06.08.2017
Kerstin Süß ist neue Müllerin von Ursella
Der Bürgerverein Niederursel-Nordweststadt stellt Kerstin Süß als neue Müllerin von Ursella vor und lädt zur Kerb ein.
Die Leute gucken, einige fragend, andere interessiert. Am Biertisch im Garten der Gaststätte Lahmer Esel wissen sie Bescheid und rufen der Frau im bordeauxroten Trachtenkleid Grüße zu. Die alteingesessenen Niederurseler wissen, dass es nur die neue Müllerin von Ursella sein kann.
„Kerstin I.“ steht auf der Schärpe, die sie um ihr Dirndl gewunden hat. Ein Diadem im blonden Haar, Perlenstecker im Ohr, ein Strauß Rosen in der Hand, voraus tapst ihre neunjährige Hündin Miley. Am Donnerstagabend hat der Bürgerverein Niederursel-Nordweststadt Kerstin Süß als neue Müllerin von Ursella vorgestellt.
Eine Botschafterin für ihre Region soll sie sein. Ein Jahr lang wird sie Niederursel und die Nordweststadt auch außerhalb des Stadtteils offiziell ehrenamtlich repräsentieren. „Im Grunde aber mache ich das schon mein Leben lang“, sagt Süß. „Ich fühle mich Niederursel und der Nordweststadt sehr verbunden.“
In der Pfarrgemeinde war die 50-Jährige beratend tätig, beim SV Niederursel hat sie mit ihrem Mann die ersten Mädchenmannschaften betreut und sie zu den Fußballspielen gefahren. Auch im Kindergarten und in der Schule ihrer beiden inzwischen erwachsenen Töchter hat sie Ehrenämter ausgeübt. „Wenn man sich nicht engagiert, dann passiert auch nichts.“ Ihre Freunde haben ihr jahrelang gesagt, sie solle doch mal die Müllerin machen. „Das mache ich, wenn ich 50 bin“, habe sie immer geantwortet, sagt sie. Ihre Freunde haben sich daran erinnert.
Seit Süß drei Jahre alt ist, wohnt sie in der Nordweststadt. Ihren Mann überzeugte sie, aus der Innenstadt an den Stadtrand zu ziehen. „Niederursel ist der verkehrsberuhigteste und grünste Stadtteil Frankfurts“, sagt Süß. Mit ihrem Hund ist sie schnell auf den Feldern, die gleich hinter ihrem Haus beginnen. Jene Felder, auf denen bald einmal ein neuer Stadtteil entstehen soll. Ein Reizthema in den nordwestlichen Stadtteilen. Aber ein Thema, für das Kerstin Süß werben will. Sofern zumindest er der Nordweststadt angepasst wird und die Planer bei der Bebauung die Kaltluftschneise berücksichtigen. „Ich hoffe, dass sie großzügig mit dem Grün umgehen.“
Erst einmal wird die Müllerin vor allem bei der Niederurseler Kerb am letzten Augustwochenende ihres Amtes walten. Während des Umzugs durch den Ortskern wird sie Rosen an die Besucher verteilen. Und schließlich wird sie das Fest mit dem Fassbieranstich eröffnen.
Zur Seite steht ihr der Schirmherr der Kerb, Klaus Oesterling. Der Verkehrsdezernent (SPD) ist in der Nordweststadt aufgewachsen. Bemerkenswert sei es, findet Oesterling, dass ein kleiner Stadtteil wie Niederursel Jahr für Jahr eine Kerb auf die Beine stelle. Wer aus Niederursel stamme, komme für das Wochenende immer zurück, sagt Süß. „Man trifft an dem Wochenende Menschen, die man ein Jahr nicht gesehen hat.“
Artikel Frankfurter Rundschau, vom 06.08.2017. Von Klaas Mucke
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