10.10.2005
Warum die Vorschule sinnvoll ist
Es war Ende der 1960er Jahre: Die geburtenstarken Jahrgänge sorgten für überfüllte Kindergärten, und besorgte Eltern prangerten die Unterversorgung mit Kindertagesplätzen und für Kindern im Vorschulalter an.
Die damalige Aufbruchstimmung in der Gesellschaft machte auch nicht Halt vor neuen Erziehungskonzepten. Dementsprechend entwickelte sich eine Initiative, die diesem Zustand Abhilfe schaffen wollte. So besonders an der Heinrich-Kromer-Schule in Niederursel. Dort gründeten Eltern eine Vorschule.
Für Franz Biebl von der Freien Elterninitiative an der Heinrich-Kromer-Schule hatte dieses Projekt schon in seinen Anfängen Vorbildcharakter. Doch das Land Hessen entschied sich «gegen ein flächendeckendes Angebot einer speziellen Erziehung an den Grundschulen, im Gegensatz zu beispielsweise Niedersachsen, die ein solches praktizieren», sagt Biebl, der seit zehn Jahren im Vorstand der Freien Elterninitiative tätig ist.
Damit ist die Heinrich-Kromer-Schule mittlerweile landesweit die einzige, die eine Vorschulerziehung von fünf- bis sechsjährigen Kindern anbietet. Dieses Modell spricht die Kann-Kinder an, also «die noch nicht schulpflichtig sind, aber auf Wunsch und bei entsprechender Eignung eingeschult werden könnten». Ein Fakt, der deutlich sichtbar eine Vorschulklasseninstallation nicht nur als sinnvoll, sondern auch als von den Eltern gewünscht erscheinen lässt, ist die Tatsache, «dass Eltern oftmals gegen eine frühere Einschulung sind, aber andererseits ein viertes Jahr in einer Kindertagesstätte ablehnen». Diesem Dilemma könnte eine Vorschulerziehung Abhilfe schaffen, «zumal sich Kinder dann besser akklimatisieren können» und auf die Schule altersgerecht vorbereitet werden. Gegenwärtig bietet die Vorschule 26 Plätze an, die vom Landesjugendamt anerkannt sind. In der Gründerzeit gab es bis zu fünf Klassen mit je zwölf bis 15 Kindern.
Zu den Feierlichkeiten zum 35-jährigen Bestehen der Vorschule in der Heinrich-Kromer-Schule empfand es Franz Biebl «beeindruckend, wie die Gründerväter und -mütter über den damaligen Notstand und die Aufbruchstimmung berichteten». Dass damals bei der Gründung der Vorschule viel Leidenschaft, Engagement und Herzblut im Spiel war, ist den Beiträgen zu entnehmen. Und auch die ersten Schüler, mittlerweile 40 Jahre alt, schilderten am Samstag ihre Eindrücke. Das Fest in der Niederurseler Landstraße 60 flankierte auch eine Ausstellung über die vergangenen fünf Jahre, «in denen sich einiges getan hat bezüglich der Vorschule», erläutert Biebl. Rund 150 Erwachsene nahmen jedenfalls die Einladung zur Geburtsfeier dankend an und erhielten einen Einblick in die nicht immer ganz leichte ehrenamtliche Tätigkeit der Freien Elterninitiative, während die knapp 100 Kinder beim Kinderprogramm «Hits und Kids» sich bestens vergnügten. (tok)
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