09.08.2012
Theater um die vier Jahreszeiten
Wie Jugendliche im Schultheaterstudio ihr eigenes Bühnenstück.
Bei einem einwöchigen Workshop im Schultheater-Studio entwickeln Kinder ein eigenes Stück. Morgen bringen sie es auf die Bühne.
Ein Teil einer gedachten Maschine darzustellen – "das ist gar nicht so einfach", findet jedenfalls Maris (11). Doch genau das üben die 21 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren aus der Gruppe von Theaterpädagogin Mareike Kirsch (29). Hier kommt einiges zusammen, denn es ist viel Fantasie gefragt. Bewegung und Geräusche müssen stimmen, damit die Maschine auf der Bühne glaubhaft rüberkommt.
Requisiten wie ein Telefon, ein Regenschirm oder ein Laken unterstützen die Kinder bei ihrer Darstellung. Mit dieser Improvisationsübung, die voraussichtlich auch Teil der geplanten Aufführung am Ende des Workshops sein soll, lernen die Kinder als Gruppe zusammenzuwachsen. Und das ist wichtig für die verschiedenen Szenen, die sich die Mädchen und Jungen in dieser Woche mit Hilfe von Kirsch selbstständig überlegen und erarbeiten.
Morgen auf der Bühne
Die Kinder machen bei einem Theaterferienworkshop des Schultheaterstudios mit. Die Institution bietet seit Beginn der Sommerferien wöchentlich Theaterworkshops an. Die Schüler lernen hier, was es bedeutet in der Gruppe gemeinsam eine Handlung zu entwickeln und diese zusammen auf der Bühne zu spielen. Die Ergebnisse werden am Freitag vor Eltern und Freunden präsentiert. Die Gruppe von Kirsch übt im Foyer. Es gibt noch zwei weitere Gruppen.
Improvisieren ist angesagt
"Durch die Übung mit der Maschine, ist ein Kind in meiner Gruppe darauf gekommen, dass es sich hierbei um eine Wettermaschine handeln könnte", sagt Kirsch. Daraus sei die Idee zum Thema Jahreszeiten entstanden, zu dem die Mädchen und Jungen sich vier verschiedene Geschichten überlegt hätten. "Bis Freitag kann sich aber noch einiges ändern", betont Kirsch. "Ich sage den Kindern nicht, was als nächstes passieren soll. Die Handlungen entstehen durch Improvisation." Ihre Aufgabe sei es, diese in eine szenische Form zu bringen. Die Wettermaschine werde wahrscheinlich die verschiedenen Handlungen miteinander verbinden.
Fünf Stunden täglich üben die Mädchen und Jungen, entwickeln ihre Handlungen beim Spielen, nicht durch große Diskussionen. "Die Ideen und Vorschläge werden aufgegriffen, ausprobiert, umgesetzt und auch schon mal wieder verworfen, wenn eine andere Idee besser funktioniert." So auch in der Handlung der ersten Szene, die den Frühling darstellen soll. Hier gilt: Rollentausch einmal anders – statt Fußball zu spielen, pflücken die Jungs Blumen, die Mädchen kicken den Ball. Ganz ohne die Requisiten, die dafür benötigt werden. Denn Vorstellungskraft ist gefragt, nicht nur bei den jungen Darstellern, sondern später auch beim Publikum. Und so halten sie keine realen Blumen in der Hand, und auch ein Fußball ist nicht vorhanden. "Die Handlung wollten sie alle spielen, doch keiner wollte in die Rolle der Blumenpflücker schlüpfen. Da hat einer der Jungen vorgeschlagen, dass die Jungs das übernehmen sollen", sagt Kirsch. Während die Mädchen so tun, als ob sie Fußball spielen, stehen die Jungs im Vordergrund und freuen sich über die vielen Blumen auf einer Wiese.
"Die machen unsere ganze Wiese kaputt", ruft Noel (9). Er ist schon zum zweiten Mal bei einem Workshop im Schultheater-Studio dabei. "Ich bin schon ein wenig aufgeregt wegen der Aufführung. Wenn man Theater spielt, sollte man nie in eine Rolle schlüpfen, die einem selbst ähnlich ist, sondern immer etwas ganz anderes spielen. Deswegen macht man das ja auch." Einige der Mädchen und Jungen aus der Gruppe können sich durchaus vorstellen, auch nach dem Workshop weiter Theater zu spielen. Schon in den Herbstferien bietet das Schultheater-Studio neue Theaterferienworkshops an.
Informationen gibt es telefonisch unter 21 23 20 44 oder im Internet unter http://www.schultheaterstudio.de. (alf)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 09. August 2012
zurück
|