20.01.2005
Seit 25 Jahren schlichtet er Streitigkeiten in Heddernheim, der Nordweststadt und Niederursel : Schiedsmann Jürgen Reininger.
Der 61-Jährige betritt die Dachterrasse seiner Wohnung in der Römerstadt. "Vor hier aus kann ich meinen ganzen Bezirk überblicken", sagt der Schiedsmann des achten Ortsbezirks. Zunächst als Stellvertreter und seit 1990 als erster Schiedsmann. Im November wurde Reiniger erneut von Ortsbeirat und Stadtverordnetenversammlung für fünf weitere Jahre in seinem Amt bestätigt.
Er ist zuständig für bürgerlich-rechtliche Streitigkeiten, wie zum Beispiel unter Nachbarn. Bei Ärger um Zäune sowie Bäume und Sträucher, die über Grundstücksgrenzen wachsen schlichtet Reininger und schafft Frieden zwischen den Streithähnen.
"Oft ist so ein Streit ja nur die Spitze des Eisbergs", erklärt der ehemalige Verwaltungsangestellte der Stadt Frankfurt. Es kracht nicht einfach so zwischen Nachbarn, die seit 20 Jahren nebeneinander leben. Die Leute redeten nur oft nicht miteinander. Reininger nimmt sich Zeit für seine Fälle, hört zu und geht den Dingen auf den Grund. So könnten die Gespräche auch schon vier Stunden dauern, und es könne mehrere Termine geben, bis ein Vergleich, der für beide Seiten akzeptabel ist, gefunden wird. "So viel Zeit kann sich kein Richter nehmen", erklärt der Schiedsmann aus Leidenschaft. Und so sei es auch weniger das juristische als das soziale, was ihn seit Jahren an dem Job reize. So konnte er in den letzten Jahren auch fast alle seine Fälle zu einem Vergleich führen. Damit liegt er weit über der durchschnittlichen Vergleichsquote von 50 Prozent der hessischen Schiedsleute. Nur 2003 habe er sein persönliches Ziel von 100 Prozent nicht erreicht. Zunächst habe alles gut ausgesehen, als sich nach zähen Verhandlungen die beiden Nachbarn über Arbeiten an ihrem Grenzzaun und einer Böschung endlich einig schienen. Dann sei es aber an der Art und Weise der Ausführung und der damit verbundenen Kosten gescheitert. So seien sie dann doch vor Gericht gelandet.
2004 musste der Schiedsmann in neun bürgerlich-rechtlichen Streitigkeiten und in sieben Strafsachen schlichten. Bearbeitet habe er doch viel mehr. "Wenn es keine Zeugen oder andere Beweise für einen Anspruch gibt, dann schicke ich die Leute auch schon mal wieder nach Hause." Auch in Streitigkeiten unter Familienmitgliedern appelliere er oft im Vorfeld, sich doch ohne ein Schiedsverfahren zu einigen. Und wenn es um die Hausordnung gehe, mische er sich aus Prinzip nicht ein. "Die verweise ich alle erst mal an die Wohnungsbaugesellschaften", sagt er.
Schiedsmann wolle er bleiben, so lange es ihm Spaë mache. "Er macht es gern, gut und mit Herzblut", sagt seine Frau Christa über sein Engagement. Nach dem hessischen Schiedsamtsgesetztes kann er mit 75 Jahre das letzte Mal gewählt werden. Demnach sind nach der bisherigen noch zwei Amtszeiten möglich. Und Arbeit sieht er in seinem Stadtteil genug: "Wenn ich mir die Gärten der Reihenhäuser am Riedberg ansehe, weiß ich, dass da in zehn Jahren viel auf den Schiedsmann zukommt", so Reininger. Dort hätten viele Büsche und Bäume zu eng an die Grenzen gesetzt, erklärt er.
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