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22.08.2012

Irritationen um die Äcker

Niederurseler fürchten, den Einfluss auf ihre landwirtschaftlichen Flächen zu verlieren. Weil die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen in Eschborn hoch ist, hat die Kommune Grundstückseigentümern in Niederursel ein verlockendes Angebot gemacht. Für den Ortsbeirat ein Grund, nachzufragen.

Mehrere Hektar feinstes Niederurseler Ackerland hat die wohlhabende Nachbarkommune Eschborn in den vergangenen Jahren aufgekauft – um sie später an ihre eigenen Bauern verpachten zu können. Die nämlich verlieren immer wieder gepachtete Flächen durch Baumaßnahmen in der Main-Taunus-Stadt.

Ein Dorn im Auge

Weil Eschborn zwar reich an Geld, jedoch knapp an Land ist, hat man sich dazu entschlossen, in Frankfurt zu investieren. Dabei soll, so der Vorwurf aus Niederursel, für das Land weit mehr Geld gezahlt werden als üblich. Dem zuständigen Ortsbeirat 8 ist diese Entwicklungen ein Dorn im Auge. Er hat sich an den Magistrat gewandt, weil er wissen möchten, wie die Stadt gedenkt, der Eschborner Einkaufstour entgegenzuwirken. Es habe den Anschein, dass Frankfurt schleichend seinen "Einfluss auf die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Nordwesten verliert", wie es in der Anfrage heißt.

Ortslandwirt Wolfgang Stark will die Initiative nicht gegen die Eschborner Nachbarn gerichtet wissen. "Zu den Landwirten besteht ein gutes Verhältnis. Uns ärgert es, dass sich Frankfurt beim Landkauf nicht stärker engagiert." Ausgleichsflächen würden nämlich auch für heimische Betriebe gebraucht. "Zum Beispiel wenn die Praunheimer Umgehung kommt. Dann verlieren die Frankfurter Bauern Pachtflächen." Der Eschborner Karlheinz Gritsch kennt alle Seiten des Problems. Er ist nicht nur Vorsitzender des Frankfurter Landwirtschaflichen Vereins, der sich seit über 150 Jahren darum bemüht, die Landwirtschaft in Frankfurt zu stärken. Gritsch ist außerdem Kreislandwirt des Main-Taunus-Kreises und sitzt für die CDU im Eschborner Magistrat. Er ist verwundert über die Form, in der das Thema in Teilen Niederursels diskutiert wurde, nämlich als Ausverkauf der Äcker an das "reiche" Eschborn.

Mittlerweile sei es für Landwirte die Regel, über Grenzen hinweg zu planen. So werde auch ein Teil der Eschborner Gemarkung seit Jahrzehnten von Niederursel aus bewirtschaftet. "Auch kommunale Grundstücksgeschäfte gibt es immer mal wieder. Frankfurt hat in jüngerer Vergangenheit selbst Ackerland bei Friedberg-Assenheim erworben und als Ausgleichsmaßnahme verpachtet." Dass Eschborn in Niederursel weit über dem normalen Preis geboten habe, könne man so auch nicht stehen lassen. Zwar liege der Bodenwert dort bei etwa 8 Euro pro Quadratmeter, "Eschborn hat aber schon zu D-Mark-Zeiten 20 Mark pro Quadratmeter Ackerland gezahlt. Heute sind das 10 Euro."

Entwicklung beobachten

Frankfurts Kreislandwirt Dr. Matthias Mehl beobachtet die Entwicklung daher ganz genau. "Dass Betriebe in anderen Gemeinden Flächen bewirtschaften, ist seit langem üblich. Allerdings sind das überwiegend Vereinbarungen zwischen Privatleuten. Wenn plötzlich eine Kommune Äcker über dem normalen Preis aufkauft, um sie an ihre Landwirte verpachten zu können, sieht das anders aus." Sollte daraus ein Trend werden, liefen Städte und Gemeinden Gefahr, sich gegenseitig zu überbieten.

So weit wird es in den Augen von Gritsch nicht kommen: "Höhere Land-Preise müssten durch höhere Pachtzinsen ausgeglichen werden." Das wiederum würde sich auf die Erlöse der Landwirte auswirken – die Bewirtschaftung wäre dann unrentabel. Eine Antwort auf die Anfrage des Ortsbeirats könnte es bei der morgigen Sitzung des Gremiums geben. Von 20 Uhr an tagt der Beirat im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz/Nidaforum 2. (hko)




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