27.12.2005
15 Meter machen Müll teurer
Weil die FES wegen einer Schranke längere Wege hat, müssen Mieter nun nachzahlen
Die Mieter in der Bernadottestraße 58 und 58a fielen aus allen Wolken, als ihnen die Betriebskostenabrechnung für ihre Wohnungen für das ablaufende Jahr ins Haus flatterte. Damit verbunden war nämlich eine «Nachforderung in erheblichem Umfang», wie Mieter Bertram Klingelhöfer sagt. Und das alles, weil Falschparker die Zufahrt der Müllabfuhr zum Haus blockieren und die Männer der FES, der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH, die Müllcontainer über eine längere Strecken schieben müssen. «Statt die Falschparker zur Kasse zu bitten sollen die unschuldigen Mieter zahlen», ärgert sich Klingelhöfer.
Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich die Müllgebühren verdoppelt. In Zahlen: «Je nach Wohnung sollen wir 330 bis 380 Euro nachzahlen. Da können viele Familien sich nicht leisten.» Im Haus lebten auch Rentner, die mit ihrem Geld wirtschaften müssten. Oder Familien mit Kindern. «Ein Vater ist arbeitslos, die Familie muss mit Hartz IV auskommen. Mal eben 300 auf den Tisch zu legen, ist da nicht drin.» Immerhin habe die FES in einzelnen Fällen eine Ratenzahlung angeboten.
Gemeinsam mit dem Vermieter, der Wohnheim GmbH, wolle man nach einer Lösung für das Problem suchen. «Vielleicht kann man ja die Müllcontainer an einer anderen Stelle aufstellen.» Etwa auf dem nahen Parkplatz. Dann sei der Weg vom Müllfahrzeug zu den Häusern viel kürzer. Denn wenn die Mülltonnen mehr als 15 Meter zum Fahrzeug geschoben würden, könne die FES laut Gebührensatzung der Stadt zusätzliches Geld erheben. Je weiter der Weg, desto teurer.
Doch auf die Briefe der Mieter habe die Wohnheim GmbH nicht reagiert. «Stattdessen wurden rechtliche Schritte angedroht, als eine Familie die Müllgebühren zurückbuchte und um Aufklärung über die plötzliche Erhöhung bat.»
Dem Problem mit den Falschparkern könne man kaum Herr werden, glaubt Klingelhöfer. Über die Polizei und das Ordnungsamt hätten die Mieter dies bereits des öfteren versucht. «Die haben schon mal Bußgelder verteilt, abschleppen lassen. Aber kaum sind die Ordnungshüter weg, steht da ein anderes Auto.» Oft seien es Fahrzeuge mit auswärtigen Kennzeichen. «Die Leute arbeiten wahrscheinlich im Nordwestzentrum oder kaufen dort ein und sparen so Parkgebühren.»
Mit den Falschparkern habe die Erhöhung der Müllgebühren nichts zu tun, entgegnet Georg Bitterberg, Leiter des Service-Centers Nord der Wohnheim GmbH. «Im Gegenteil: Wir können sogar froh sein, dass die höheren Müllgebühren erst in diesem Jahr erhoben werden.» Denn seit die Zufahrten zu den Häusern vor einigen Jahren durch eine Schranke abgesperrt worden seien, dürfe die Müllabfuhr gar nicht mehr zu den Häusern vorfahren. Insofern seien die höheren Gebühren wegen der längeren Wege eigentlich schon länger fällig. Die FES habe dies in früheren Jahren bloß nicht bemerkt.
Die Wohnheim GmbH suche aber bereits nach einer Lösung. «Aber das ist nicht so einfach.» Auf den nahen Parkplatz könne man die Tonnen nicht stellen. «Das ist öffentlicher Verkehrsraum. Der Müll muss aber auf dem Grundstück gelagert werden.» Auch der Vorschlag der Mieter, dass, wie früher, ein Hausmeister die Tonnen am Leerungstag zur Straße bringe, sei nicht umsetzbar. «Der Hausmeister ist für mehrere Häuser zuständig. Er hat viel zu tun.» Und mehr Personal einzustellen erhöhe die Betriebskosten. Eine mögliche Lösung sei, die Tonnen am Nachbarhaus, Nummer 56, unterzustellen. «Dann müssten die Bewohner der Bernadottestraße 58 aber dorthin laufen, um ihren Müll zu entsorgen.»
«Aber wieso sollen die Müllfahrzeuge nicht zum Haus fahren können? Das ging doch früher auch?» Einen Schlüssel zu der Schranke vor der Notfallzufahrt hätten nur die Feuerwehr und Rettungsdienste, sagt Bitterberg. Die Schranke sei notwendig geworden, weil ständig verbotswidrig vor den Häusern geparkt worden sei. Für Rettungswagen sei kein Durchkommen mehr gewesen. «Wir haben keine Schlüssel für die Schranken», bestätigt auch FES-Sprecher Michael Hahn. Für eine Zufahrtsmöglichkeit sei hingegen nicht die FES, sondern die Stadt zuständig. (hau)
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