15.02.2005
Die Antwort auf Pisa: Gemeinsamer Unterricht
Prof. Dieter Katzenbach von der Uni Frankfurt kritisiert den von der hessischen Landesregierung angekündigten Abbau von Stellen beim so genannten Gemeinsamen Unterricht (GU) von behinderten und nicht-behinderten Kindern.
Denn die bildungspolitische Antwort auf Pisa müssen genau andersherum lauten: Der GU habe gezeigt, dass «Kinder und Jugendliche mit manchmal extrem unterschiedlichen Lernvoraussetzungen im gemeinsamen Klassenverband erfolgreich lernen und arbeiten können». Der GU sei daher beispielgebend für die Entwicklung eines «humanen, sozialen Ausgleich schaffenden und leistungsorientierten Bildungssystems».
Im internationalen Vergleich offenbare das deutsche Schulsystem große Schwächen im Umgang mit der Unterschiedlichkeit ihrer Schülerschaft. Dabei gelinge es der Grundschule offenbar noch sehr gut, mit diesen Unterschieden umzugehen, wie die andere internationale Untersuchung «Iglu» zeige. Dabei schnitten die deutschen Schüler weit über dem internationalen Durchschnitt ab.
Der Blick auf die anderen Teilnehmerstaaten der Pisa-Studie zeige, dass in keinem Land die Kinder so früh auf verschiedene Schulformen verteilt würden wie in Deutschland. Dennoch halte man an dem Dogma fest, dass Kinder als Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten auf die Welt kommen und nur der richtigen Schulform zugeführt werden müssten. Pisa-Sieger Finnland demonstriert hingegen einen anderen Umgang. Anstatt die Schüler in verschiedene Bildungsgänge oder Schulformen zu sortieren, gelingt es dort, individuell auf jeden Schüler einzugehen. Innere statt äußere Differenzierung heiße hier die Zauberformel.
Prof. Katzenbach wird zum Thema «Der Gemeinsame Unterricht behinderter und nicht-behinderter Kinder: Die bildungspolitische Antwort auf den Pisa-Schock?» am Dienstag, 22. Februar, um 20 Uhr in der Aula der Ernst-Reuter-Schule II, Hammarskjöldring 17a, sprechen. (fnp)
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