Euro nötig sind. Die von der Gemeinde eingeplanten 20 000 Euro sind zu wenig.»
Das bestreitet Schaffert. «Die Kirche ist gut in Schuss. In den kommenden Jahren können wir die Rücklagen ausbauen.» Und die koreanische Gemeinde, die die Kirche nutzte, sei bereit, mehr Miete zu zahlen. hau
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