28.01.2012
Erschließung statt Umfahrung
Der erste Bauabschnitt der Ortsumgehung Praunheim stößt weiter auf Kritik in der Nordweststadt.
Auf die Vorstellung der Verkehrsuntersuchung für die Ortsumfahrung Praunheim hat der Ortsbeirat lange gewartet. Doch die Ergebnisse erfüllten die Erwartungen bei weitem nicht. Der Präsentation folgte Ernüchterung.
Keine Frage, eine Ortsumfahrung Praunheim mit Tunnel durch die Nordweststadt und Anbindung an die Dillenburger Straße wäre die ideale Lösung. Doch zum Ende der Diskussion über die Verkehrsuntersuchung für die Ortsumfahrung Praunheim brachte es Jan Gossmann, Sprecher der Brücke 71, auf den Punkt. "Wir alle wissen, dass das praktisch nicht umsetzbar und dazu unbezahlbar ist. Das Einzige, was wirklich Entlastung brächte, wird es nie geben."
Erheblich mehr Verkehr
Jens Wöbbeking vom städtischen Referat für Mobilitäts- und Verkehrsplanung hatte zuvor die Prognosen zu den verschiedenen Alternativen der Ortsumgehung präsentiert und berichtet, wie sich der Verkehr in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln wird: Die Zahl der Autos, die über die Heerstraße rollen, steigt. "Ein Verzicht auf die Ortsumfahrung bedeutet einen erheblichen Zuwachs an Verkehr", sagte Wöbbeking. Den Grund lieferte der Verkehrsplaner auf Nachfragen: "Das Gewerbegebiet an der Heerstraße ist die wesentliche Grundlage dafür." Und deshalb sei es auch mit Ortsumfahrung nicht so, dass "für die Praunheimer das Paradies ausbricht".
Die schwarz-grüne Koalition hatte im Frühjahr 2011 vereinbart, das erste Teilstück der Ortsumgehung noch in dieser Wahlperiode in Angriff zu nehmen. Im Herbst legte schließlich die Mociety Consult GmbH (Wiesbaden) die Zahlen vor, wie sehr sich die Verkehrsflüsse durch eine Ortsumfahrung ändern werden. Wie bereits berichtet, wird die Heerstraße bei allen Varianten – vom ersten Bauabschnitt bis zum Tunnel mit Anschluss an die Dillenburger Straße – entlastet. Anders verhält es sich in der Nordweststadt. Sollte der Tunnel nicht kommen, wäre im Praunheimer Weg und in der Bernadottestraße ein Anstieg der Verkehrsbelastung zu erwarten.
CDU-Fraktionschef Ralf Porsche schloss aus den Zahlen, dass die geplante Umgehung nicht in erster Linie der Entlastung Praunheims diene. "Das ist kein erster Bauabschnitt, sondern die Erschließung des Gewerbegebiets – zulasten der Bewohner in der Nordweststadt", sagte der Fraktionsvorsitzende. Ähnliches hatte bereits Stadtverordneter Martin Daum (CDU) in der Sitzung des Verkehrsausschusses kritisiert (wir berichteten). Helga Diehl (SPD) erklärte, dass die Tendenz des Ortsbeirats sehr deutlich sei: "Es kann nicht sein, dass ein Stadtteil belastet wird, um einen anderen zu entlasten." Ihr Fraktionschef Jürgen Schmidt forderte deshalb, dass der zweite Bauabschnitt der Ortsumfahrung mit Tunnellösung zumindest im Investitionshaushalt verankert werden müsse. Nach einer groben Schätzung aus dem Jahr 2008 kostet ein Tunnel rund 55 Millionen Euro.
Planung mit der RTW
Hinzu kommt, dass die Ortsumfahrung Praunheim eng mit der Regionaltangente West verknüpft ist. Zwar wurde die Lebensdauer der RTW Planungsgesellschaft mbH bis zum Ende dieses Jahres verlängert. Doch die Zeit drängt. 2019 läuft die derzeit geltende Regelung für Bundeszuschüsse zu großen Verkehrsprojekten aus. Ohne diese ist die RTW nicht zu finanzieren. Dementsprechend müssten die beteiligten Städte und Kreise schnell zu einer Entscheidung kommen. Danach sieht es derzeit nicht aus.
Falls die Pläne ad acta gelegt werden sollten, bedeutet das für Praunheim und die Nordweststadt, dass noch mehr Fahrzeuge über die Straßen rollen. Wie viele das sind, will Wöbbeking dem Stadtteilparlament noch mitteilen.(sim)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 28. Januar 2012
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