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15.03.2011

Er ist der Herr der Schmiede

Er ist ein Unikat – und inzwischen auch weit über die Grenzen Niederursels bekannt. Wolfgang Tapp ist mit «seiner» Dorfschmiede eng verwachsen und aus dem Ort schon nicht mehr wegzudenken.

Sein roter Schal und seine Pfeife gehören zu ihm wie der Schmiedehammer, von dem er gar nicht so genau weiß, wie viel er wiegt und den er trotzdem nur ungern aus der Hand legt. Wolfgang Tapp ist seit 1974 in Niederursel daheim und eigentlich nicht mehr weg zu denken. Damals in den Siebzigern kam er als Mitbegründer des «Hofs» in den verschlafenen Ort, half wo er konnte und blieb schließlich in der Schmiede hängen. «Die haben wir seit damals vom Eigentümer gemietet und betreiben sie weiter», erklärt er. In seiner Stimme schwingt dabei auch ein klein wenig Stolz mit, der auch nicht unbegründet ist. Schließlich führt Tapp in der Schmiede eine lange Tradition fort.

1924 gegründet

Seit 1924 gibt es die Schmiede in ihrer heutigen Form. Erst elf Jahre später, also 1935, wurde mit Wolfgang Tapp ihr heutiger Schmied geboren. «Geschmiedet wurde aber schon viel länger», erzählt Tapp. Schon im 19. Jahrhundert habe die Familie Heß die Esse angeheizt, Tapp kennt die Geschichten ganz genau. Kein Wunder, habe er sich doch noch vom Nachfahren des Begründers einiges Abschauen können als er in der Schmiede anfing.

«Damals haben wir dann angefangen, die ersten Kurse zu geben», erinnert er sich. 1975 sei das gewesen. In den achtziger Jahren kamen dann für mehrere Wochen junge Erwachsene zu Wolfgang Tapp und bekamen von ihm eine Einführung ins Schmiedehandwerk. Bis heute hängt ein Erinnerungsstück an einen dieser Kurse an der Wand der Schmiede: Alte Fotos der damaligen Kursteilnehmer und Tapps in einem kleinen Album. Und Tapp weiß bis heute, was aus seinen damaligen Schützlingen geworden ist.

Die Tipps und Kniffe, die er weitergab, hatte er sich zuvor selbst in Eigenregie angeeignet. «Eigentlich habe ich ja Klempner und Installateur gelernt», erzählt der gebürtige Hannoveraner mit einem Lächeln. 25 Jahre lang habe er für die Wasserwerke gearbeitet. Die Hinwendung zu einer kreativeren Arbeit sieht er in seiner Familie begründet. «Meine Mutter war sehr kreativ. Und beim Schmieden kommt für mich das Handwerkliche, die harte auch körperliche Arbeit mit dem kreativen Schaffen zusammen», erklärt der Schmied. Es sei ein Urtrieb des Menschen, mit den eigenen Händen zu arbeiten und etwas zu erschaffen.

Die Schmiedekurse gibt er bis heute. Mehrere Wochen lang können junge Erwachsene bei ihm einen Einblick in die alte, fast vergessene Kunst des Schmiedehandwerks bekommen. Und am Ende mit etwas eigenem, etwa einem Kerzenständer, nach Hause gehen. «Man spürt richtig die Begeisterung für die physische Arbeit», erzählt Tapp. Eine Begeisterung, die aber auch den Herrn der Schmiede selbst nicht mehr loslässt. Für ihn gehöre die Weitergabe des Wissens genauso dazu, wie die Arbeit an eigenen Projekten. Denn wenn Tapp nicht grade eine Schulklasse in die Geheimnisse des Schmiedefeuers einführt oder einen seiner Kurse gibt, dann ist er selbst als Kunstschmied tätig. Mit drei anderen Kunstschaffenden gehört er einer kleinen Künstlergemeinschaft an, samt Galeristin in Bad Homburg. Dort stehen auch viele seiner Werke, in die er jedes Mal auch etwas Altes einfließen lässt: Einen alten Fleischwolf, Getriebeteile oder auch Schrauben. «Das ist meine Freiheit, mit einzubeziehen, was mir grade in den Sinn kommt», lächelt Wolfgang Tapp. Seinen Schmiedehammer wird der Herr der Schmiede so schnell wohl auch in Zukunft nicht aus der Hand legen. göc

Informationen zu den Kursen für Erwachsene sowie zu den Einführungen für Schulklassen gibt es über den Verein «der Hof» im Internet auf http://www.der-hof.de sowie unter der Rufnummer 95 77 56 39




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