11.02.2011
Auf eigenen Füßen stehen
Das «Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft» stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl im Viertel. In der Nachbetreuung sollen Ehrenamtliche noch aktiver werden – eine Herausforderung für Quartiersmanagerin Annette Püntmann.
Wenn es um das «Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft» geht, entwickelt Jugend- und Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld Muttergefühle. Seit zehn Jahren hegt und pflegt sie das Projekt rund um die Quartiersmanager und Nachbarschaftsbüros, und nun sieht es so aus, als ob das Kind flügge wird. Birkenfeld spricht von «sanfter Abnabelung»: Vier Quartiersmanager – in Griesheim-Nord, Niederrad, Sossenheim und in der Nordweststadt – befinden sich seit dem 1. Januar 2010 in der Nachbetreuung und arbeiten daran, dass ihre im Laufe der Zeit aufgebauten Strukturen auch ohne sie erfolgreich weiterlaufen.
Zwölf Quartiere gibt es zurzeit, die meisten davon liegen im Westen und Nordwesten. Das Prinzip: Ein Quartiersmanager ist Ansprechpartner für die Anwohner und ruft gemeinsam mit ihnen Aktionen ins Leben, die die Lebensqualität verbessern und die Bewohner zueinander führen. «Spiel- und Bolzplätze einzurichten, Frauengruppen zu etablieren und Generationen ins Gespräch zu bringen sind Evergreens», erläutert Birkenfeld. Und weil das ohne Geld schlecht funktioniert, freut sich die Sozialdezernentin über 1,6 Millionen Euro, die jährlich für das «Frankfurter Programm» bereitstehen.
Nun geht es um die Frage, wie man die Ehrenamtlichen auch ohne Einsatz des Quartiermanagements bei der Stange halten kann. Annette Püntmann, Quartiersmanagerin der Nordweststadt, stellt sich seit 2010 dieser Herausforderung. «In den vergangenen fünf Jahren haben wir viel auf die Beine gestellt», sagt sie. «Vor allem das kleine Zentrum hat sich positiv entwickelt – von der kommerziellen Brache zum lebendigen Treffpunkt. Es gibt nur noch zwei Gebäude, die nicht vermietet sind.»
In den übrigen Räumen lädt ein Elterncafé zum Plaudern ein, demnächst wird der christliche Verein «Arche» seine Pforten öffnen. Das Eltern-Kind-Zentrum «Al Karama» bemüht sich um interkulturellen Austausch, es gibt eine Moscheegemeinde und einen Treff, in dem Türken in ihrer Muttersprache wichtige Informationen zum deutschen Gesundheitssystem bekommen. Für alle Projekte stand Annette Püntmann Pate, hat mitorganisiert und die Ehrenamtlichen bei jedem Schritt beraten.
Nach Birkenfelds «Abnabelungsplan» besetzen Püntmann und ihre drei Kollegen in den übrigen Quartieren, die in der Nachbetreuung sind, nur noch eine Halbtagsstelle mit 20 Wochenstunden. «Der Vorteil ist, dass die Quartiersmanager zwar mit einem Bein noch in ihrem Viertel stehen und weiterhin Ansprechpartner sind, aber nebenbei noch einer anderen Beschäftigung nachgehen können – zum Beispiel in einem weiteren Quartier helfen», sagt Birkenfeld.
Das macht Püntmann auch. Sie konzentriert sich mittlerweile auf ihr zweites «Standbein», das Quartiersmanagement im Riederwald. «In der Nordweststadt laufen viele Projekte mittlerweile von selbst: Die Konfliktvermittler beispielsweise sind allein unterwegs und auch der Arbeitskreis, der zu jedem internationalen Frauentag eine Veranstaltung plant, kann das ohne mich. Ich helfe nur noch bei kleineren organisatorischen Dingen wie Druckaufträge für Flyer. Aber auch das möchte ich über kurz oder lang in die Hände der Ehrenamtlichen abgeben.» Bis mindestens Ende 2011 wird die Nachbetreuung in der Nordweststadt noch laufen; ob es danach weitergeht oder Püntmann ihr Büro im Kleinen Zentrum vollständig räumt, entscheidet der Magistrat.
Neben der halben Stelle für die Nachbetreuung hat sich das Sozialdezernat noch etwas überlegt, um die Erfahrungen der vergangenen fünf Jahre besser aufzufangen: Es gibt nun ein «Referat Planung und Entwicklung», dem die «aktive Nachbarschaft», die Zuschüsse, die Jugendhilfe und die Geschäftsstelle untergeordnet sind. «Das verbessert die Kommunikation und Kooperation untereinander», ist sich Birkenfeld sicher. Und: Zuschüsse gibt es ab sofort nur noch für Projekte, die sich dem Stadtteil öffnen und so den Zusammenhalt fördern. So, wie es Püntmann im Kleinen Zentrum geschafft hat. jro
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