17.08.2018
Die lachende Müllerin
Yasmin Fröhlich ist die neue Repräsentantin der Niederurseler Kerb. Ein Jahr lang vertritt sie den Frankfurter Stadtteil als Müllerin von Ursella.
Es ist erstaunlich, wie gut Nachnamen zuweilen zu ihren Besitzern passen. Yasmin Fröhlich zum Beispiel lacht gerne. Es ist ein ansteckendes, charmantes Lachen. Eines, das anstiftet, Quatsch zu machen, um weiteres Lachen zu provozieren. Kein Wunder also, dass der Bürgerverein Niederursel die 29-Jährige als neue Müllerin von Ursella ausgewählt hat. Also als Repräsentantin für die Niederurseler Kerb, die am letzten Augustwochenende stattfindet.
Dabei ist Fröhlich gebürtige Griesheimerin, wohnt inzwischen auf dem Riedberg. „Wir fahren mit dem Rad“, sagt sie. Das dauert fünf Minuten. Der Katzensprung vom Riedberg zum Nachbarstadtteil erklärt aber nicht die Verbindung der neuen Müllerin zu Niederursel, das sie ein Jahr lang vertreten soll. Der Schlüssel liegt bei ihren drei und fünf Jahre alten Söhnen.
Über die Krabbelgruppe hat Fröhlich Mütter aus Niederursel kennengelernt. Bekanntschaften, die sich vertieft haben. Fröhlichs Junior ist sogar Gründungsmitglied der neuen Niederurseler Minifeuerwehr. Seit drei, vier Jahren besucht die Mütterclique gemeinsam die Kerb. „Ohne Kinder, ohne Männer“, sagt Fröhlich. Und irgendwann haben die anderen sie überredet: Du musst Müllerin werden! „Eine Schnapsidee“, sagt Fröhlich und zwinkert.
Eine passende Kandidatin ist sie allemal. Wie sie so da steht in ihrem Dirndl und der Schärpe und über ihre Aufgabe referiert, wirkt sie sehr souverän. Zehn Jahre hat sie Ballett getanzt, verrät Fröhlich. „Das ist gut für die Haltung.“ An Niederusel gefalle ihr der dörfliche Charakter, mitten in der Großstadt. „Man kennt sich“, sagt sie. Und ist schnell in der Natur draußen, im Feld oder am Urselbach.
Großen Respekt habe sie vor ihrer Aufgabe, sagt sie. Bange muss ihr aber nicht sein. Fröhlich ist eher der pragmatische Typ. Wie sie ihre Haare beim Fest tragen wird, entscheidet sie erst morgens nach dem Aufstehen. „Wie ich mich fühle.“
Immerhin müsse sie nicht ganz so viele Termine wahrnehmen, wie etwa die Sachsenhäuser Brunnenkönigin, assistiert Fröhlichs Ehemann Johannes. Drei oder vier statt 70. Er lacht. Durch das Ehrenamt seiner Frau wird er zwar nicht zum Müller des Stadtteils, aber immerhin zum Schirmherren der Kerb. „Ich werde aber keine Rede halten“, sagt er. Oder nur eine kleine, sagt dagegen Helga Diehl vom Bürgerverein.
Seit den 80ern veranstaltet der Verein das traditionelle Volksfest. Wie lange die Wurzeln zurückreichen, kann niemand mehr sagen. Nicht einmal Ortslandwirt Wolfgang Stark, den Diehl eigens befragt hat. Sei’s drum, der Stadtteil fiebert dem Höhepunkt des Jahres ohnehin entgegen. Die Kerb ist die Gelegenheit für die Vereine, sich zu präsentieren. „Wir wollen mit den Anwohnern zusammen ein großes Fest feiern“, so Diehl. Mit einer fröhlich lachenden Müllerin.
Artikel Frankfurter Rundschau, vom 16.08.2018. Von George Grodensky
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