20.02.2016
Supermarkt mit Kita auf dem Dach
Das leerstehende Autohaus in Alt-Niederursel gilt als Schandfleck des Ortskerns – nun wird es abgerissen. Der Rewe-Markt erhält an dieser Stelle einen Neubau. Auch eine Kita ist dort geplant, nebenan entstehen ein Getränkemarkt und ein Gebäude mit acht Wohneinheiten.
Die Tage des Leerstands sind gezählt: Das ehemalige Autohaus in Alt-Niederursel wird abgerissen. Gleichsam erfährt das gesamte Gelände der Familie Sternagel aus Bad Homburg eine Aufwertung, indem der ansässige Rewe-Markt einen Neubau mit Kindertagesstätte auf dem Dach erhält. Das bisherige Rewe-Gebäude wird zudem verkleinert und künftig als Getränkemarkt genutzt, nebenan entsteht ein Haus mit acht Wohnungen, die 57 bis 98 Quadratmeter Wohnfläche bieten. Dies teilten am Donnerstagabend der zuständige Projektleiter Joachim Henning und Architekt Felix Feldmann dem Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) mit.
Erste Planungen 2009
Erste Überlegungen, wie das Areal aufgewertet werden könnte, gibt es laut Henning schon seit 2009. Zwei Jahre später begann schließlich eine „enge Abstimmung“ mit städtischen Behörden, „was für die Standortentwicklung machbar und sinnvoll“ sei. Besonders wichtig war den Eigentümern, für Nachhaltigkeit anstellte des „Schandflecks“ zu sorgen: „Wir legen sehr viel Wert auf vertretbare Mietpreise und langfristige Mietverhältnisse“, so Henning. Das Gelände bleibe im Familienbesitz.
Bestehende Wohnungen, die Pizzeria und das Eiscafé bleiben von der Umgestaltung unberührt, erst nach der Fertigstellung werden energetische Sanierungen durchgeführt. Noch nicht beschlossen ist, was mit dem leerstehenden Showroom des Autohauses geschieht. Sowohl der Rewe- als auch der Getränkemarkt erhalten durch die räumliche Teilung jedenfalls wesentlich mehr Platz für breitere Sortimente, wie Felix Feldmann erklärte: Die Nutzfläche insgesamt betrage dann rund 1600 Quadratmeter. Wie modern die Ausstattung letztlich wird, zeigt eine technische Besonderheit: „Die Kühlmöbel erzeugen so viel Abwärme, dass diese zum Beheizen des Gebäudes ausreichen wird“, so Feldmann.
Die Zufahrt zum Gelände wird derweil über den Weißkirchener Weg erfolgen, eine Fußgängerpassage führt weiterhin zur Straße Alt-Niederursel. Auf dem Außengelände entstehen zudem 50 Parkplätze, ein Backshop kann Außengastronomie anbieten.
Als „maßgeblichen Beitrag für den Ortskern“ beschrieb Joachim Henning den Bau der Kita mit je 30 Plätzen für Kinder unter und über drei Jahren auf dem Dach des Rewe-Marktes: „Der Betreuungsbedarf ist hier genauso groß wie im Rest Frankfurts. Wir sind sehr glücklich, dass wir die Kita realisieren können.“ Die Kita, die eine eigene Zufahrt über die Straße An den Schießgärten erhält, wird außerdem über zwei getrennte Rettungswege verfügen und dem Verein „Träger 55“ Anlass bieten, 14 Vollzeitstellen zu schaffen. Sollten zu wenige Parkplätze vorhanden sein, können weitere von einem Nachbargrundstück hinzugezogen werden.
Abriss zu Ostern
Die Baugenehmigung erwartet Henning in Kürze, so dass die sechs bis acht Wochen andauernden Abrissarbeiten bereits kurz nach Ostern beginnen können. Die Bauzeit bis zur Eröffnung veranschlagte er auf 15 bis 18 Monate, was für die Anwohner und Mitglieder des Ortsbeirats den einzigen großen Wehrmutstropfen darstellte – denn während des Baus muss der Rewe schließen. „Wir versuchen die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten. In Teilabschnitten zu bauen und den Rewe offen zu halten, ist aber nicht möglich. Das Unfallrisiko für Besucher ist wegen des Einsatzes eines Krans und hängender Lasten viel zu groß“, sagte Henning.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Schmidt lobte, dass die Planung sich gut in die Struktur des Ortskerns einpasse. „Dem kann man nur zustimmen“, fand Schmidt. Mit der Rewe-Geschäftsführung will er nun Möglichkeiten beraten, wie man die Nahversorgung mit Lebensmitteln während der Bauzeit aufrechterhalten könne – etwa durch Lieferdienste.
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 20.02.2016.
Von THORBEN PEHLEMANN
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