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09.10.2011

Der Charme von Gecko und Leguan

Lebhafter Besuch bei Reptilienbörse im Titusforum Würgeschlangen, Vogelspinnen und Warane – diese und viele andere Reptilien waren gestern zu sehen und zu kaufen bei der Reptilienbörse im Bürgerhaus Nordweststadt. 65 Aussteller aus ganz Deutschland boten ihre Tiere an. Rund 800 Besucher ließen sich von den Schuppentieren faszinieren.

Unbeweglich liegt die Schlange in dem engen Kasten. Wer genau hinsieht, kann beobachten, wie sich die Schutzschuppe ihrer dunklen, lidlosen Augen fast unmerklich bewegt. Erst eineinviertel Jahre alt ist die Boa constrictor. Dass sie einmal die stattliche Länge von rund zwei Metern erreichen wird, ist ihr nicht anzusehen. Dass sie deutlich mehr Platz braucht als in dieser Plastikbox, die sie vorübergehend für die Ausstellung beziehen musste, erzählt ihr Züchter und Besitzer Roland Weissengruber den Leuten, die sich für die gefleckte Riesenschlange interessieren.

Längst nicht alle der zahlreichen Besucher der Reptilienbörse sind Kenner der Kriechtiere und ihrer speziellen Ansprüche. Alle aber scheinen fasziniert von den vorwiegend stummen Schuppenträgern.

Saskia (12) begeistert sich spontan für einen giftgrünen Gecko, kaum größer als der Mittelfinger eines Erwachsenen. Die schlanke Echse, eigentlich nachtaktiv, bewegt sich an diesem Sonntagvormittag lebhaft in der engen Ausstellungsbox, in der sich nichts weiter befindet als ein Stück Küchenkrepp. "Die will ich haben", bettelt Saskia ihren Vater an. Dieser zögert. Einen Hausbewohner, der mit Saugnäpfen an den Füßen ausgestattet und in der Lage ist, an Wänden und Decken entlang zu gehen, gab es bislang in der Familie nicht. "Wir hatten nur Zwerghasen und Meerschweinchen", sagt er. Der Gecko-Verkäufer erklärt dem Mann, dass das Reptil ein Terrarium als Zuhause benötigt. Der Glaskasten muss bepflanzt werden und sollte eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Weil der Gecko es gern warm hat, ist eine Heizung unverzichtbar, ebenso wie eine UV-Lampe, die das natürliche Sonnenlicht simuliert. Außerdem braucht die Echse Rückzugsmöglichkeiten, man muss also Verstecke ins Terrarium bauen, in die sich das Tier zurückziehen kann.

Dem Vater schwirrt der Kopf bei all diesen Informationen, Töchterchen Saskia ist weiterhin begeistert von dem exotischen Tier. "Wir überlegen das noch mal in Ruhe", beschließt der Vater. Die nächste Reptilienbörse im Nordwestzentrum kommt gewiss. Der Termin steht bereits: 3. Juni 2012.

Keine Entscheidungssorgen hat Marlene Stein. Die Lehrerin einer Schule in Mörfelden sucht gezielt nach Dornschrecken und erwirbt ein Pärchen der geflügelten Insekten, Preis sechs Euro. "Für das Vivarium unserer Schule", erklärt die junge Pädagogin. Insekten sind, das weiß nun wirklich jedes Kind, keine Reptilien. Aber die meisten Reptilien lieben Insekten, weil sie sie zum Fressen gern haben. Also gehört zur Reptilienbörse eben auch ein gewisses Angebot an Krabbeltieren: Heuschrecken, Heimchen, Schaben. "Die sind hier günstiger als in der Zoohandlung", erklärt Thorsten Breitmann. In der Zoohandlung zahle er für zehn Heuschrecken bis zu 4,50 Euro, während diese Wochenration für seine Bartagame auf der Reptilienbörse für 1,50 Euro zu haben sei. Ähnlich sei es mit Futtermäusen, die besonders von Schlangen gern genommen würden. Für 80 Cent bis ein Euro können man sie auf der Börse erwerben, während der Zoofachhandel durchschnittlich drei Euro für das Lebendfutter verlange.

Das Geschäft mit den Reptilien befindet sich aktuell in einem leichten Abschwung. Das stellt Thomas Büttner fest, der seit etlichen Jahren Reptilienbörsen landauf landab veranstaltet, auch die dreimal jährlich in Frankfurt stattfindende. Die Erklärung für den Rückgang, sagt er, liege auf der Hand. "Es sind vor allem die hohen Haltungskosten, vor allem die Aufwendungen für Strom." Eine Wärmelampe sei für jedes Terrarium obligatorisch, ebenso eine Leuchstoffröhre mit einem fünf- bis zehnprozentigen Anteil UV-Licht. Häufig sei eine zusätzliche Bodenheizung erforderlich, um dem Reptil eine artgerechte Umgebung zu bieten. "Da kommen schon mal 400 Watt pro Stunde zusammen", rechnet Büttner vor. Er selbst habe aus diesem Grund seinen Reptilienbestand reduziert und sich von seinen Korallenkönigsnattern getrennt.

Nicht hergeben mag er allerdings seinen grünen Leguan. "Mit dem werde ich alt", sagt Büttner lachend, der eigenen Angaben zufolge seit 1990 Reptilien hält. Den Leguan habe er als Jungtier bekommen. "Der hat eine Lebenserwartung von gut und gerne 20 Jahren. Das ist ein Ding, das viele nicht bedenken, die sich Reptilien anschaffen: Dass diese Tiere einfach viel länger leben als ein Hamster oder ein Meerschweinchen. Und niemals zutraulich werden." enz




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