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20.05.2005

Jugendliche beurteilen

Über 80 Prozent der 987 Schüler der Ernst-Reuter-Schule II besuchen in den großen Pausen amUnterrichtsvormittag den „Offenen Treff“ der Schulsozialarbeit (SIS).

Für 38 Prozent der Schüler ist dies der Lieblingsort auf dem Schulgelände. Diese Zahlen hat jetzt ein dreiköpfiges Team von Pädagogen und Psychologen der Universität Siegen ermittelt.

Die Ergebnisse präsentierte es in einer Pressekonferenz. Innerhalb kürzester Zeit haben dieWissenschaftler fast die ganze Schülerschaft detailliert befragt. Zumersten Mal in der Geschichte der deutschen Schulsozialarbeit ist so eine wissenschaftliche Evaluation dieser Arbeit aus der Perspektive ihrer Nutzer erfolgt.

1976 erstmals Vorreiter Schon einmal kam der Ernst-Reuter-Schule II eine Vorreiterrolle in Sachen Sozialarbeit zu: 1976 wurde hier zum ersten Mal in der Bundesrepublik Schulsozialarbeit als Modellversuch eingeführt.

Träger des Projekts war und ist immer noch die ArbeiterWohlfahrt (AWO). Jürgen Spiegelberg, der seit 1977 dabei ist, erinnert sich: „Damals waren wir ein riesengroßes Gremium, das unbeweglich und kaum arbeitsfähig war.“

An dem Experiment waren außer den Sozialarbeitern der AWO Sozialpädagogen der Uni Frankfurt, das Jugendamt und noch weitere Vertreter öffentlicher Stellen beteiligt. „Dass das damals öffentlich finanziert wurde, ist heute nicht mehr vorstellbar.“

Es wäre auch nicht mehr machbar. ImGegenteil: Heute konkurrieren Projekte für Schulsozialarbeit um öffentliche Fördergelder. Schulämter und Kommunen suchen händeringend nach Kriterien, die die Qualität der verschiedener Projekte undMaßnahmen unterscheidbar machen. „Pädagogische Prozesse in der Sozialarbeit sind bisher nie transparent gemacht worden,“ sagt Spiegelberg. Nachvollziehbar seien immer nur die Qualifikationen von Sozialarbeitern, nicht jedoch ihr tatsächlicher Einsatz und ihr menschliches Potenzial. SIS-Team präsentiert Handbuch Das möchte das SIS-Team ändern. Die AWO-Sozialarbeiter haben ein Handbuch für Qualitätsmanagement in ihrer Arbeit erstellt.

Jetzt soll die „Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Qualitäts-Managementsystemen“ (DQS) dem Handbuch, das die Vorgehensweise des SIS-Teams im Schulalltag beschreibt, ein Gütesiegel verleihen.

Gefördert wird diese Maßnahme von der BHF-Bank-Stiftung. Klaus Gust, Geschäftsführer der Stiftung, sagt: „Die SIS war auf uns zugekommen mit der Bitte, sie bei der Evaluation ihrer Arbeit finanziell zu unterstützen.“

Das wollte die Stiftung, die vor allemProjekte mitModellcharakter unterstützen will, unter der Bedingung machen, dass auch die Schüler zuWort kommen. Dass diese die SIS größtenteils gut finden, hat die wissenschaftliche Umfrage bestätigt.




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