30.11.2011
Abstimmung übers Gemeindezentrum
Drei Investoren haben sich am ehemaligen Gemeindezentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring versucht, wollten es abreißen, Reihenhäuser bauen. Alle drei sind gescheitert, pleite gegangen. Nun gibt es eine Chance, den Gebäudekomplex wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt des Stadtteils zu machen. Diese hat allerdings ihren Preis. Ob die Nordweststädter bereit sind, ihn zu zahlen, entscheidet der zuständige Ortsbeirat in seiner Sitzung am Donnerstag.
Es ist die letzte Chance, dem Gemeindezentrum im Gehart-Hauptmann-Ring eine Zukunft zu geben. So viel ist sicher. Doch die Entscheidung, die der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) in seiner Sitzung am Donnerstag zu fällen hat, den Bericht des Magistrats zur Kenntnis oder eben nicht zur Kenntnis zu nehmen, ist keine leichte. Denn die Rettung des Gemeindezentrums als Treffpunkt für die Nordweststädter hat ihren Preis – und bedarf eines Profis.
Chronik des Scheiterns
Rückschau: Im Jahr 2000 wurde das Ende des Gemeindezentrums, Heimat der freikirchlichen Lydia-Gemeinde, beschlossen. Der Abriss drohte, schließlich wurde es doch noch unter Denkmalschutz gestellt – vor dem im Laufe der Jahre drei Investoren kapitulierten. Und so steht es heute noch, zumindest das, was der Zahn der Zeit und Vandalen von ihm übrig gelassen haben. Ideen, wie das Haus künftig genutzt werden könnte, gab es viele. Doch Geld in die Hand wollte lange keiner nehmen. Die Zwangsversteigerung war angesetzt, mehrfach.
Nach etlichen Ortsbeiratsanträgen, unermüdlichem Engagement von Bernd Oettingshaus, dem ehemaligen Pfarrer der Lydia-Gemeinde, des Vereins Brücke 71 und des Quartiersmanagements geschah das Wunder: Die Stadt übernahm, obwohl sie nicht zuständig ist, Verantwortung, gründete einen runden Tisch – und entwickelte unter Führung des Sozialdezernats ein Konzept, mit einem Profi an der Seite. Rainer Wrenger, Geschäftsführer der Konversionsgrundstücksentwicklungs-Gesellschaft (KEG) und Experte für hoffnungslose Fälle, bewiesen unter anderem beim Wesner-Areal und und Breuninger-Gelände in Höchst.
Die KEG ist bereit, dem Insolvenzverwalter die Erbpacht abzukaufen. In das Gebäude selbst müssten allerdings rund zweieinhalb Millionen Euro gesteckt werden, um es zu sanieren und auf den heutigen Stand zu bringen. Das allerdings geht nicht ohne Partner – und ohne eine Bebauung des restlichen Grundstücks, aus deren Erlös Sanierung und Unterhaltung finanziert werden könnten. Die Häuser wiederum will die KEG an den Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe vermieten. Dieser unterstützt Familien sowie alleinstehende Frauen und Männer, bei denen Wohnungslosigkeit droht oder bereits eingetreten ist. Sechs Häuser mit rund 500 Plätzen unterhält der Verein in Frankfurt, in der Nordweststadt sollen 58 Plätze hinzukommen.
Nachbarn sind skeptisch
Pläne, auf die die Nachbarn bei der Vorstellung des Rettungspakets im September skeptisch reagierten. Auch sorgten sie sich, wie sich das Gemeindezentrum tatsächlich zu einem kulturellen Mittelpunkt der Nordweststadt etablieren könne. Ideen gibt es viele, sind jedoch noch nicht konkret – außerdem besteht die Sorge, dass diese unter Trägerschaft des Evangelischen Vereins nicht verwirklicht werden könnten.
Nun hat das Sozialdezernat eine Vorlage erarbeitet, in der noch einmal zusammengefasst wird, was geplant ist. Darin steht auch, "eine Verwirklichung des Konzepts gegen den mehrheitlichen Willen der vor Ort lebenden Menschen wird aber nicht stattfinden. Dazu sollte in erster Linie das Votum des betroffenen Ortsbeirates die Grundlage sein". Robert Standhaft, Referent von Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld gibt sich optimistisch: "Wir lassen uns nicht auf ein Wolkenkuckucksheim ein."
Wie das Votum ausfällt, entscheidet sich in der Sitzung des Stadtteilparlaments am Donnerstag ab 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2. (sim)
Von Simone Wagenhaus
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