15.08.2011
Und ewig quietschen die Schienen
An Schlafen bei offenem Fenster ist in den nördlichen Stadtteilen nicht zu denken: Anwohner beschweren sich über den Lärm der U-Bahnen, die immer wieder quietschend durch die Kurven fahren. Doch die Verkehrsgesellschaft ist hilflos.
Eine Vollbremsung kurz vor dem neuen Gleisdreieck zwischen den U-Bahn-Haltestellen Zeilweg und Niederursel. Taschen, Fahrräder und Fahrgäste schlittern durch den Wagen der U3. „Das passiert hier öfter“, meint eine Frau mit Blick auf den nicht signalisierten Fußgängerüberweg gelassen. Auch ein weiterer Fahrgast kennt den Schleudergang. „Das ist gestern auch schon passiert“, bestätigt er, nachdem er sein Hab und Gut sortiert hat.
Auch starke Bremsungen wie diese tragen zur Lärmemission auf den U-Bahnstrecken Richtung Oberursel und Riedberg bei, die die Fraktionen im Ortsbeirat 8 jetzt eindämmen wollen. Gerade im Bereich Krautgartenweg sei die Lärmbelästigung für die Anwohner „nicht zu tolerieren“, befindet Helga Diehl von der SPD.
Dort fahren die Bahnen der drei Linien durch die Kurve – begleitet von erheblichen Quietschgeräuschen. An Schlafen bei offenem Fenster sei nicht mehr zu denken, erklärt Diehl. Die Mitglieder des Ortsbeirats 8 haben sich in ihrer jüngsten Sitzung am Donnerstag einstimmig dafür ausgesprochen, mit Hilfe der Stadt auf die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) einzuwirken, die Fahrgeräusche auf dem gesamten Streckenabschnitt bis hoch zum Riedberg zu vermindern.
Probleme wegen erhöhter Lärmbelastung kennt man bei der VGF. Im Oktober 2010 hatten die Grünen im Ortsbeirat 15 eine Stellungnahme gefordert, wie der Lärm an der Wendeanlage an der Station Nieder-Eschbach zustande kommt und wie er gesenkt werden kann. Damals hieß es von Seiten des Verkehrsbetriebs, man könne den U-Bahnverkehr nicht geräuschlos abwickeln, eine Besserung sei vorerst nicht zu erwarten.
Ohne Ende Schmiermittel
Das kann Pressesprecher Bernd Conrads auch für den Bereich zwischen Heddernheim und Riedberg nicht versprechen. „Stahl auf Stahl wird immer ein Geräusch haben“, erklärt er. Die VGF habe aber ein Ingenieurbüro beauftragt, eine Schallmessung in diesem Bereich durchzuführen. Conrads schätzt, die Lärmintensität habe im letzten Jahr nicht zugenommen, nur durch die höhere Taktung entstehe der Eindruck eines gestiegenen Geräuschpegels.
Eine Schienenbenetzungsanlage, die den verringern soll, gibt es am Krautgartenweg bereits, „aber man kann nicht ohne Ende Schmiermittel auftragen“, sagt Conrads. Der Bremsweg würde verlängert und die Natur litte unter dem Mittel – auch wenn es noch so umweltfreundlich sei. Auch geschliffen worden seien die Schienen in der Vergangenheit, und das soll bald wieder passieren. Aber auch die Bearbeitung der Schienen bringe „nur eine vorrübergehende Verbesserung“, bedauert Conrads. Gerade die zwei Weichen nördlich von Niederursel und südlich der Station Wiesenau, die mit den neuen Bahnlinien dazugekommen sind, bedeuteten zusätzlichen Lärm. „Wir sind am Ende unserer technischen Möglichkeiten.“
Dass das den Anwohnern nichts nutzt, weiß auch Bernd Conrads. Ortsbeiratsmitglied Diehl selbst wohnt in der Louis-Pasteur-Straße und ist noch am Rande von der Geräuschkulisse betroffen: „Es ist ein absolutes Drama.“ Dessen Ende ist nicht abzusehen.
Artikel der Frankfurter Rundschau vom 13.08.2011. Autor: Alina-Louise Kramer
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