16.11.2004
Nordweststadt: Abriss beginnt
Gemeindezentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring weicht 15 Reihenhäusern
Klammheimlich rückte gestern der Bagger an, um mit dem Abriss der Häuser rund um das Zentrums der evangelisch-reformierten Gemeinde zu beginnen. Jahrelang hatten Nachbarn aus der Nordweststadt mit einer Bürgerinitiative, Unterschriften und Nutzungsvorschlägen für den Erhalt des Komplexes im Gerhart-Hauptmann-Ring 398 gekämpft. Zwei Investoren waren bereits vor Baubeginn gescheitert. Jetzt ist es endgültig soweit. An die Stelle des von Nordweststadt-Planer Tassilo Sittmann geschaffenen Ensembles sollen 15 Reihenhäuser treten.
Ende dieser Woche soll der Abriss beendet sein. Die vollständig aus Beton gebauten Wohnhäuser sind nicht einfach umzulegen. Mit einer Spezialschere zerschneidet der Bagger die Stahlstreben der Mauern, reißt große Stücke aus den Wänden. «Wären die Häuser aus Stein, lägen sie schon längst flach», sagt Investor Reinhard Scherer. Die Pläne für die Reihenhäuser sind nicht neu. Bis vor wenigen Tagen stand am Praunheimer Weg noch die alte Werbetafel der Firma Kompass-Immobilien. Viele Gegner des Projekts hofften, es werde trotz erteilter Baugenehmigung nicht umgesetzt. Nun liegen die ersten Häuser in Trümmern.
Zunächst würden die Wohngebäude abgerissen, erklärt der neue Investor. Das Gemeindezentrum mit der angrenzenden Hausmeisterwohnung bliebe zunächst stehen. «Dort ist noch der Gemeindekindergarten untergebracht.» Daneben entstehe bis Juni 2005 zuerst jenes Haus, das künftig den Kindergarten und die Hausmeisterwohnung beherberge. «Im Austausch für das Abtreten des Erbpachtvertrags bauen wir für die evangelisch-reformierte Gemeinde kostenlos diese zwei Häuser.» ´Nur für dieses Grundstück habe die Gemeinde das Erbbaurecht behalten.
Der Grundriss der ursprünglich geplanten Gebäude seien nicht verändert worden, sagt Scherer. Allerdings werde nicht wie beim früheren Entwurf aus Holz gebaut. Deshalb habe er eine Änderung der Baugenehmigung beantragt. «Wir bauen aus Poroton-Stein. Anschließend werden die Häuser verputzt und hell gestrichen.» Auf der Nordseite des Grundstücks entstehe eine Reihe aus neun paarweise versetzten Reihenhäusern. Nachdem der Kindergarten umgezogen und das Gemeindezentrum abgerissen sei, würden auf der Südseite sechs weitere Reihenhäuser gebaut. Das obere der drei Stockwerke jedes Hauses sei etwas zurückgesetzt, so dass auf der Südseite Dachterrassen entstünden.
Die 140 Quadratmeter großen Flachdachhäuser erhielten sieben Zimmer, plus Küche und zwei Badezimmer. «Bis zum fertigen Rohbau können Käufer noch Einfluss auf die Innengestaltung nehmen.» Jedes Haus bekomme einen Keller und einen Garten. Baubeginn sei in der ersten Januarwoche 2005, im Sommer 2006 solle alles fertig sein. Die Vermarktung durch die Frankfurter Firma Profile beginne Ende 2005.
Als Erbauer des Gemeindezentrums bedauert Tassilo Sittmann vor allem den Verlust der sozialen Funktion seiner Schöpfung. «Es war im positiven Sinne ein sozialer Brennpunkt. Hier wurde Theater gespielt, Kinder tobten auf dem halböffentlichen Platz.» Einer der Kommunikationspunkte der Nordweststadt, die für den Stadtteil so wichtig seien, verschwinde. Viel von der früheren sozialen Infrastruktur sei bereits zerstört. Wehmut schwingt mit, wenn er von kleinen Details seines Entwurfs spricht. Etwa der Murmelbahn in der Kindergartenmauer oder dem «kleinsten Fenster der Nordweststadt», in Augenhöhe eines vierjährigen Kindes. Und dem Leben, das hier früher herrschte. (hau)
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