06.12.2018
Bistum Limburg plant, das Areal von St. Matthias zu veräußern
Das Bistum Limburg plant den Verkauf des Areals des Kirchortes St. Matthias der katholischen Pfarrgemeinde St. Katharina von Siena. Aus der Perspektive des Bistums ist diese Entscheidung notwendig, die Gläubigen fühlen sich übergangen.
Gut 100 Gemeindemitglieder des Kirchortes St. Matthias der katholischen Pfarrei St. Katharina von Siena sitzen im großen Saal ihres Gemeindezentrums in der Thomas-Mann-Straße 2-4. Das Grundstück, auf dem sich nicht nur dieses Gebäude, sondern außerdem die Kirche, die Kita, das Küster- und das Pfarrhaus befinden, soll Thema der öffentlichen Ortsausschusssitzung der Pfarrgemeinde sein. Vertreter des bischöflichen Ordinariats aus Limburg sind ebenfalls anwesend und möchten den Gemeindemitgliedern mehr über einen Prozess berichten, mit dem die Weichen für die Zukunft von St. Matthias gestellt werden sollen.
„KIS“ lautet der Name dieses Prozesses. Die drei Buchstaben stehen stellvertretend für „Kirchliche Immobilien Strategie“. Klingt wie aus einem Handbuch für Wirtschaftswissenschaften und bedeutet, für die Zukunft betrachtet, einschneidene Veränderungen für den Kirchort St. Matthias. Das gesamte Areal, das rund 4000 Quadratmeter umfasst, soll mit Ausnahme der Kita veräußert werden. So die Planungen.
Heimat im Glauben
Verständlich, dass die Unruhe und die Empörung unter den anwesenden Gemeindemitgliedern von Beginn an zu spüren ist. „Man dürfe St. Matthias nicht nur von der finanziellen Seite betrachten“, gibt eine Dame aus dem Publikum zu bedenken. „Die Kirche ist ein geweihtes Haus Gottes, an dem unser Herz hängt. Es ist unsere Heimat im Glauben“, sagt sie. Ein zustimmender Applaus der anderen Gemeindemitglieder folgt.
Hanns-Joachim Meiller, Pfarrer von St. Matthias, betont, dass es ihm wichtig sei, die Anliegen der Gemeindemitglieder zu vertreten und ihre Befürchtungen ernstzunehmen. Er macht aber auch deutlich, dass es auch zu seinen Aufgaben gehöre, Perspektiven zu weisen. Den Weg in die Zukunft zu gehen, sei das, was zähle, und diesen Weg möchte er mit den Gemeindemitgliedern gemeinsam gehen. Dass die Pfarrgemeinde St. Katharina von Siena an KIS teilnehmen müsse, ist im Gründungsvertrag vereinbart.
Peter Steinhauer, stellvertretender Finanzdezernent im Bistum Limburg, möchte den Gläubigen die Gründe für die Entscheidung näherbringen. Insgesamt sieben Kirchorte umfasst die katholische Pfarrgemeinde St. Katharina von Siena, die im Januar 2016 gegründet wurde: Neben St. Matthias sind dies St. Sebastian (beide in der Nordweststadt), St. Bonifatius (Bonames), St. Peter und Paul (Heddernheim), St. Lioba (Nieder-Eschbach), St. Laurentius (Kalbach) und St. Edith Stein (Riedberg). Alle Standorte haben zusammen 28 Gebäude – fünf Kirchen, zwei Gemeindezentren, fünf Gemeindehäuser, fünf Pfarrhäuser, sieben Wohngebäude und fünf Kitas macht Peter Steinhauer mit einer Präsentation für alle sichtbar. Deren Instandhaltung ist teuer. Generell seien die Instandhaltungskosten des Immobilienbestandes eine hohe finanzielle Belastung für Kirchengemeinden und das Bistum. Auch das macht der Experte deutlich und nimmt dabei auch Bezug auf den stetigen Rückgang der Kirchenmitglieder. „Die Gebäude sind nicht mehr so ausgelastet und genutzt, wie es noch vor 40 Jahren der Fall gewesen ist.“ Aus dem Publikum ruft eine Frau: „Unsere ist immer voll.“
Ensembleschutz
Nach einer ersten Phase des Erfassens und Bewertens des Immobilienbestands sei die Entscheidung für einen Verkauf des Areals gefallen. Doch ganz so einfach wird dieser Schritt nicht. „Hier besteht Ensembleschutz“, sagt Steinhauer. Außerdem soll es auch nicht an irgendwen veräußert werden. Durchaus vorstellbar sei, dass es für den Bau von sozial gefördertem Wohnraum genutzt werden könne. Ein konkretes Konzept läge bisher noch nicht vor. Sofern es etwas Konkretes gebe, werde es vorgestellt.
Artikel Frankfurter Neue Presse, vom 29.11.2018. Von Alexandra Flieth
zurück
|