17.07.2014
Treffpunkt für die Jugend
Den Jugendlichen in der Nordweststadt fehlt ein Treffpunkt. Ein Ort, an dem sie für sich sind und niemanden stören. Jetzt sollen sie einen Pavillon im Martin-Luther-King-Park bekommen.
Es passiere „fast jeden Tag“, hauptsächlich am Wochenende, erzählt Majid (22): Die vielen Jugendlichen der Nordweststadt – mal 20, mal 40 – treffen sich im Kleinen Zentrum oder auf der Straße zum Kicken, Reden oder „Abhängen“. Kurz darauf, egal zu welcher Tageszeit, würden sie von der Polizei kontrolliert und erhielten für 24 Stunden geltende Platzverweise. Manchmal auch Anzeigen. „Wir werden kriminalisiert, es hört einfach nicht auf“, klagt Majid.
Woran es den Jugendlichen also fehlt, ist ein Treffpunkt im Freien. Einen Ort mit Dach haben sie im Jugendclub Kleines Zentrum. Dieser hat immerhin sonntags bis 23 Uhr geöffnet, dienstags bis 21 Uhr. An einigen Abenden gibt es auch Boxtraining. Meist schließt er aber um 19 Uhr. Joe Shari, der Leiter des Jugendclubs, betont allerdings, das Problem bliebe auch bestehen, wäre der Jugendclub rund um die Uhr geöffnet: „Die Jugendlichen wollen sich auch draußen treffen“. Es fehlt also ein Ort, an dem die Jugendlichen sich aufhalten können, wann sie es wollen – auch bei schlechtem Wetter. Vor allem fehlt aber ein Ort, an dem sie niemanden stören. Denn meist sind es Anwohner, die sich bei der Polizei über die Lautstärke der Teenager beschweren.
Joe Shari hat daher – genau wie die Jugendlichen – Verständnis für die Anwohner. Die Nordweststadt sei schließlich dicht bebaut und bewohnt. „Die Probleme gibt es vor allem, weil der Ball auf die Straße knallt, gebrüllt wird oder auf Handys Musik läuft. Wenn man das öfter vor der Tür hat, nervt das “, sagt Shari.
Probleme sind nicht neu
Neu ist das Problem allerdings nicht, ganz im Gegenteil: Joe Shari arbeitet seit 1981 im Jugendclub. Und kennt die Situation nicht anders. Auch sein Mitarbeiter Can Sahin meint, diese Problem seien „schon immer“ aktuell. Weil die in den 1960er Jahren erbaute Nordweststadt, auf die Bedürfnisse der Jugendlichen gar nicht einginge. „Damals gab es noch kaum Jugendliche hier“, fügt Annette Püntmann vom Quartiersmanagement des Frankfurter Programms „Aktive Nachbarschaft“ an. Joe Shari meint, die Stadt habe seither zwar viel für Kinder und Senioren getan, nicht aber für Jugendliche. Mit dem Kirchplatz, auf dem die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde derzeit eine neue Kita baut, sei ein sehr beliebter Aufenthaltsort für junge Leute weggefallen. Bolzplätze gebe es zudem nur wenige in unmittelbarer Nähe. Der im Martin-Luther-King-Park sei schlecht gepflegt, meint er: „Da verspringt dauernd der Ball durch Wurzeln am Boden. Man tut sich weh“.
Neue Hoffnung erhalten die Jugendlichen nun durch eine Zusammenarbeit von Jugendclub, Quartiersmanagement und Grünflächenamt: Für 12 000 Euro soll möglichst noch in diesem Jahr eine Art Pavillon im Martin-Luther-King-Park gebaut werden – in Laufnähe zum Jugendclub, aber gleichzeitig weit genug entfernt von Anwohnern, die sich belästigt fühlen könnten.
Jugendliche legen Hand an
Unter einem Sonnendach aus Kunststoff wird dieser Pavillon dann Bänke und Tische bieten – sowie Schutz vor Regen. Damit der Treffpunkt gut in Schuss bleibt, werden ihn die Jugendlichen in Eigenarbeit bauen. Annette Püntmann und Holger Alt vom Grünflächenamt versprechen sich dadurch die nötige Identifikation und entsprechendes Pflegeverhalten. In Eschersheim und der Heinrich-Lübke-Siedlung hätten sie bereits gute Erfahrungen mit diesem Modell gemacht, betonen beide.
Auf großes Interesse stößt die Initiative auch im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim). In der jüngsten Sitzung erklärten sämtliche Parteien ihr Wohlwollen und stellten eine finanzielle Beteiligung in Aussicht. Über eine konkrete Summe soll im Spätsommer beraten werden. „Das trägt zur Befriedung der Nachbarschaft bei“, lobte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Porsche das Projekt.
(peh)
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 17.07.2014.
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