11.12.2004
Naturschützer: Ausgleich für Niederurseler Umgehung kommt anderen zugute
Geld fließt nach Schwanheim
Niederursel/Schwanheim. Seit ungefähr zehn Jahren strömt der Verkehr jetzt über die Ortsumgehung Niederursel, die L 3004. Die damals geforderten Ausgleichsmaßnahmen bei Niederursel haben die Bauherren Stadt und Land bis heute nicht erbracht. Und sie werden auch nicht mehr verwirklicht. Diese Maßnahmen hätten einen Wert von 230 762 Euro gehabt, verzinst würde sich der Betrag heute auf 329 011 Euro belaufen. Diese Summe fordern nun die beiden Umweltschutzverbände NABU und BUND ein.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte 1992 Klage gegen den Bau der Straße quer durch den Niederurseler Hang erhoben, die jedoch vom Verwaltungsgerichtshof in Kassel abgewiesen wurde. Einen Erfolg konnten die Naturschützer jedoch verbuchen, denn das Gericht hatte landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahmen für die erheblichen Eingriffe in Natur und Landschaft gefordert – ein zweischneidiges Schwert, wie sich herausstellen sollte. Rund 230 762 Euro sollten nach Beendigung der Bauarbeiten in die Erweiterung der Streuobstwiesen sowie in zusätzliche Bepflanzung fließen und dadurch den Anwohnern zu Gute kommen, doch nichts geschah.
«Diese Ausgleichsmaßnahmen hätten zeitnah, also bereits vor zwölf Jahren passieren müssen», sagt Ingolf Grabow, Vorsitzender des BUND-Ortsverbandes. Doch die Stadt Frankfurt und das Land Hessen konnten sich nicht einigen, Anträge wurden gestellt, diskutiert und zurückgewiesen. Bis heute ist nichts in Sachen Neubepflanzung im Umfeld der Niederurseler Trasse passiert ist – und es wird auch nichts mehr geschehen.
Da die derzeitige Bebauung des nahe gelegenen Riedberges jegliche Bepflanzungen unmöglich macht, wird als Ausgleichsmaßnahme die Schwanheimer Dünen von Brombeerwucherungen befreit. Seit drei Jahren bearbeitet zudem eine Schafherde des BUND die Fläche. «Natürlich begrüßen wir diese Maßnahme», sagt Grabow. «Doch ohne gezielte Nachpflege und andauernde Beweidung werden die genannten Pflegemaßnahmen das Ziel verfehlen.»
Deshalb fordern Bund und Nabu Frankfurt nicht nur die damals veranschlagten 230 762 Euro. «Wir möchten, dass der von den Behörden über zwölf Jahre aufgestaute Ausgleichsbetrag mit den marktüblichen Zinsen von drei Prozent der Natur zu Gute kommt.» So soll der dadurch errechnete Betrag von 329 011 Euro ein intaktes Naturschutzgebiet gewährleisten. «Die verschleppte Bepflanzung in Niederursel ist ja nicht der einzige Fall», sagt Naturschützer Grabow. In Sachen Ausgleichsmaßnahmen würden sich die Behörden oft vor einer schnellen Umsetzung drücken.
Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen sieht kein Verschulden seinerseits. «Wir können ja nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass die Stadt Frankfurt die Verhandlungen so verzögert haben», sagt Sprecher Michael Antenbrink. Das Geld habe in den zwölf Jahren auch nicht zugenommen, Rücklagen hätten nicht gebildet werden können. «Wir können solch eine Forderung nur negativ bescheiden.»
Ingolf Grabow wertet diese Entscheidung als Ausrede. «Da schieben sich jetzt Stadt und Land gegenseitig den Schwarzen Peter zu, Verantwortung will wieder keiner übernehmen.» Ein vor zehn Jahren gepflanzter Baum hätte schon lange für weitere gesorgt. Wenn das Projekt Schwanheimer Dünen erfolgreich sein will, dann müsse dort nachhaltig gepflegt werden und die Kosten gedeckt sein, sagt auch Wolfhard Wegener vom NABU-Kreisverband. Die geforderten rund 100 000 Euro mehr würden zudem nur der Natur zu Gute kommen. «Ich kann da wirklich nur an die Vernunft und Einsicht der zuständigen Behörden appellieren, die haben uns lange genug hingehalten», betont Ingolf Grabow.
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