25.05.2005
Schüler helfen Flutopfern mit Motivkarten
Drei Klassen der Ernst-Reuter-Schule II haben für Tsunami-Opfer im SOS-Kinderdorf in Chennai (Südostindien) Grußkarten gemalt.
Sechs Motive gingen in Druck. Von 6 000 Exemplaren ist schon die Hälfte verkauft, 3 100 Euro Spendengelder gingen ein.
"Ei, nehmen Sie doch zur Wurst noch eine Karte!" Diese und ähnliche Aufforderungen hören derzeit die Kunden der Metzgerei Menzer in Praunheim. Das Geschäft ist eines der vielen in Frankfurts nördlichen Stadtteilen, in denen derzeit Grußkarten mit Blumendesign oder leuchtenden Dschungelpanoramen ausliegen. Sie kosten einen Euro. Ihr Erlös geht zu 100 Prozent an das Dorf in der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Tamil Nadu.
Entstanden sind die Karten, weil Gerrit Knebel Südindien kennt und liebt. Und weil er nach der Tsunami-Welle nicht tatenlos bleiben, sondern etwas gegen das Elend der Menschen, vor allem der Flutwaisen unternehmen wollte. Knebel sprach in der Schule mit den Klassen 6c, 6g und 10b, in denen er Gesellschaftslehre unterrichtet. Dort stieß sein Vorschlag zu einer Hilfsaktion auf offene Ohren. Marina und Marjorie (beide 16 und in der 10b) erinnern sich, dass die ganze Klasse aufgewühlt gewesen sei durch die Katastrophenbilder, die unablässig im Fernsehen zu sehen waren. Marjorie: "Wir wollten helfen, egal wie." Die beiden sechsten Klassen habe die Idee beflügelt, etwas für Gleichaltrige zu tun, die durch die Flut alles verloren hatten. In je zwei Gesellschaftslehrestunden klärte Knebel die insgesamt 67 Schüler über die Lage in der Katastrophenregion auf und entwickelte mit den Jugendlichen ein Konzept unter dem Motto Schüler helfen Schülern. Sie wollten Blumenmotive und Dschungellandschaften für Grußkarten malen, die gedruckt verkauft werden konnten, um Spenden für das SOS-Kinderdorf zu sammeln. Knebel stellte den Kontakt nach Chennai her, die Heimleitung zeigte sich erfreut. Die Kunstlehrer kooperierten spontan: Die Klassen malten in zwei Stunden eine Reihe von Entwürfen. Die leuchtenden Farben stehen extra im Kontrast zum traurigen Schicksal der Flutwaisen. Sie sollen eine optimistische Atmosphäre erzeugen.
Knebel gewann eine Druckerei (Steiner in Alzenau) dafür, sechs Entwürfe zum Selbstkostenpreis als Karten zu drucken. Sechs Sponsoren übernahmen die Druckkosten (je 100 Euro pro Kartenmotiv). So entstanden 6 000 Karten. Das Verteilen haben die Schüler individuell in die Hand genommen. Sie bitten Bewohner, in nächster Zeit die Augen nach ihren Karten offen zu halten. Wer eine Karte kauft, macht Schüler glücklich - in Frankfurt wie in Chennai.
Von Natalie Soondrum
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