08.04.2005
Lehrerausbildung gefährdet
Schultheater-Studio befürchtet Ausstieg des Landes aus zweijährigem Projekt
Das Schultheater-Studio im Hammarskjöldring gehört zu den Ausbildungszentren, an denen das Hessische Kultusministerium (HKM) seit Herbst 2002 Lehrer aller Schulformen auf den Unterricht im Darstellenden Spiel/ Schultheater (DS) vorbereitet. Zwei Jahre dauert die nebenberufliche Ausbildung mit theoretischen und praktischen Ausbildungsphasen. Die Federführung dieser Qualifizierungsmaßnahme liegt bei Joachim Reiss, Leiter des Schultheater-Studios. Vielversprechend und erfolgreich klappt nach seiner Auffassung die Umsetzung. In seiner nun vorgelegten Erhebung macht Reiss zudem deutlich, was die Schüler von dem Angebot haben.
«Solcher Einsatz scheint geboten, weil die Fortsetzung der Ausbildung für das Fach trotz ihrer hohen Qualität und der enormen Nachfrage der Schulen zurzeit gefährdet scheint», erklärt Reiss sein Engagement. Durch die Pisa-Studie und andere Untersuchungen sei zudem deutlich geworden, wie sehr Schulen auf neue Methoden zur Lernmotivation und Gewaltprävention, aber auch zur Förderung von Lese- und Sprachfähigkeiten sowie sozialen Kompetenzen angewiesen seien, die das Unterrichtsfach mit sich bringe. Es trage entscheidend zur ästhetischen und kulturellen Bildung bei.
«Die vielfältigen Erfahrungen, die sie ihren Schülern später ermöglichen wollen, müssen die Lehrer zunächst selbst machen», so Reiss. Ein halbes Jahr müssen die Lehrer selbst Theater spielen und ein Stück auf die Bühne bringen.
«Alle Teilnehmer sind hoch motiviert und engagiert, ihre schulische Arbeit durch die Qualifizierung zu bereichern», hält Reiss fest. Zwar trägt das Kultusministerium die Hälfte der Kosten, doch auch auf die Teilnehmer kommen nicht unerhebliche Kosten für die unterschiedlichen Ausbildungsphasen zu. Zudem opfern sie der Fortbildung mehr Freizeit als Unterrichtszeit. Meist handele es sich um Gymnasiallehrer. Teilnehmer aller Schulformen kämen überwiegend aus den Fächern Deutsch, Fremdsprachen, Kunst und Musik. Real- und Hauptschulen bieten DS meist in Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag an.
«In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Schulen gestiegen, die DS als Fach der Gymnasialen Oberstufe anbieten», so Reiss. Heute können Schüler in Frankfurt beispielsweise an der Ziehenschule, der Max-Beckmann-Schule oder dem Friedrich-Dessauer-Gymnasium Grundkurse im DS belegen. Diese Tendenz werde sich fortsetzen, wenn der neue Lehrplan für die Sekundarstufe I vorliege und DS sogar als Abitur-Prüfungsfach wählbar werde.
Diese Entwicklung könne aber nur mit ausgebildeten Lehrern ausgebaut werden. Deshalb fordert Reiss, dass Ministerium solle die Maßnahme verlängern. Auch eine nebenberufliche Weiterbildung kann nach seiner Einschätzung nur eine Übergangslösung sein.
Damit die Teilnehmer DS unterrichten dürfen, müssen sie mit einer mündlichen und schriftlichen Prüfung die so genannte Fakultas erwerben. «Die Anleitung zum Theaterspielen kann nur ein kompetenter Spielleiter geben, der dafür ausgebildet wurde», so Reiss’ feste Überzeugung.
Von Christiane Weiß
zurück
|