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07.06.2005

Wir laufen notfalls auch durchs Feuer

Das kühle Lüftchen beim Tag der offenen Tür kam Stefan Schmidt sehr gelegen: «So habe ich mich wenigstens nur auf 50 bis 60 Grad aufgeheizt», freute sich der stellvertretende Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Niederursel, als er sich aus seinem Schutzanzug mit Gasmaske befreien konnte.

Fast wie ein Astronaut mutete er mit der aluminiumbeschichteten Kleidung an, mit der er durchs Feuer gehen kann. Doch dafür konnten ihm die die rund 100 Grad heißen Flammen der Feuerwand nichts anhaben. «Zum Glück braucht man die nur bei wirklich schweren Bränden. Doch bei Einsätzen in Sachsenhausen fand sie schon Verwendung», berichtete Schmidt.

Rund 500 Besucher bestaunten Feuerwehrwagen und Löschgerät in verschiedener Form, ließen sich bei Übungen und Simulationen die verschiedenen Techniken und Arbeitsweisen der Feuerwehr vorführen. Und die setzt nicht nur auf Brandbekämpfung, sondern auch auf Prävention, wie Daniel Wojdono (20) mit einem Topf und einer meterhohen Stichflamme demonstrierte. «Niemals mit Wasser löschen, da das explosiven Wasserdampf bildet, sondern mit einem Deckel oder gegebenenfalls Decken ersticken.» Klingt selbstverständlicher als es ist. «Immer wieder passieren solche Unfälle, etwa beim Hantieren mit Spirituskochern», berichtete Schmidt. Ein ähnliches Problem sind Spraydosen, die mit dem Feuer in Kontakt kommen, und vor denen die Feuerwehrleute mit einer ähnlichen Demonstration warnten. Denn so mancher scheinbar harmlose Vorfall endet mit einem Einsatz.

Mit zwei Löschfahrzeugen und einem Mannschaftswagen ist das für die Freiwillige Feuerwehr technisch kein Problem, auch wenn die Fahrzeuge inzwischen 20 Jahre alt sind. «Die Versorgung mit Licht und Strom könnte besser sein, doch gemessen an der Ausrüstung anderer Wehren und der finanziellen Lage der Stadt können wir zufrieden sein», so Schmidt. Doch die Belastung, von 18 bis 6 Uhr und am Wochenende sogar rund um die Uhr einsatzbereit zu sein, empfinden viele der 27 Einsatzleute doppelt: Zum einen sei es in Zeiten wirtschaftlichen Drucks immer schwieriger, die Auswirkungen auf den Hauptberuf dem Arbeitgeber zu vermitteln. Zum anderen seien nächtliche Einsätze gerade bei Bagatellfällen oder Fehlalarmen sehr strapazierend: «Wenn nachts um zwei Uhr das Funkgerät piept, stehst du senkrecht im Bett», so Schmidt. Im vergangenen Jahr habe sich eine Häufung von Fehlalarmen in Niederursel entsprechend auf die Stimmung im Team ausgewirkt.

Daniel Wojdyno ist mit 20 Jahren noch einer der jungen Leuten im Einsatzteam. Seine Kameraden unter 18 Jahren gehören zu der erst 1991 gegründeten Jugendfeuerwehr, ihnen steht die Entscheidung für die Einsatzabteilung noch bevor. «Ich gehöre hier hin, weil ich gerne anderen Menschen helfe», sagt Michaela Kraft (16) und denkt sogar an eine Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr. Dennis Preußler (15) tendiert eher zur Freiwilligen Wehr in Niederursel, weiß auch um die harten Aufnahmeprüfungen bei den hauptberuflichen Kollegen.

«Mit dem Nachwuchs, den wir über die Jugendfeuerwehr heranholen, können wir die Einsatzabteilung erhalten», stellte Schmidt zufrieden fest. Andere Mitglieder unterstützen die Wehr über einen jährlichen Förderbeitrag von 15 Euro, der zu einem großen Teil für die Weiterbildung ausgegeben wird. Denn die brauchen gestandene und angehende Wehrleute gleichermaßen. Damit sie notfalls durchs Feuer gehen können. (got)




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