03.06.2005
Neues Theaterprojekt für Senioren
Im Schultheater-Studio können Laiendarsteller ab 50 unter professioneller Anleitung Stücke einüben
"Agil statt fragil" heißt das neue Theaterprojekt im Schultheater-Studio Frankfurt. Die Gruppe ist talentiert, hat Spaß miteinander und lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Alles, was der Seniorengruppe noch fehlt sind weitere Theaterspieler.
Die Gruppe soll sich als erstes der Größe nach geordnet an der Wand aufstellen. Sogleich stehen sechs Frauen wie die Orgelpfeifen da. Dann gilt es, sich nach Schuhgröße zu sortieren: Das aber ist komplizierter. Fröhliches gegenseitiges Abmessen der Füße beginnt. Allerdings wird es mit der Reihenfolge schwierig. Elisabeth, Dagmar, Karin und die anderen, alle haben die gleiche Schuhgröße: 41. Gelächter. Die Aufwärmphase ist gelungen.
Die erste Szene wird durchgespielt: "Wer tanzt mit mir?" Musik spielt. Die Damen stimmen sich aufs Tanzen ein. Schauen erwartungsvoll, schlagen die Beine übereinander. Doch leider, leider, alles Warten vergebens. Die Herren Tanzpartner machen sich rar. "Jede einzelne Bewegung muss einen Grund haben, und muss gefühlt sein", kommentiert die 33-jährige Theaterpädagogin Lenka Maria Wolf.
"Die Szenen werden mit den Darstellern gemeinsam entwickelt, eigene Lebensgeschichten können eingebracht werden. Das macht das Spiel interessant", sagt Wolf.
Sie hat immer ein offenes Ohr für Ideen der Spieler. Nur etwas sei mit ihr nicht zu machen: "Einige kamen und wollten ganz konventionell Theater spielen, Schiller rezitieren. Das ist etwas für Profispieler, die müssen sich ihrer Rolle annähern, sie ausfüllen." Beim Laientheater sei es umgekehrt: "Die Rollen sind auf die Darsteller einzustellen. Temperamente, besondere Kenntnisse und Begabungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Das Spiel ist wie eine Blume, die wächst. Man weiß aber nie, in welche Richtung die Blätter wachsen."
Projektleiterin Wolf hat an den Wuppertaler Bühnen Jugend- und Erwachsenentheater inszeniert und ist seit einem Jahr in Frankfurt. Sie freut sich an der Arbeit mit den Senioren: "Sie sind viel gelassener und nicht mehr so eitel wie junge Darsteller".
Dem Ensemble fehlen aber die Männer. "Kommt einer, stelle ich ihn gleich unter Naturschutz, und lasse ihn nicht wieder weg", scherzt Wolf. Jeder ist willkommen, wichtig sei nur Spiellust, Offenheit und regelmäßige Teilnahme. Die meisten Darsteller sind um die 60 Jahre alt. Auch eine 84-jährige Dame mit viel Humor und komischem Talent ist dabei. Im November ist Premiere.
Die Theatergruppe probt donnerstags von 9.30 bis 11.30 Uhr im Schultheater-Studio, Hammarskjöldring 17a. Die Teilnahme kostet monatlich 40 Euro. Anmeldung unter Telefon 78 90 19 81.
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