25.05.2013
Leben und lernen mit den Kindern
Mosaikschule hat in 50 Jahren ein besonderes Konzept entwickelt. Seit 50 Jahren gibt es die Mosaikschule im Gerhart-Hauptmann-Ring. Das große Ereignis wird diesen Samstag mit einem Schulfest gefeiert. Gleichzeitig blickt man stolz auf die Frankfurter Schullandschaft.
Jonathan (19) und Karolis (16) sind in der Berufsorientierungsstufe der Mosaikschule und haben sich gemeinsam mit ihren Klassenkameraden überlegt, auf welche kreative Art und Weise sie sich am bevorstehenden Schulfest beteiligen können. Dieses steigt kommenden Samstag von 14 bis 17 Uhr und ist ein besonderes Fest: Die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im Gerhart-Hauptmann-Ring 240a feiert ihren 50. Geburtstag.
Die Zahl 50 steht auch seit einiger Zeit im Mittelpunkt des Kunstunterrichts der Klasse von Gabriele Johann, in die auch Jonathan und Karolis gehen. Auf dem Tisch liegt eine Collage aus verschiedenfarbigem Papier. Schaut man genauer hin, so ergibt sich aus den Umrissen nicht nur eine 50, jedes einzelne Element gibt ein Land dieser Erde wieder. „Es sind insgesamt 40 verschiedene Länder, die wir ausgeschnitten haben“, sagt Kunstlehrerin Susanne Niemeier. „Das war gar nicht so leicht“, findet Jonathan. „Meine Eltern kommen aus Litauen. Das Land ist auch dabei“, betont Karolis stolz.
Preis für Schülerzeitung
„In den vergangenen 50 Jahren hat sich der Blick auf die Schüler wesentlich verändert. Früher galt eher der Ansatz, dass es sich um hilfsbedürftige Menschen handelt, die betreut werden müssen“, sagt Peter Walter, seit zehn Jahren Schulleiter der Mosaikschule. „Heute geht man von der Selbstbestimmtheit jedes Schülers aus. Sie sollen das Lernen erlernen und selbst bestimmen, was sie interessiert und welchen Weg sie gehen möchten.“ Ein wichtiger Aspekt seien demokratische Grundrechte. So gibt es Wahlen vom Klassen- bis zum Schulsprecher - und regelmäßige Klassensprechertreffen.
Ab der neunten Schulklasse können die Mädchen und Jungen jedes Halbjahr Wahlfachkurse wählen. „Jedes Angebot wird vorgestellt mit Worten, Bildern und Gegenständen, so dass die Schüler eine Vorstellung von den Angeboten bekommen.“ Hierzu würden etwa Sportangebote, Musik, Werken, Kunst oder auch die Schülerzeitung gehören.
Letztere wird im Juni in Berlin ausgezeichnet. Im bundesweiten Vergleich von Schülerzeitungen, die von Mädchen und Jungen auf Förderschule gestaltet werden, belegte die Redaktion der Mosaikschule den zweiten Platz.
„Der Leistungsstand unserer Schüler ist unterschiedlich. Für jeden wird pro Halbjahr ein eigener Förderplan erstellt, der darauf ausgerichtet ist, die Mädchen und Jungen in ihren Entwicklungsschritten zu unterstützen“, so Walter. Das Motto laute: „Leben und lernen mit den Kindern.“ Wichtig sei es, sich auf die Schüler einzustellen, insbesondere zu schauen, wie sich die Schülerschaft verändere und zu überlegen, wie man mit verschiedenen Angeboten darauf reagieren könne.
Apropos: Haufenweise Veränderungen gab es auch, seit die Einrichtung im Dezember 1962 als erste staatliche „Schule für Praktisch Bildbare“ in Hessen eröffnet wurde. Heute besuchen rund 140 Mädchen und Jungen die Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.
Nach mehreren Umzügen findet der Unterricht heute in einem neugebauten Gebäude statt, das 2001 eröffnet wurde. Die Klassen haben eine Gruppenstärke von maximal acht Schülern. Die Schule ist als Ganztagsschule ausgestaltet.
Hohe Kompetenz
Erst seit dem 1. August 2007 trägt die Einrichtung übrigens den Namen Mosaikschule, über 40 Jahre lang hieß sie Albert-Griesinger-Schule, benannt nach einem ehemaligen Schulleiter der Charles-Hallgarten-Schule. Wegen verschiedener seiner Aussagen über Menschen mit geistiger Behinderung entschied sich die Schulgemeinde, den Namen abzugeben. Während die Schule vor 50 Jahren mit 79 Kindern startete, wuchs die Schülerzahl stetig. Daher folgte 2011 die Teilung der Schulgemeinde in Mosaik- und Panoramaschule, die eigens aus diesem Anlass in Nied eröffnet wurde.
„Wir können ganz selbstbewusst auf die Frankfurter Schullandschaft blicken“, so Walter. „Wir haben eine hohe Kompetenz im Lehrerkollegium und wünschen uns, dass wir unsere Erfahrungen und unser Wissen weitergeben können, so dass auch andere Schulen hiervon profitieren.“ alf
Jubiläumsfest 50 Jahre Mosaikschule am Samstag, 25. Juni, im Gerhart-Hauptmann-Ring 240a, 14 bis 17 Uhr.
Frankfurter Neue Presse
zurück
|