21.09.2011
Das war mal unser Auto
In der Nordweststadt gehen Brandstifter um: Seit dem 20. August standen sechs Autos in Flammen, außerdem Abfalltonnen und Sperrmüll. Nachdem in der Nacht zum Dienstag wieder zwei Feuer loderten, hat die Polizei drei Männer festgenommen. Sind sie die Feuerteufel?
Robert Gusic und seine Kinder Roko und Antonella können es nicht fassen: Dort, wo vor ein paar Stunden noch ihr VW Passat stand, liegen jetzt nur noch verkohlte Trümmer auf der Straße. "Das gehörte zur Klimaanlage", sagt der Vater und deutet auf ein pechschwarzes Stück Schrott. In der Luft hängt der Geruch von verbranntem Gummi, und Roko sieht ganz traurig aus: "Wann kaufen wir ein neues Auto?", fragt der Fünfjährige. "Bald", beruhigt ihn der Papa.
Der VW der Gusics stand am Gerhart-Hauptmann-Ring, Höhe Hausnummer 402, als er in der Nacht zum Dienstag angezündet wurde. "Ich bin um 3.15 Uhr von der Klingel geweckt worden", erzählt Robert Gusic. "Als ich die Tür öffnete, stand da unser Flurnachbar und sagte, dass unser Auto brennt." Beim Blick aus dem Küchenfenster habe er Flammen schon aus dem vorderen Teil des VW schlagen sehen. "Ich habe die Feuerwehr gerufen und bin auf die Straße gerannt." In der Nacht: Ein Polizist macht Aufnahmen von den beschädigten Fahrzeugen, vier Nachbarn sehen zu.
Außer den Kindersitzen und dem Navigationssystem war dort aber nichts mehr zu retten. Obwohl die Feuerwehr schnell anrückte, verbrannte der Passat zum Totalschaden. Außerdem griffen die Flammen auf den VW Polo der benachbarten Familie Leipnitz über und beschädigten ihn schwer. Die Polizei schätzt den Schaden auf mehr als 10 000 Euro.
Autos und Müll in Flammen
Die beiden VW waren nicht die einzigen Autos in der Nordweststadt, die im vergangenen Monat in Flammen aufgingen: Der Brand eines schrottreifen Renault 5 in der Thomas-Mann-Straße (Schaden: 200 Euro) eröffnete am 20. August ein ganze Serie von offenbar vorsätzlich gelegten Feuern.
Heute vor einer Woche wurde im Paul-Kornfeld-Weg ein 5er BMW Touring angesteckt, die Flammen sprangen auf benachbarte Fahrzeuge der Marken Honda und Mitsubishi über (Schaden: 35 000 Euro). Außerdem berichtet die Polizei von vier Fällen, in denen Sperrmüllhaufen oder Abfalltonnen brannten.
Auch in der Nacht zum Dienstag brannte wieder Sperrmüll, dieses Mal im Praunheimer Weg; nachdem die Feuerwehrleute die beiden VW im Gerhart-Hauptmann-Ring gelöscht hatten, machten sie dort gleich weiter.
Drei Festnahmen
Die Feuerteufel haben die Autos immer nachts zwischen 2 und 4 Uhr angezündet. "Wir gehen davon aus, dass die Fälle im Zusammenhang stehen", sagt Polizeisprecher André Sturmeit. Bei der Fahndung seien Dienstagnacht drei Männer im Alter von 22 bis 37 Jahren vorläufig festgenommen worden. Sie seien auf der Straße unterwegs und polizeibekannt gewesen. "Inwieweit die Männer an der Brandstiftung beteiligt waren, kann derzeit nicht gesagt werden", sagt Sturmeit. Die Kripo ermittle aber weiter.
In Berlin wurden bis August dieses Jahres 530 Fahrzeuge angezündet, die Hälfte der Taten war nach Schätzungen der Hauptstadt-Polizei politisch motiviert. Hat das Berliner Beispiel Nachahmer in Frankfurt gefunden? Im Moment spricht nach Angaben der Polizei nichts dafür: "Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für eine politische Motivation der Taten."
In der Nordweststadt wecken die Flammen in der Nacht böse Erinnerungen: "Vor ein paar Jahren gab es hier schon einmal eine Brandserie", erzählt eine 76 Jahre alte Frau aus dem Gerhart-Hauptmann-Ring. Auch damals hätten Autos und Mülltonnen gebrannt. "Das ging über Wochen, doch irgendwann war plötzlich Schluss – vielleicht hat die Polizei den Täter geschnappt."
Bis die jüngsten Fälle geklärt sind, müssen die Bewohner der Nordweststadt erst einmal weiter bangen: "Natürlich haben wir jetzt Angst, dass unser zweites Auto auch noch angesteckt wird", sagt Lisa Leipnitz, die den Führerschein erst vor kurzem gemacht hat. "Hoffentlich haben die Polizisten die richtigen Männer festgenommen."chc
Die Polizei bittet Menschen, die Hinweise zur Brandserie haben, sich unter Telefon 7 55-1 14 00 ans 14. Revier zu wenden. Wer einen Verdächtigen beobachtet, soll die Notrufnummer 110 wählen. (chc)
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