10.11.2015
Niederursel unter Wasser
Ein Wasserrohrbruch hat in der Nacht zum Montag in Niederursel die Anwohner erschreckt. Bis Mitte der Woche will die Mainova den Schaden repariert haben, der gestern für eine Teilsperrung der Straße Alt-Niederursel sorgte.
Es ist ein ungewöhnlicher Vormittag in Niederursel. Wo sonst Autos von den schmalen Gässchen im alten Stadtteilkern in Richtung Praunheimer Weg fahren, versperren rot-weiße Straßensperren den Weg für Autofahrer. Einzig das Geräusch eines Baggers ist zu hören. Nur zu Fuß oder mit dem Rad kann die Sperre ohne großen Umweg umgangen werden. Wem das gelingt, der hört durch das gekippte Fenster eines Kindergartens in der Nachbarschaft Kinderstimmen, die singen „Bruder Jakob, Bruder Jakob, schläfst du noch?“.
Geschlafen haben die Anwohner in dieser Nacht wenig. Gegen zwei Uhr sorgte ein Wasserrohrbruch für Unruhe, die Straße stand bis zur Einmündung in den Karl-Kautsky-Weg unter Wasser, woran um die Mittagszeit noch immer Pfützen und Schlamm erinnern. Durch den Druck des Wassers, das im Haus Alt-Niederursel 1 Tiefgarage und Keller überflutete, waren auch Teile der Straße und des Gehwegs aufgebrochen, als gegen 3 Uhr nachts Feuerwehr und Mitarbeiter der Mainova eintrafen, um zunächst die Leitung abzudrehen und die Wassermassen abzupumpen.
3.30 Uhr alarmiert
Feuerwehrsprecher Thomas Koch bestätigt, dass es gegen 3.30 Uhr einen größeren Einsatz gegeben hatte. „Vor Ort war eine Einsatztruppe von der Freiwilligen Feuerwehr Niederursel, die mit zwei Tauchpumpen bis in die frühen Morgenstunden damit beschäftigt war, die Tiefgarage leer zu pumpen.“ Unterstützt wurde sie dabei von der Berufsfeuerwehr, die bereits früh eine erste Sperrung einrichtete.
„Den Rohrbruch der unterirdischen Wassertransportleitung hat ein Materialfehler ausgelöst“, erklärte am Montagnachmittag Mainova-Sprecher Sven Birgmeier. Woran es genau lag, hat das Versorgungsunternehmen jedoch noch nicht festgestellt. „Unser Hauptinteresse besteht erstmal darin, die Straße wieder befahrbar zu machen“, so Birgmeier. Die Chancen dafür standen am Nachmittag gut. Schon am Montag sollte zunächst die Vollsperrung aufgehoben werden, am Mittwoch wird dann das defekte Stück Rohr von einer eilig alarmierten Firma ausgetauscht, die seit den frühen Morgenstunden damit beschäftigt ist, die Leitung offenzulegen. Das gut zwei Meter tiefe Loch in der Straße wird schnellstmöglich geschlossen.
Pragmatische Sicht
Darauf hat Norbert Hartmann aus seinem Tabak- und Lottoladen den besten Blick. „Ich habe am Morgen alles live mitbekommen“, erzählt der Einzelhändler, der sich anfangs noch Sorgen gemacht hatte, ob er sein Geschäft schließen muss, bis der Schaden behoben ist: „Die Feuerwehr und die Mitarbeiter der Mainova haben dann aber dafür gesorgt, dass ein Weg in den Laden frei bleibt und die Kunden weiterhin kommen können.“ Glück im Unglück für Hartmann, denn auch er hatte im Keller des Hauses einen Lagerraum, dessen Anblick er sich bis zu seiner Mittagspause ersparen wollte. „Zu ändern ist jetzt ohnehin nichts mehr“, sagt er und betrachtet dabei den Boden seines Geschäfts, der durch den Schlamm, durch den die Kunden waten müssen, eine bräunliche Farbe angenommen hat.
So pragmatisch sieht es auch Hartmanns Sohn Holger, der über dem Laden seine Wohnung hat. In seinem Keller standen in der Nacht gut 40 Zentimeter Wasser, das Fotoalben und alte Schulunterlagen zerstörte. Der ideelle Schaden für ihn und seine Nachbarn ist groß, aber nichts, was selbst in Frankfurt nicht regelmäßig Mieter erleben, wenn bei schweren Regenfällen wieder einmal Keller volllaufen. Erleichtert ist man in Alt-Niederursel, das man wenigstens überall Wasser hat. Damit hat der Wasserrohrbruch für Anwohner, Feuerwehrleute und Mainova-Mitarbeiter zwar die Nacht unterbrochen, das Geschäftsleben rund um das Geschäftszentrum kann aber dennoch weitergehen.
Artikel Frankfurter Neue Presse vom 10.11.2015. Von Sandra Kathe
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