10.02.2013
Viel Geld für wenig Reinigung
In den Tiefgaragen der Nordweststadt sammelt sich Dreck.
Ein Gemisch aus Wasser, Split und Öl bedeckt im Winter den Boden vieler Tiefgaragen in der Nordweststadt. Die Mieter wünschen sich eine regelmäßigere Reinigung ihrer Stellplätze – zu jeder Jahreszeit.
Pfützen auf dem unebenen Boden, feuchte und teilweise tiefschwarze Wände sowie herumliegende Taschentücher, Papier und Zigarettenkippen. Im Winter sind die steilen Zugänge und Einfahrten zu den Tiefgaragen in der Nordweststadt auch dann noch mit Rollsplit bedeckt, wenn der Schnee längst geschmolzen ist. Ein nicht kalkulierbares Unfallrisiko.
Für die Reinigung und Instandhaltung ist die Parkhaus-Betriebsgesellschaft mbH (PBG). Sie hat die 40 Tiefgaragen von der Frankfurter Aufbau AG (FAAG), der Stadt Frankfurt, dem Land Hessen und privaten Dritten gepachtet. Von den insgesamt 2662 Stellplätzen sind rund 800 nicht belegt. Ein Platz kostet 51,72 Euro monatlich. Die PBG nimmt mit ihren Stellplätzen in der Nordweststadt rund 95 000 Euro ein. Im Monat.
"Das hört sich nach mehr an, als es ist", sagt Geschäftsführer Hans-Peter Ruppert. Der größte Posten seien die Personalkosten. Hinzu kämen Strom- und Instandhaltungskosten. Gleich vier Mitarbeiter seien regelmäßig unterwegs, um die Garagen zu kontrollieren. Den Rollsplit scheinen die PBG-Angestellten bei ihren Rundgängen übersehen zu haben. Ebenso wie Müll und Pfützen auf dem Boden. Mehrere Mieter berichten, dass oft wochenlang nichts unternommen wird.
Schnelle Reaktion
Wenigstens der Rollsplit verschwand vor einer Garage ganz schnell. Günter Kerssebaum, der seit 45 Jahren einen Stellplatz in der Garage 20b gemietet hat, rief bei der PBG an. Es dauerte keine 24 Stunden und der Reinigungstrupp hatte Gehweg und Fahrbahn freigeräumt. "Ich möchte mich nicht beschweren. Eigentlich bin ich zufrieden. Aber der Winterdienst könnte wirklich besser funktionieren", sagt der Rentner.
Genau das bemängelte bereits vor drei Jahren der zuständige Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt). So sollten die Bodenflächen in den Garagen mindestens zweimal pro Winter gereinigt und die Zufahrten und Abgänge regelmäßig vom Winterdienst freigeräumt werden, hieß es im damaligen Antrag der CDU. "Bis heute hat der Ortsbeirat keine Antwort vom Magistrat erhalten", sagt Ortsbeiratsmitglied Joachim Rotberg (CDU).
Für die arbeitsintensiven Jahreszeiten Herbst und Winter engagiert die PBG externe Firmen. "Mit unserem Personal wäre der Winterdienst nicht machbar," sagt Ruppert. Der Rollsplit, der jetzt noch Einfahrten und Gehwege bedeckt, wird erst nach dem Winter entfernt. "Auf den Straßen bleibt der Split ja auch liegen. Außerdem soll es in den kommenden Wochen immer ein bisschen schneien", rechtfertigt der Geschäftsführer die derzeitigen Zustände. Dass der Winter noch nicht vorbei ist stimmt zwar, der Split auf Straßen und Gehwegen wird jedoch nach dem Tauen des Schnees zur Seite gekehrt.
Keine Gerechtigkeit
Zwei Stellplätze hat Marika Adrian-Rauh gemietet, "in echtem Geld sind das monatlich über 200 Mark". Dafür erwartet sie Leistung und keine "Kippenhaufen, die von Tag zu Tag wachsen". Das Licht am Schloss der Garage würde schon seit drei Jahren nicht funktionieren. Trotz zahlreicher Anrufe reagierte die Parkhaus-Betriebsgesellschaft bis heute nicht. "Die Kleinigkeiten häufen sich. Man wird sauer und will wissen, was mit seinem Geld passiert", ist Adrian-Rauh verärgert. Die Garage am Hammars-kjöldring, in der ihre Tochter einen Parkplatz gemietet hat, sähe ganz anders aus: strahlend weiße Wände und ein neuer Boden.
Die Generalsanierung einer Garage würde rund vier Wochen dauern und zwischen 100 000 und 200 000 Euro kosten. Je nach Größe. "Mehr als zwei Sanierungen pro Jahr sind für uns finanziell nicht möglich", erklärt PBG-Geschäftsführer Ruppert die Unterschiede. "Meckernde Mieter" gebe es immer. "Manchen Menschen ist eben alles zu teuer", sagt der Geschäftsführer. Dabei sei das Parken in Frankfurt – verglichen mit anderen Großstädten – noch recht günstig.
"Wir kalkulieren knapp und können die Parkplätze nicht preiswerter anbieten." Trotz der knappen Kalkulation erwirtschaftet die Gesellschaft jährlich allerdings einen Gewinn von rund zwei Millionen Euro. Laut dem städtischen Beteiligungsbericht 2011 trugen dazu auch die gesteigerten Einnahmen aus Dauermietverhältnissen bei.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 10. Februar 2013. Von Judith Dietermann
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