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05.03.2005

Frankfurts gute Schwestern

Von Thomas Scholz

Nordweststadt. Ein klassisches Klosterleben ist es nicht, den Habit haben sie vor rund 40 Jahren abgelegt. Im Alltag gehen die «Missionsärztlichen Schwestern» ganz normalen Berufen nach und sind dabei von Arbeitskollegen äußerlich nicht zu unterscheiden. Die innere Einstellung macht bei ihnen den Unterschied aus. Denn für alle Mitglieder der Ordensgemeinschaft ist der Wunsch zu heilen und die Beziehung zu Gott die Basis ihres Lebens.

«Unser Schwerpunkt sind Randgruppen», sagt Schwester Maria Goetzens. Sie koordiniert den Frankfurter Ordensdistrikt mit Sitz im Hammarskjöldring. «Wir kümmern uns um Menschen, die aus dem Blickpunkt fallen.» Je nach Region sind dies Obdachlose, Kranke, alte Menschen oder auch ausländische Mitbürger. 1925 in den USA von der österreichischen Ärztin Anna Dengel gegründet, ist der Orden seit 1984 in Frankfurt vertreten. «Anfang der 80er haben wir überlegt, wo in Deutschland die Brennpunkte sind.» Die Mainmetropole als Wirtschaftszentrum und Stadt der Gegensätze zwischen Arm und Reich stufte der Orden als wichtiges Aufgabengebiet ein. «Hier ist ein Standort, wo wir hingehören.»

Je nach den erlernten Berufen helfen die Schwestern, wo und wie sie am besten können. Als Ärztinnen, Lehrerinnen und Pastoralreferentinnen sind die zehn Frankfurter Schwestern bemüht, ihre Arbeit in den Dienst der Schwachen zu stellen. Ihr Ziel dabei ist die Heilung von Menschen. «Aber das alleine ist es nicht, was Frauen zum Beitritt bewegt. Man muss nicht dem Orden angehören, um eine gute Ärztin zu sein.» Eine besondere Beziehung zu Gott, welche die Frauen in der Gemeinschaft ausleben wollen, sei ebenso wichtig. «Wir entdecken Jesus und Gott als den Heilenden.» In den Erfahrungen mit Tod und unheilbaren Krankheiten stoße der Glauben an seine Grenzen. «Darin liegt die Botschaft Gottes. Man muss sich fragen, was dem Leben zu Grund liegt. Die Antworten findet man im Grenzgebiet zwischen Leben und Tod.»

Maria Goetzens trat 1983 in der Orden ein. Ihr Weg führte die Ärztin über die Arbeit auf den Straßen Perus bis in die Straßenambulanz der Caritas an der Allerheiligenstraße. Hier betreut sie Obdachlose medizinisch. Das geheilt nicht immer gesund bedeutet, ist für die Schwestern dabei eine wichtige Grundlage ihrer Arbeit. «Geheilt kann auch bedeuten, dass ein Mensch gelernt hat, mit seiner unheilbaren Krankheit zu leben.» In der Arbeit mit Obdachlosen könne es bereits ein Heilungserfolg sein, wenn die Menschen Vertrauen zu ihr fassten und mit ihren medizinischen Problemen von selbst auf sie zukommen würden. «Viele kleine Schritte sind dabei möglich. Ich weiß nicht, ob ich den Blick für diese Dinge hätte, wenn ich nur Schulmedizinerin wäre.»

Genau wie sie setzen insgesamt rund 660 Schwestern ihre beruflichen Fähigkeiten von Afrika über Asien bis Amerika ein, um den Schwachen der Gesellschaft zu helfen. Entsprechend der individuellen Fähigkeiten wird dabei für jede Schwester ein Einsatzgebiet gefunden. Der weltweite Ansatz der Missionsärztlichen Schwestern ist dabei wichtig. «Momentan sind sechs deutsche Schwestern im Ausland, 27 in Deutschland. Es kann keine eintreten, die sagt: Das Ausland ist nichts für mich.» Bis zu zwei Jahre können Frauen in der so genannten Integrationszeit prüfen, ob das Leben im Orden ihren Vorstellungen und Erwartungen entspricht. In Frankfurt leben die Mitglieder in drei Kommunitäten. Von dort brechen sie zu ihren Berufen auf, für gemeinsames Essen, Gebete und Ruhephasen gibt es Termine. «Es gibt immer wieder Frauen um die 30 Jahre, die sich uns anschließen.» Gelübde über Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam sind die Voraussetzung zur Mitgliedschaft im päpstlich anerkannten Orden. Karriere oder ein rein besinnliches Leben findet man jedoch bei den Missionsärztlichen Schwestern nicht. Die Gründerin sagte: «Ihr müsst euch den Nöten der Zeit anpassen». «Das ist eine große Herausforderung.»

Doch auch für Menschen, die sich zwar der Idee verpflichten wollen, das Leben in einer Ordensgemeinschaft jedoch nicht auf sich nehmen wollen, gibt es eine Möglichkeit zur Mitarbeit. Als «assoziierte Mitglieder» können Frauen und sogar Männer an der Arbeit der Schwestern mitarbeiten. Ohne rechtliche Verbindlichkeiten ist so eine Teilnahme am Orden möglich. Bisher nehmen diese Möglichkeit jedoch nur drei Frauen bundesweit wahr. Große Mitgliederzahlen sind dem Orden jedoch sowieso fremd. «Wir waren noch nie mehr als 700 Mitglieder. Das ist manchmal ein Vorteil», erklärt Schwester Maria. Bei Entscheidungen könnten so alle Schwestern um ihre Meinung gefragt werden. «Das fordert uns auch heraus. Wir müssen immer fragen: Wo setzen wir unsere Kräfte ein?»

Zu finden sind die Missionärztlichen Schwestern im Internet unter http:// missionsaerztliche-schwestern.org oder in Frankfurt am Hammarskjöldring 127, Telefon 52 66 92.

FNP v. 05.03.05




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