30.10.2013
Ein Schandfleck im Ortsbild
Niederurseler „Schrottimmobilien“ stehen auf der Tagesordnung im Ortsbeirat 8.
Sogenannte Schrottimmobilien sehen nicht nur verwahrlost aus, sie belasten auch den ohnehin knappen Frankfurter Wohnraum. Zwei dieser Schandflecke stehen in Niederursel.
Sie werden als „Schandflecke“ in der Nachbarschaft oder in einem Ortsteil betrachtet: Häuser oder Grundstücke, die seit langer Zeit renoviert, saniert oder abgerissen werden müssten, in diesem Zustand aber jahrelang verweilen - „Schrottimmobilien“ eben.
Heruntergekommen
In Niederursel beispielsweise stehen zwei solcher Objekte: Im Weißkirchener Weg 34 das Ladengeschäft eines Altgerätehandels und in der Kleinen Schüttgrabenstraße 37 ein Fachwerkhaus. Als „Evergreen-Ärgernis“ bezeichnet Dr. Joachim Rotberg, Mitglied der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), besonders das Ladengeschäft: „Sehr heruntergekommen, sehr grenzwertig und den südlichen Ortseingang von Niederursel abwertend“, sagt er.
Um zu erfahren, wie die Stadt dem Zustand beider Gebäude gegenübersteht, sowie der Bernadottestraße 57 in der Nordweststadt und wie sie einer solchen Verwahrlosung entgegenwirken kann, bringt die CDU in der kommenden Sitzung des Ortsbeirates einen entsprechenden Magistratsantrag zur Abstimmung.
Als weitere Hintergründe dafür nennt Rotberg, dass die Kreuzung Weißkirchener Weg und Schüttgrabenstraße ein großer Punkt im erst kürzlich vorgestellten Rahmenplan Alt-Niederursel darstellt und dass ein neues Bundesgesetz den kommunalen Umgang mit sogenannten „Schrottimmobilien“ erleichtert. Beispielsweise könnten dadurch Abrisse angewiesen und entstehende Teilkosten dem Eigentümer übertragen werden.
Mark Gellert, Referent des Planungsdezernenten Olaf Cunitz (Grüne) erklärt diesbezüglich, besagte Baurechtsnovelle „zur Stärkung der Innenentwicklung in den Städten und Gemeinden und weiteren Fortentwicklung des Städtebaurechts“ eröffne „keine wesentlichen neuen Handlungsspielräume“. Das Gesetz sei vor allem für schrumpfende Kommunen bestimmt, die „Rückbau im größeren Stil“ betrieben — Frankfurt hingegen wachse. Und auch die Umsetzung des Rahmenplans Alt-Niederursel erbrächte der Stadt „kein Enteignungsrecht“, weshalb der Umgang mit verwahrlosten Gebäuden schwierig bleibe. Viele Gebäude — gerade in ehemaligen Dorfkernen — stehen nämlich unter Denkmalschutz, weshalb eine Sanierung sehr teuer werden kann. Eigentümer sind dann oftmals finanziell überfordert und können diese nicht vornehmen.
Neue Gesellschaft geplant
Im Planungsdezernat tüftelt man deswegen an verschiedenen Lösungsansätzen für das Problem. Eine weit vorangetriebene Idee besteht in der Gründung einer Gesellschaft, die sich ausschließlich der „Schrottimmobilien“ annehmen soll, wobei Gellert lieber von „minder genutzten Immobilien und Liegenschaften“ spricht. Die Gesellschaft solle dann als Vermittler für Investoren fungieren und helfen, die Attraktivität der Gebäude und Grundstücke zu erhöhen, indem etwa Altlasten beseitigt werden. In Einzelfällen könnte die Gesellschaft auch selbst als Käufer, Sanierer und Wiederverkäufer auftreten.
Der Ortsbeirat 8 tagt morgen um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt (Saalbau Titus Forum), Walter-Möller-Platz/Nidaforum 2.
(Thorben Pehlemann)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 30.10.2013
zurück
|