15.09.2018
Kein Jubel über Schwimmbad
Am Sportcampus in Ginnheim soll bis 2024 ein Schwimmsportzentrum entstehen – vornehmlich für Vereine und Schulen. Sportdezernent Markus Frank stellte es am Dienstag im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) vor – und es wurde diskutiert.
Großen Diskussionsstoff bot das Bäderkonzept 2025, das Sportdezernent Markus Frank und Frank Müller, Geschäftsführer der Frankfurter Bäderbetriebe (BBF), am Dienstag in der Sitzung des Ortsbeirates 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) vorstellten. Besonderes das geplante Schwimmsportzentrum stand im Fokus. Am Sportcampus der Goethe-Universität in Ginnheim soll es bis 2024 entstehen, vornehmlich für Schulen und Vereine. Ein 50-Meter-Becken, das in drei 25-Meter-Becken teilbar sein wird, soll es haben. Hinzu kommen zwei kombinierte Lehr- und Kursbecken. Auch eine Zuschauertribüne für eventuelle Wettkämpfe sei denkbar. Als Vorlage dient das Nürnberger Langwasserbad. Dort seien alle begeistert, so Bäderchef Müller.
„Das wir nicht klappen“
In Frankfurt sieht das anders aus – zumindest am Dienstag im Ortsbeirat 8. „Gerade für uns als integrative Gesamtschule ist es kaum möglich, den Schwimmunterricht in dem neuen Schwimmsportzentrum durchzuführen“, sagte Gerhard Schneider, Leiter der Ernst-Reuter-Schule II. Bei dem langen Fahrtweg von der Nordweststadt hätten die Schüler gerade noch zehn Minuten im Wasser. Zum anderen könne der Transport zum und die Nutzung des Schwimmsportzentrums von Kindern und Jugendlichen mit schweren körperlichen oder motorischen Beeinträchtigungen nicht klappen. Schneider meldete insgesamt Bedenken „aus pädagogischer Sicht“ an. Schließlich gehe es bei der Inklusion um Teilhabe, und nicht darum, dass manche Schüler am Schwimmunterricht teilnehmen können – während andere aus logistischen Gründen in der Schule oder anderswo warten müssten.
Um an der Ernst-Reuter-Schule II Schwimmunterricht für alle Schüler zu gewährleisten, forderte Schneider, das schuleigene Schwimmbad wieder zu öffnen. Seit zehn Jahren ist dort aufgrund von Schäden in der Dachkonstruktion kein Unterricht möglich, die Schwimmklassen weichen auf umliegende Bäder aus. „Das sind Kapazitäten, die seit dieser Zeit ungenutzt sind“, sagte der Schulleiter.
Schulen einbeziehen
Rückendeckung erhält Schneider von den Stadtteilpolitikern. „Man hört immer, dass Frankfurt eine reiche Stadt ist“, sagte Helga Diehl (SPD). „Doch dafür, dass Kinder vernünftig Schwimmen lernen, ist kein Geld übrig.“ Stattdessen werde aus Gründen der Effizienz ein solches Schwimmsportzentrum gebaut – das gar nicht für alle Schüler nutzbar sei. „Ich glaube, dass beides machbar ist: Der Bau des Schwimmsportzentrums und die Sanierung des Lehrschwimmbeckens der Ernst-Reuter-Schule“, sagte Dr. Yvonne Gondolf (Grüne).
Die Stadt hatte zwar schon einen Ersatzbau für das Schwimmbecken zugesichert und im Haushalt 2018 Mittel freigestellt – doch im Bäderkonzept kommt das Lehrschwimmbecken gar nicht vor. „Es gehört nicht zum Zuständigkeitsbereich der Bäderbetriebe“, sagte Stadtrat Frank. Ansprechpartner sei stattdessen das Stadtschulamt. „Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn das Bäderkonzept auch mit dem Stadtschulamt besprochen würde, um auch die pädagogische Sichtweise in die Planungen einzubringen“, sagte Schneider. „Dann bin ich mir sicher, dass für alle Beteiligten eine Lösung gefunden wird.“
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 15.09.2018.Von CAROLIN-C. CZICHOWSKI
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