22.01.2015
S-Bahn fährt an Niederursel vorbei
Die Regionaltangente West soll 2020 Fahrt aufnehmen. Im Ortsbeirat 8 fürchtet man daher eine Belastung für Bürger und Naherholungsgebiete in Niederursel. In den derzeitigen Planungen des Riesenprojekts wird Niederursel allerdings gar nicht berücksichtigt.
Vergangenen November trat das Land Hessen der Planungsgesellschaft der Regionaltangente West (RTW) bei, um ein Zeichen zu setzen: Die RTW wird gebaut, und sie soll schon 2020 Fahrt aufnehmen, hieß es. Denn das 400 Millionen Euro teure Riesenprojekt wird somit nun vom Land, dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus-Kreis, dem Kreis Offenbach, Bad Homburg, Eschborn, Schwalbach, Neu-Isenburg und Frankfurt sowie dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) getragen.
Mit sogenannten Zweisystemfahrzeugen, die auf Gleisen der Deutschen Bahn (Wechselstrom) sowie auch auf Stadtbahnstrecken (Gleichstrom) fahren können, soll so eine schnellere Verbindung zwischen Bad Homburg im Norden und dem Industriepark Höchst, dem Flughafen und Neu-Isenburg im Süden entstehen, die 180 000 Arbeitsplätze untereinander und mit Wohnorten im Rhein-Main-Gebiet verbindet.
Wie genau die beiden geplanten Strecken verlaufen, ist schon lange und noch immer Teil der Untersuchungen der Planungsgesellschaft. Im Frankfurter Nordwesten sollte ursprünglich das Nordwestzentrum an die RTW angebunden werden, doch gab es diesbezüglich nie konkrete Informationen für die Öffentlichkeit — auch nicht für den Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim). Die CDU-Fraktion hat deswegen nun eine Anfrage an den Magistrat formuliert, die den aktuellen Planungsstand erfragt und Bedenken einer möglichen Streckenführung entlang der A 5 und durch Niederursel äußert.
Kritische Anwohner
„Wir hätten den Verfahrensstand gerne Schwarz auf Weiß“, erklärt daher Joachim Rotberg (CDU), der das RTW-Projekt zwar als „sehr zu begrüßen“ empfindet, weil es grundsätzlich eine Strecke bediene, „die bislang fehlt“ – doch gebe es gerade in Niederursel keinen zusätzlichen Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln. „Mit den U-BahnLinien 3, 8 und 9 sowie den Buslinien ist das Quartier sehr gut vernetzt, an das Nordwestzentrum, die Innenstadt und den Flughafen angebunden“, meint Rotberg. Innerhalb von Niederursel werde die RTW zudem „sehr, sehr kritisch“ gesehen, weil die Bürger fürchteten, mehr Verkehr – etwa durch Pendler aus dem Taunus und vom Riedberg – ins Viertel zu holen und obendrein Teile der Naherholungsgebiete rund um den Urselbach zu verlieren. „Lohnt es sich, die wenigen Naherholungsflächen für eine bessere Verbindung allein zum Industriepark Höchst aufzugeben?“, fragt Rotberg.
Kein offizieller Auftrag
Auf Anfrage der FNP erklärt Rolf Valussi, Geschäftsführer der RTW-Planungsgesellschaft, aber ohnehin, dass Niederursel „derzeit“ und „zunächst“ keine konkrete Rolle in den Planungen spiele. Zwar existiere die Idee, die RTW eines Tages entlang der A 5 zu führen und über das Schienennetz der U 3 ans Nordwestzentrum (NWZ) anzuschließen — „doch fehlt uns dafür der offizielle Auftrag der Gesellschafter“, so Valussi. Die aktuell im sogenannten „Scoping“-Verfahren zu untersuchende Strecke liege daher zwischen Neu-Isenburg im Süden und dem Gewerbegebiet Praunheim respektive Bad Homburg im Norden.
Die Trasse vom Gewerbegebiet ins NWZ hätte über den Praunheimer Weg verlaufen sollen, doch werde dort nun die Europäische Schule vergrößert. „Der Lückenschluss funktioniert also nicht.“ Die Planungsidee, die RTW über Niederursel zu führen, sei also zwar vorhanden, sicher weiterhin umsetzbar und auch wirtschaftlich vernünftig, aber ohne Auftrag. Weil er sehr „für offene Kommunikation“ einstehe, sagt Rolf Valussi, würden Änderungen dieser Planung auch dem Ortsbeirat und der Öffentlichkeit mitgeteilt.
Der Ortsbeirat 8 tagt heute, 22. Januar, ab 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz/ Nidaforum 2.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 22.01.2015.
Von Thorben Pehlemann
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