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18.12.2014

Idyllisches Plätzchen wird zur Müllhalde

Für ihren Stadtteil Niederursel und die Spaziergänger hat das Ehepaar Vogt eine Bank am Wegesrand gestiftet. Die ruhen sich zwar darauf aus, hinterlassen aber Berge von Müll. Weil die Frankfurter Entsorgungsbetriebe dafür nicht zuständig sind, will nun das Grünflächenamt eingreifen.

Mit angewidertem Gesichtsausdruck hebt Gertrud Vogt (83) eine leere Bierflasche auf, die vor der Sitzbank im Gras liegt. Vorsichtig packt sie die Flasche an und lässt sie in der weißen Plastiktüte verschwinden. Die überreicht die 83-Jährige ihrem Mann Dietrich Vogt (83), der den Abfall in einer Tasche seines Rollators verstaut. Neben leeren Flaschen sind es auch Zigarettenstummel, Bierdeckel und leere Pizzakartons, die um die Bank herum verteilt im Glas liegen. Das passiert immer wieder, obwohl das Ehepaar Vogt, dass die Bank vor einigen Jahren der Stadt stiftete, die Grünfläche regelmäßig reinigt.

,,Heute liegt hier sogar vergleichsweise wenig Müll“, sagt Gertrud Vogt und greift nach der nächsten Bierflasche. Das liege wahrscheinlich an den niedrigen Temperaturen. ,,Im Sommer herrscht rund um die Bank Hochbetrieb. Da gibt es viel mehr zum Aufräumen.“

Trauriges Ehepaar

Dass sich um die Bank herum regelmäßig der Müll stapelt, sorgt bei dem Niederurseler Ehepaar nicht nur für schlechte Laune. Die beiden Renter sind sogar richtig sauer. Ist die Bank auf der großen Wiese zwischen Bäumen und Sträuchern doch eigentlich ein idyllisches Plätzchen. „Zu unserer goldenen Hochzeit haben wir der Stadt die Bank gestiftet. Etwa 750 Euro haben wir dafür bezahlt. Um so trauriger macht es uns, dass dieses Geschenk so mit Füßen getreten wird und die Leute dort ihren Müll abladen“, schimpft Gertrud Vogt.

Dass sie und ihr Mann sich alleine um die Entsorgung von Flaschen, Papier- und Plastikmüll kümmern müssen, ist für die Rentnerin das nächste Ärgernis. Dafür sei doch eigentlich die Stadt zuständig, sagt sie. Bei den Frankfurter Entsorgungsbetrieben (FES) reagiert man gelassen auf die Kritik. Die Bank liege eben nicht mehr im Zuständigkeitsbereich der FES, teilt deren Sprecher Michael Werner mit. „Zuständig ist in diesem Fall das Grünflächenamt“, sagt er. Grundsätzlich reinige die FES nämlich keine Grünflächen.

Dort ist das Problem bereits bekannt, es wurden schon entsprechende Maßnahmen ergriffen. ,,Im Zwei-Wochen-Rhythmus fahren wir die Bank an und sammeln, falls nötig, dort den Müll auf“, sagt Bernd Roser vom Grünflächenamt. Eine regelmäßige Müllentsorgung könne dort nur gewährleistet werden, wenn auch ein Mülleimer installiert werde. ,,Wir haben uns allerdings bewusst dagegen entschieden“, erklärt er.

Kein Abfalleimer

Denn ein Abfallbehälter würde die Problematik nur verstärken statt zu entspannen. „Wenn dort ein Mülleimer steht, erwarten die Leute eine regelmäßige Entsorgung und laden ihren Abfall bewusst ab. Die Kosten wären mit Blick auf die abgelegene Lage der Bank nicht verhältnismäßig“, erklärt Bernd Roser. Gleichwohl will die Stadt aber den für die Grünfläche zuständigen Gärtnermeister beauftragen, sich ein aktuelles Bild vor Ort zu machen und falls nötig über weitere Lösungen beraten.

Auch wenn das Ehepaar Vogt erleichtert über die Unterstützung der Stadt ist, so kann es nicht verstehen, dass die nötigen Maßnahmen nicht schon viel früher ergriffen wurden. „Unsere Bank ist die beliebteste in Niederursel. Ausblick und Lage sind toll“, schwärmt Gertrud Vogt. Vielen Menschen diene der Platz als Treffpunkt oder um sich nach einem langen Spaziergang ein paar Minuten auszuruhen. „Erst kürzlich hat uns eine Dame beim Bürgerfest von ganzem Herzen für die gestiftete Bank gedankt. Das sind schöne Gesten“, sagt Dietrich Vogt. Umso weniger nachvollziehbar seien die immer wiederkehrenden Müllberge.

Obwohl die Stadt nun härter durchgreifen will, das Ehepaar wird trotzdem ab und an bei seiner Bank nach dem Rechten sehen. Hilfe bekamen sie kürzlich auch von Pfadfindern, die den Müll entsorgten. „Das ist aber alles keine Dauerlösung, hier ist ganz klar die Stadt in der Pflicht“, ist sich das Ehepaar einig. Zugleich sind die Rentner aber auch zuversichtlich, dass sich endlich etwas ändert und die Bank zu dem wird, für das sie einst gedacht war: ein Ort zum Ausruhen und keine Müllhalde.



Artikel Frankfurter Neue Presse vom 18.12.2014. Von Jannis Gollub

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