02.11.2013
RTW: Ortsbeirat will alles wissen
Mit einer langen Liste von Fragen will das Gremium prüfen, ob ein Halt in Niederursel sinnvoll ist.
Die Grünen sind dafür, die Niederurseler Landwirte klar dagegen, alle Übrigen noch ratlos: Über die neue Streckenvariante für die Regionaltangente West herrscht nach wie vor Uneinigkeit.
Nur eine Fraktion des Ortsbeirates 8 (Nordweststadt, Heddernheim, Niederursel) ist von den neuesten Plänen für die Regionaltangente West (RTW) vollends begeistert: die Grünen. Sie begrüßen die kürzlich vorgestellte Neuplanung, wonach die Bahnlinie statt im Nordwestzentrum in Niederursel einen Haltepunkt kriegen soll. Das würde die rund 500 Millionen Euro teure Zugverbindung um einiges günstiger als bisher geplant machen, da ein teurer Tunnelbau wegfällt. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Bahnstrecke, die über den Flughafen von Bad Homburg bis nach Neu-Isenburg führen soll, überhaupt irgendwann gebaut wird.
CDU und Grüne geben sich bei diesem Thema deutlich zurückhaltender. Sie haben in der Sitzung am Donnerstag eine lange Liste von Fragen auf den Weg geschickt, um wirklich über alle Vor- und Nachteile der vorliegenden Planungsvarianten informiert zu sein. Fast 30 Punkte umfasst der Katalog, der sich mit Auswirkungen der Streckenführung, Auslastung, Schallschutz oder Pendlerströmen befasst.
Gewaltiges Projekt
Ein Ablenkungsmanöver, kritisierte die grüne Stadtverordnete Helga Dörhöfer diese Wissbegier. „Solche Fragenlisten sind Projektkiller. Sie bedeuten einfach nur unglaublich viel Verwaltungsaufwand.“ Wenn die beiden Parteien den Bau der Bahn ablehnten, dann sollten sie ihre Meinung kundtun und sich nicht hinter all diesen Fragen verschanzen. CDU-Ortsbeirat Ralf Porsche konterte im Namen der Fragesteller: „Wir brauchen diese Informationen, um überhaupt entscheiden zu können. Das Projekt ist derart gewaltig.“ Unzählige Interessen seien betroffen: Anwohner, Kleingärtner, Naturschützer, Pendler, Landwirte . . . „Sie alle werden uns fragen“, so Porsche.
Die Niederurseler Landwirte sind bereits bedient. In ihrem Namen sprach sich Bauer Wolfgang Stark ganz klar dagegen aus, die Bahnlinie statt durch einen Tunnel von Praunheim-Nord zum Nordwestzentrum entlang der Autobahn A 5 über den Urselbach nach Niederursel zu führen. „Das kostet uns erneut 25 Hektar Ackerland. Bei dieser Variante ist die Landwirtschaft im Stadtteil zum Tode verurteilt“, machte er es drastisch. Immer wieder hätten die Landwirte für Bauprojekte abgeben müssen, gerade gingen beträchtliche Anbauflächen für den neuen Lärmschutzwall an der A 5 verloren.
Dagegen seien die Einschnitte durch den Bau der Regionaltangente zu vernachlässigen, verteidigte Yvonne Gondolf (Grüne) das Bahnprojekt. CDU und SPD sind sich da nicht so sicher, wollen vom Magistrat unter vielem anderem wissen, in welcher Weise die landwirtschaftlichen Restflächen nach dem Bau noch nutzbar wären.
Lieber aussteigen?
Auch die Option, auf diesen ganz zu verzichten, ziehen die beiden Parteien in Betracht und wollen vom Magistrat wissen, ob es überhaupt noch vorstellbar wäre, aus dem RTW-Verband ganz auszusteigen beziehungsweise die Planung für einzelne Streckenabschnitte ganz einzustellen.
(Inga Janovic)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 02.11.2013.
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