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28.06.2012

Eine unendliche Geschichte

Das Thema Ortsumfahrung ist gefühlt so alt, wie der Wegzug der Römer aus Nida. Zumindest einen kleinen Schritt weiter sind die Planungen als noch vor wenigen Jahren möglich gehalten. Jens Wöbbeking vom städtischen Referat für Mobilitäts- und Verkehrsplanung stellte in der Ortsbeiratssitzung die Prognosen zu den verschiedenen Alternativen der Ortsumgehung vor und berichtete, wie sich der Verkehr in den kommenden Jahren voraussichtlich entwickeln wird.

Die Zahl der Autos, die über die Heerstraße rollen, steigt. "Ein Verzicht auf die Ortsumfahrung bedeutet einen erheblichen Zuwachs an Verkehr", sagte Wöbbeking. Wesentlicher Grund dafür sei das Gewerbegebiet an der Heerstraße." Und deshalb sei es auch mit Ortsumfahrung nicht so, dass für die Praunheimer das Paradies ausbreche.

Die schwarz-grüne Koalition hatte im Frühjahr 2011 vereinbart, das erste Teilstück der Ortsumgehung noch in dieser Wahlperiode in Angriff zu nehmen. Im Herbst legte schließlich die Mociety Consult GmbH (Wiesbaden) die Zahlen vor, wie sehr sich die Verkehrsflüsse durch eine Ortsumfahrung ändern werden. Wie bereits berichtet, wird die Heerstraße bei allen Varianten – vom ersten Bauabschnitt bis zum Tunnel mit Anschluss an die Dillenburger Straße – entlastet. Allerdings nicht in dem Maße, wie von manchem erwartet, was allein der Messpunkt Alt-Praunheim beweist: Fahren dort heute täglich 9700 Autos, werden es 2020 ohne Ortsumfahrung, aber mit Gewerbegebiet 11 200, mit dem ersten Bauabschnitt der Ortsumfahrung 7400 sein – gerade einmal 2300 weniger Fahrzeuge als heute. Selbst mit einem Tunnel sähe es nicht viel besser aus. Dass der gebaut wird, ist eher unwahrscheinlich. Stadtplaner haben den Tunnel in früheren Präsentationen zwar als technisch machbar dargestellt. Nach einer groben Schätzung aus dem Jahr 2008 kostet ein Tunnel aber rund 55 Millionen Euro. Doch sollte der Tunnel nicht kommen, wäre im Praunheimer Weg und in der Bernadottestraße ein Anstieg der Verkehrsbelastung zu erwarten.

Das würde auch in der Sitzung kritisiert: "Der Verkehr wird aus Praunheim herausgeführt, um ihn in ein anders Wohngebiet hineinzuführen", sagt ein Bürger. Sein Vorschlag, die Ortsumfahrung an der Autobahn entlangzuführen und an der Rosa-Luxemburg-Straße anzubinden, ist jedoch nicht umzusetzen, wie Wöbbeking sagte: "Das hätte keinen Verkehrswert. Hier geht es um stadtregionale Verkehrsbeziehungen, die diese Umgehungsstraße nicht nutzen würden."

Die Frage eines anderen Anwohners sorgte hingegen für Gelächter. Er fragte nach dem "Wann?". Der Verkehrsplaner hielt sich sehr bedeckt: "Ich bin für die erste Planung zuständig, der noch viele weitere Schritte folgen müssen – wenn die Stadtverordnetenversammlung das so entscheidet." Dort gebe es aber widerstreitende Interessen. So beharrt zum Beispiel der benachbarte Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) auf der Tunnel-Lösung. "Auch hier müssen die Stadtverordneten entscheiden, wie sie damit umgehen", so Wöbbeking. Er nannte einen Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren bis zur Umsetzung, schränkte aber sogleich ein: "Das hätte ich Ihnen wahrscheinlich vor fünf Jahren auch gesagt." Erneutes Gelächter. Sicherlich nicht aus purer Freude. sim



Frankfurter Neue Presse

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