02.03.2011
Die Annington lässt das Quartier verkommen
Ein CDU-Termin offenbarte den verwahrlosten Zustand vieler Mietshäuser im und um den Gerhart-Hauptmann-Ring. Die Mieter fürchten den endgültigen sozialen Verfall und erheben schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Annington. Kein Einzelfall.
Überbordende Müllablagerungen, verbogene Briefkästen und nach Urin stinkende Aufzüge gehören zum Alltag der Bewohner des Hauses Gerhart-Hauptmann-Ring 314. Obgleich die Immobilie der Deutschen Annington gehört, besitzt die Stadt das Belegungsrecht für den Wohnblock mit dem Charme einer Pariser Vorstadtsiedlung. Es weht ein schneidend kalter Wind, als der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Heuser an diesem Nachmittag auf die rund 20 unzufriedenen Mieter zusteuert, die vor dem Haus 7-9 auf ihn warten.
Druck ausüben
«In den vergangenen Wochen haben wir interessante Neubauten und sanierte Wohnungen gesehen. Heute wollen wir dahin, wo es nicht gut ist», sagt Heuser zu Beginn seiner Tour durch die Nordweststadt und verweist mehrfach auf ein Gespräch zwischen ihm und einem Annington-Manager, das für den kommenden Montag anberaumt ist. Da wolle er einmal «richtig Druck» ausüben, damit die angesprochenen Missstände möglichst schnell behoben werden.
Umgehend klagen die verzweifelten Mieter dem CDU-Fraktionsvorsitzenden ihr Leid. Das ist insofern nicht verwunderlich, als Annington-Kunden normalerweise eine kostenpflichtige Service-Hotline anrufen müssen, um Probleme dem Vermieter mitzuteilen. Doch leider klagen die über ganz Frankfurt verstreuten Mieter des Immobilien-Riesen darüber, dass ihre Forderungen entweder gar nicht berücksichtigt oder erst nach Monaten erfüllt würden. Umso überraschter zeigt sich die Schar frustrierter Hausbewohner, dass es einen Tag vor dem CDU-Termin noch schnell einen umfangreichen Frühjahrsputz vor der Hausnummer 7-9 gab. Dies will Annington-Sprecherin Katja Weisker auf Nachfrage unserer Zeitung so nicht bestätigen.
Die während des CDU-Ortstermins zur Sprache gekommenen Probleme sind absolut deckungsgleich mit dem öffentlichen Bild, das die Annington seit Jahren vermittelt: Die Mieter berichten Heuser von verdreckten und uneingezäunten Müllcontainern, dubiosen Nachbarn, die wochenlang nicht zu Hause sind und ihre Wohnungen in der Zwischenzeit noch dubioseren Untermietern zur Verfügung stellen. Dann sind da noch chronisch zugeparkte Feuerwehrzufahrten, untätige Hausmeister sowie längst überfällige Schönheitsreparaturen, die entweder nicht erledigt werden oder den Mietern in Rechnung gestellt werden.
Die Liste der Beschwerden ist so lang, dass Heuser schließlich seinen Sprecher damit beauftragt, die Beschwerden einzeln zu protokollieren. Indes ist Peter Postleb, Frankfurts oberster Saubermann, der mitgekommen ist, damit beschäftigt, die Müllhaufen zu fotografieren. Doch einschreiten könne die Stadt nicht, da der Müll sich auf Privatgrundstücken anhäuft. Heuser verspricht dennoch Abhilfe. Es gelte, den Druck auf das Unternehmen zu erhöhen. Über den Ausgang des Römer-Gesprächs mit den Annington-Managern sollen die Mieter mit einem Flugblatt informiert werden.
Briefkasten reparieren
Annington-Sprecherin Weisker beharrt unterdessen darauf, dass der Sperrmüll regelmäßig abgeholt werde. Gleichwohl werde man prüfen, ob eine Einzäunung der Müllcontainer möglich sei. Von illegalen Untermietern wisse das Unternehmen nichts. Man sei aber für entsprechende Hinweise dankbar, sagt Katja Weisker. Darüber hinaus «beteiligen wir uns bereits bei der Aktion ,Sauberes Frankfurt‘ und werden den Gerhart-Hauptmann-Ring in das Programm aufnehmen», verspricht die Annington-Sprecherin, der zufolge in den nächsten Tagen ein Mitarbeiter vorbeikommen werde, um die verbogenen Briefkästen zu reparieren.
Die Mieter sind unterdessen gespannt über den Ausgang des montäglichen Römergesprächs Heusers mit dem zuständigen «Business-Manager» und seinem Geschäftsbereichsleiter. mov
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